Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Blood Hunt Sonderband: Dracula/Strange Academy.
Erscheinungsdatum | 18.03.2025 |
Zeichner | Eric Gapstur, Luigi Zagaria |
Autor | Daniel José Older, Danny Lore |
Format | Softcover |
Seitenanzahl | 160 |
Stories | Dracula: Blood Hunt 1–3, Strange Academy: Blood Hunt 1–3 |
Preis | 20,00€ |
Inmitten der blutgetränkten Schatten von Blood Hunt öffnet Marvel mit dem Sonderband Dracula/Strange Academy gleich zwei sehr unterschiedliche Türen ins Übernatürliche – jede mit ihrer ganz eigenen Tonlage und Erzählrichtung. Dabei handelt es sich nicht um eine direkte Begegnung, sondern um zwei voneinander unabhängige Geschichten, die jedoch beide auf ihre Weise das Thema Dunkelheit im Marvel-Kosmos ausloten.
Die erste Geschichte widmet sich keinem Geringeren als Dracula – dem legendären Vampirfürsten, der bereits seit den 1970er-Jahren durch Marvels Horror-Gefilde geistert. Einst eingeführt in Tomb of Dracula, hat sich der untote Aristokrat über die Jahrzehnte hinweg als facettenreiche Figur etabliert: mal Widersacher, mal Antiheld, oft grausam – und nie ganz berechenbar. Im Kontext von Blood Hunt wird seine Rückkehr ins Rampenlicht zur Frage nach Loyalitäten, Macht und Überleben in einer Welt, die vom Vampirismus überrannt zu werden droht.
Ganz anders, aber nicht minder spannend präsentiert sich die zweite Geschichte rund um die Strange Academy – eine magische Ausbildungsstätte für junge Talente, 2020 von Skottie Young und Humberto Ramos ins Leben gerufen. Sie steht für jugendliche Perspektiven auf die mystischen Kräfte des Marvel-Universums, für Freundschaft, Selbstfindung und Chaos im Klassenzimmer – mit einem Fuß in der Dimension von Dormammu und dem anderen im Teenagerdrama.
Zwei Storys, zwei Tonlagen, ein gemeinsamer Rahmen: Blood Hunt verwebt Altes und Neues, Kult und Moderne. Doch wie gut gelingt das in diesem Sonderband wirklich?
Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!
Inhalt:
Dracula steht vor einer heiklen Mission: Er soll Brielle, die toughe Tochter von Blade, für einen düsteren Pakt gewinnen – doch bevor er überhaupt zu ihr vordringen kann, stellt sich ihm niemand Geringeres als Daredevil in den Weg. Währenddessen wagen sich die jungen Magier der geheimnisvollen Strange Academy an einen uralten, gefährlichen Zauber aus dem verlorenen Darkhold, um der blutigen Vampir-Invasion ein für alle Mal ein Ende zu setzen.
Beides sind sehr gelungene Geschichten, jede mit ihrem eigenen Vibe – und mit der Gemeinsamkeit, dass sie die laufende Blood Hunt-Storyline nicht nur sinnvoll ergänzen, sondern auch wichtige Lücken schließen. Ich fand es in den bisherigen Blood Hunt-Bänden teilweise verwirrend, wo Dracula und Bloodline gerade stecken oder warum die Strange Academy plötzlich bei Doctor Doom auftaucht. Dieser Sonderband schafft hier Klarheit – und das auf eine spannende, unterhaltsame Art.
Natürlich wird man, wie so oft, eine der beiden Geschichten bevorzugen (in meinem Fall ganz klar Dracula, weil ich durch und durch Daredevil- und Blade-Fanboy bin). Trotzdem muss ich sagen: Beide Comicreihen haben ihren ganz eigenen Charme. Dracula ist düster, brutal und wirft spannende Fragen rund um Bloodlines persönliche Interessen auf, während Strange Academy jugendlicher, verspielter wirkt, dafür aber mit vielen schönen Charaktermomenten punktet.
Was beide Geschichten nicht leisten – und auch nicht leisten wollen – ist Eigenständigkeit. Ohne Vorwissen zu Blood Hunt wird man vieles nur bedingt verstehen. Doch als Ergänzung zur Haupthandlung funktionieren sie hervorragend: überraschend, voller starker Momente und mit einem unverwechselbaren Flair.
Zeichnung:
Auch stilistisch unterscheiden sich die beiden Hälften deutlich: Eric Gapstur (Dracula) und Luigi Zagaria (Strange Academy) liefern zwei sehr unterschiedliche, aber hervorragend passende Zeichenstile. Dracula ist düster, roh und voller Gewalt, während Strange Academy heller, lebendiger und etwas verspielter wirkt – trotz der ernsten Bedrohung durch die Vampire.
Beide Geschichten glänzen mit dynamischen, ausdrucksstarken Panels und mitreißender Action, die gerade die Kampfszenen richtig wuchtig und pompös erscheinen lässt. Visuell ist dieser Band definitiv ein Genuss – mit Bildern, die hängen bleiben.
Fazit zu Blood Hunt Sonderband: Dracula/Strange Academy:
Dracula/Strange Academy ist ein spannender Sonderband, der zwei sehr unterschiedliche, aber gleichermaßen faszinierende Perspektiven auf das Übernatürliche im Marvel-Universum eröffnet. Dabei punktet der Band vor allem mit seiner thematischen Vielseitigkeit: Die eine Geschichte ist düster, blutig und ernst, die andere jugendlich, magisch und emotional – beide jedoch vereint durch die Bedrohung der Vampirinvasion aus Blood Hunt.
Besonders gelungen ist, wie der Band bestehende Lücken in der Hauptstory von Blood Hunt schließt. Wer sich beim Lesen der Eventreihe gefragt hat, wo Dracula abgeblieben ist oder wie sich die Strange Academy in die Gesamthandlung einfügt, bekommt hier überzeugende und gut erzählte Antworten. Insofern ist der Band nicht bloß ein Anhängsel, sondern eine wichtige Erweiterung des Gesamtbilds – ein Puzzle-Stück, das der großen Story mehr Tiefe verleiht.
Auch stilistisch überzeugt der Band auf ganzer Linie. Die beiden Zeichenstile von Eric Gapstur und Luigi Zagaria passen perfekt zu den jeweiligen Geschichten: Die Dracula-Episode ist atmosphärisch dicht, kantig und brutal, während Strange Academy durch Leichtigkeit, Farbe und Ausdruckskraft glänzt. Trotz ihrer Unterschiede transportieren beide Zeichnungen die jeweilige Stimmung hervorragend und bieten einige richtig starke visuelle Highlights – vor allem in den Actionsequenzen.
Natürlich hängt der persönliche Lesespaß auch davon ab, mit welcher Figur oder Stimmung man mehr anfangen kann. Wer es düster und dramatisch mag, wird Dracula lieben. Wer eher auf junge Magie, Teamdynamik und schräge Ideen steht, wird bei Strange Academy voll auf seine Kosten kommen. Aber gerade diese Gegensätzlichkeit macht den Reiz dieses Sonderbands aus: Er zeigt, wie vielgestaltig das Übernatürliche bei Marvel sein kann – ohne dass eine der Geschichten die andere in den Schatten stellt.
Insgesamt ist Dracula/Strange Academy also ein gelungener, abwechslungsreicher Tie-in-Band, der nicht nur ergänzt, sondern bereichert. Er bietet kurzweilige, packende Unterhaltung mit Charaktertiefe, gelungenem Worldbuilding und starkem Artwork – und ist damit eine lohnende Lektüre für alle, die sich tiefer in die Welt von Blood Hunt begeben wollen.