Wir alle haben Regisseure, deren Filme wir lieben und deren Namen wir bei der Ankündigung eines Films gerne im Trailer lesen. Manchmal handelt es sich dabei um wirklich ausgezeichnete Regisseure, die viele lieben, manchmal sind es aber auch die kleinen oder eben diejenigen, deren Filme zwiespältiger aufgenommen werden. In die letzte Kategorie fällt für mich persönlich eindeutig Oz Perkins. Der Regisseur ist wohl am bekanntesten für seine Horrorumsetzung des bekannten Märchens Hänsel und Gretel, welcher er den kreativen Namen Gretel & Hansel verpasst hat.
Für mich ist Oz Perkins aber ein Regisseur geworden, bei dem ich die Lauscher aufmache, seit er den Film Longlegs gemacht hat. Ein wirklich verstörender Thriller mit Nicolas Cage als Antagonist. Ich habe mitbekommen, wie man diesen Film sowohl gefeiert als auch gehasst hat, ich selbst mochte aber die sehr weirde Herangehensweise und den Mut, hier mit sehr unangenehmen Szenen zu spielen. Es war eine Art Vorreiter zu dem, was dieses Jahr der Film Weapons wurde. Auch The Monkey empfand ich persönlich als wirklich unterhaltsame Horrorkomödie voller kreativer Energie und wirklich verdammt witzigem Humor.
Keeper geht hier jetzt einen anderen Weg. Es ist eher ein ernster Horrorfilm voller klassischer Elemente und dem bekannten Oz-Perkins-Charme. Warum das diesmal aber nicht reicht, ihr dem Film im Kino aber trotzdem eine Chance geben solltet, erfahrt ihr in dieser Filmkritik.

Weird ist dieser Film auf alle Fälle…
Erstmal vorweg: Wir durften uns vorab den Film im Heimkino ansehen und haben dadurch keinen wirklichen Bezug zur Kinofassung. Der Film erscheint genau heute am 20. November in den Kinos, sieben Tage nach dem US-Kinostart. Keeper handelt von Liz, die zu ihrem Jubiläum mit ihrem Partner Malcolm auf ein romantisches Wochenende in eine einsame Hütte mitten im Wald fährt. Doch kaum sind sie angekommen, wird Malcolm unerwartet zurück in die Stadt gerufen und Liz bleibt allein in der Stille des Waldes zurück. Was zunächst wie eine harmlose Nacht in Abgeschiedenheit wirkt, verwandelt sich rasch in einen Albtraum, als in der Hütte eine ungreifbare, finstere Präsenz erwacht, die Stück für Stück ihre grausigen Geheimnisse offenbart.
Keeper ist auf alle Fälle eines: richtig schön weird. Egal ob es die Hauptfigur ist, die Scheiße isst, oder das wirklich komische Verhalten von Malcolm, hier gibt es sehr viele unangenehme Szenen. Es ist auch nicht dieses Cringe-unangenehm, sondern das Oz-Perkins-unangenehm-schauderhafte, das ich auch schon in Longlegs mochte. Hier sind so viele Szenen dabei, die mir richtig gut gefallen haben. Besonders das Ende und das Monsterdesign sind für mich persönlich das klare Highlight dieses Films. Ich hoffe sehr, mehr von den Monstern zu sehen und zu erleben, wohin sich dieses Ende entwickeln kann, wären da nicht…

…leider nur sehr langweilig.
Wären da nicht die vielen langweiligen Momente, welche die nicht vorhandene Geschichte ständig ausbremsen. Hier kommt nämlich das Ding: Ich brauche im Horror keine gute Story oder eine Handlung, die wirklich gut ist, wenn der Horror oder zumindest die Spannung stimmt. Das ist hier teilweise auch der Fall, der gute Horror wird aber ständig von purer Langeweile unterbrochen, die so gar nichts zur Geschichte oder zu den Charakteren beiträgt. Auch der Horror wird so gar nicht von diesen Momenten untermauert. Wenn nichts passiert, dann passiert auch einfach nichts. Es fühlt sich einfach nicht ausgereift an und als hätte man noch Zeit gebraucht. Vielleicht ist das auch so, bedenkt man, dass es neben The Monkey sein zweiter Film dieses Jahr ist.
Und naja, durch all das bleibt man einfach mit einem Film zurück, der zwar echt gute Momente bietet, welche aber von nicht ganz so guten Szenen und einer miesen Handlung überschattet werden. Ich weiß so sehr, dass Oz Perkins das besser kann und deswegen bleibe ich dem Regisseur treu, auch wenn Keeper eher ein Fleck auf der sonst so weißen Weste des Horrorregisseurs wird.
Fazit zu Keeper:
Keeper ist ein Film, der zweifellos Mut beweist und sich nicht davor scheut, dem Publikum ein seltsam verstörendes Erlebnis zu bieten. Die kreative Handschrift von Oz Perkins ist in jeder Szene spürbar. Besonders das unheimliche Monsterdesign und das starke Finale zeigen, wie viel Potenzial in diesem Konzept steckt und wie gut der Regisseur unnötige Konventionen umgehen kann, um etwas Eigenes zu schaffen.
Gleichzeitig kämpft der Film jedoch mit einer träge erzählten Handlung, die immer wieder in langatmige Momente abrutscht. Diese Passagen nehmen dem Horror die Wucht und bremsen die Spannung spürbar aus. Man merkt, dass hier vieles atmosphärisch funktioniert, aber nicht alles dramaturgisch. Das sorgt am Ende dafür, dass manche Szenen stark beeindrucken, während andere schlicht verpuffen.
Trotz dieser Schwächen bleibt Keeper ein Film, den man sich als Horrorfan durchaus ansehen sollte. Er zeigt, wohin sich Oz Perkins entwickelt und welche ungewöhnlichen Wege er für seine Visionen wählt. Wer sich auf die merkwürdige Stimmung einlassen kann und geduldig bleibt, wird mit einigen wirklich faszinierenden Momenten belohnt. Auch wenn dieser Film nicht an seine stärkeren Werke heranreicht, macht er neugierig auf das, was der Regisseur als Nächstes erschaffen wird.
