Life is Strange im Test – Immer noch ein narratives Meisterwerk

von Robin S.
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Life is Strange müssen wir im Jahr 2024 wohl niemandem mehr als Geheimtipp vorstellen. Das narrative Abenteuer, entwickelt von Dontnod Entertainment und gepublished durch Square Enix, hat 2015 für enorme Wellen gesorgt und wurde über die Jahre mit vielen Preisen und Auszeichnungen überhäuft. Zwar konnten die Fortsetzungen nur bedingt an den Erfolg des Originals anknüpfen, trotzdem waren auch diese Adventure-Games von der Extraklasse. Seit Life is Strange: True Colors ist Dontnod Entertainment selbst nicht mehr an der Marke beteiligt. Hier übernahm Deck Nine Games und hat sich für einen Weg abseits der Episodenstruktur entschieden. Dontnod arbeitet derzeit mit Lost Records: Bloom & Rage zwar immer noch an einem Episoden-Adventure-Game, man hat sich aber schon lange von seinem „Baby“ Life is Strange verabschiedet. Lost Records: Bloom & Rage soll am 18. Februar 2025 mit der ersten Episode bzw. dem ersten Tape erscheinen.

Deck Nine Games ist unterdessen derzeit dabei, den neuesten Teil von Life is Strange zu entwickeln. Dieser trägt den Titel Life is Strange: Double Exposure und wird nicht nur eine weitere Geschichte im namensgebenden Universum sein, sondern auch eine Fortsetzung zu Max Caulfields Story aus dem ersten Spiel bieten. Richtig gehört – es geht im neuen Life is Strange weiter mit der Figur Max Caulfield, nur eben unter einem neuen Entwickler. In diesem Beitrag soll es aber nicht um das neueste Spiel des Franchise gehen. Um uns auf das am 15. Oktober erscheinende Life is Strange: Double Exposure vorzubereiten, haben wir noch einmal einen Blick auf das Originalspiel geworfen und somit noch einmal die Geschichte von Max Caulfield erlebt. Unser Spieldurchlauf fand auf der PlayStation 5 statt, wurde aber mit der PlayStation 4-Version durchgeführt. Erfahrt in diesem Test, ob das narrative Abenteuer heute immer noch einen Durchlauf wert ist und wie gut sich das Erkunden von Arcadia Bay im Jahr 2024 anfühlt. Viel Spaß mit unserem neuen Test zu allen 5 Episoden von Life is Strange.

Life is Strange im Test – Immer noch ein narratives Meisterwerk

Es lohnt sich, die Zeit zurückzudrehen

Was in der Zwischenüberschrift wie eine Anspielung auf die Zeitmechanik im Spiel verstanden werden kann, ist mehr ein Ausdruck dafür, dass wir Life is Strange auch 2024 in seiner Erzählung als wirklich gutes Videospiel wahrnehmen. Die Geschichte rund um Max Caulfield und ihre Freunde ist immer noch so aktuell wie vor 9 Jahren. Mobbing, verstorbene Familienmitglieder oder auch Erfolgsdruck sind Thematiken, die wir alle kennen und mit denen wir alle in irgendeiner Form schon einmal in Verbindung gekommen sind. Es ist schwer, Schüler zu sein, und das zeigt Life is Strange mit seiner Story stetig auf. Manchmal ist es schon fast gruselig, wie nahbar sich die Geschehnisse anfühlen, auch wenn man als Videospiel hier und da doch ein wenig übertrieben wirkt. Anders wäre das Spiel aber auch ganz schön langweilig geworden.

Die Stärke der Narrative liegt natürlich nicht nur in den starken Thematiken, sondern vor allem auch in den Entscheidungen, mit denen wir selbst die Geschichte formen und voranbringen können. Wer nicht auf seine Mitschüler eingeht oder nicht bereit ist, Opfer zu bringen, sieht sich schnell fatalen Folgen gegenüber, die euch sicherlich die Laune verderben werden. Hierbei wurde das Thema Zeitreise toll eingearbeitet, da es nicht nur den Grundstein der Erzählung bildet, sondern auch die Möglichkeit eröffnet, Entscheidungen innerhalb eines kurzen Zeitraums rückgängig zu machen, damit man sich doch noch einmal anders entscheiden kann. Sich aus Versehen falsch zu entscheiden, ist also nicht möglich. Wer hier eine Entscheidung trifft, ist sich also wirklich ihrer bewusst, was den Konsequenzen eine noch stärkere Gewichtung gibt.

Ein besonderes Lob müssen wir aber immer noch an das Ende des Spiels verteilen. Trotz seiner 9 Jahre wollen wir euch Life is Strange auf keinen Fall spoilern, weshalb wir uns in diesem Abschnitt bemühen werden, so vage wie möglich zu bleiben. Es ist einfach genial, wie man sich am Ende zwar dazu entschieden hat, etwas die Gewichtung aus den getroffenen Entscheidungen herauszunehmen, dafür aber ein Ende zu erzeugen, welches nicht nur die Zeitreise, sondern den gesamten Schmetterlingseffekt herausfordert. Wer sich mit diesem auskennt, der weiß, wovon wir an dieser Stelle sprechen. Ein Ende, das wir bis heute nicht vergessen konnten und das uns auch beim erneuten Durchspielen das Herz gebrochen hat.

Life is Strange im Test – Immer noch ein narratives Meisterwerk

Mehr als nur ein Walking Simulator?

Wir finden Life is Strange richtig klasse – das sollten wir im ersten Teil dieser Kritik wohl genug kundgetan haben. Trotzdem ist der Titel, wie jedes andere Videospiel, nicht frei von Fehlern. So muss man sich immer wieder die Frage stellen, ob der Titel überhaupt mehr als ein stupider Walking Simulator ist, in dem wir zwar Entscheidungen treffen dürfen, jedoch nicht wirklich von den Inhalten herausgefordert werden. Während wir damit zum Beispiel beim ersten Mal Durchspielen überhaupt kein Problem hatten, konnten wir diesmal nicht anders, als uns Quick-Time-Events zu wünschen, wie sie in den Spielen von Telltale oder Supermassive Games Standard sind. Das mag jetzt etwas subjektiv klingen und vor allem etwas unfair, da sich Life is Strange doch mit einer ruhigeren Geschichte auseinandersetzt. Nichtsdestotrotz hätte man so für mehr Abwechslung sorgen können und nicht für Momente, in denen wir relativ schnell zum Handy gegriffen haben.

Generell ist es auch etwas einfach zu antizipieren, welche Entscheidungen zu guten Ergebnissen führen und bei welchen wir uns mit schlechten Enden zufriedengeben müssen. Auch die Zeitreise-Mechanik sorgt für einfachere Rätsel und noch viel einfachere Wege, sich mit den Gefahren dieser Welt auseinanderzusetzen. Das ist so schade, bedenkt man, wie fantastisch die Geschichte von Life is Strange ist. Dadurch wird diese natürlich nicht ausgebremst, es wird aber abseits der Mystery-Aspekte nie spannend oder fordernd.

Andererseits dürfen sich Trophäenjäger in diesem Spiel besonders freuen. Da wir Life is Strange auf der PlayStation gespielt haben, gab es neben den Ingame-Erfolgen natürlich auch Trophäen. Diese sind relativ einfach zu erhalten, da es nicht nur darum geht, alle optionalen Fotos zu finden, sondern weil ihr nach dem Durchspielen in jede Szene zurückkehren könnt und auch genau angezeigt bekommt, wo ihr noch Fotos übrig habt. Wer also mal wieder Lust auf eine einfache Platin-Trophäe hat, ist mit Life is Strange gut bedient und muss sich keine Sorgen machen, welche optionalen Inhalte man unbedingt im Hinterkopf behalten muss. Zudem ist das Spiel mit gerade einmal 10 Stunden auch nicht allzu lang, was also auch bedeutet, dass niemand eine Ausrede hat, den Titel vor dem kommenden Life is Strange: Double Exposure nachzuholen oder noch einmal zu spielen.

Fazit zu Life is Strange:

Life is Strange ist auch nach neun Jahren immer noch ein beeindruckendes Meisterwerk des narrativen Game-Designs. Die tiefgreifende und emotional bewegende Geschichte rund um Max Caulfield bleibt zeitlos relevant und packt Spielerinnen und Spieler nach wie vor mit ihren Themen wie Mobbing, Verlust und dem Druck, in einer komplexen Welt Entscheidungen treffen zu müssen. Die Kombination aus starken Charakteren, intensiven Entscheidungen und der einzigartigen Zeitreisemechanik schafft ein Erlebnis, das sich deutlich von anderen Spielen abhebt.

Auch wenn das Spiel nicht frei von kleineren Schwächen ist – etwa die oft als zu simpel empfundenen Spielmechaniken und die teils vorhersehbaren Konsequenzen von Entscheidungen – mindert das kaum den Gesamteindruck. Life is Strange beweist, dass es mehr als nur ein „Walking Simulator“ ist, indem es eine emotionale Tiefe erreicht, die nur wenige Spiele bieten. Die Entscheidungsmöglichkeiten und die Konsequenzen, die daraus resultieren, verleihen dem Spiel eine besondere Schwere und Nachdrücklichkeit, die noch lange nach dem Abspann nachhallen.

Für Veteranen der Serie und Neulinge gleichermaßen bleibt Life is Strange ein Pflichtspiel, das durch seine Erzählkunst und seine einprägsamen Momente glänzt. Mit einer Spielzeit von etwa 10 Stunden ist es außerdem genau richtig für ein intensives, aber nicht zu langes Spielerlebnis. Wer sich auf die bewegende Geschichte einlässt, wird belohnt – und sollte das Spiel unbedingt vor der Veröffentlichung des kommenden Life is Strange: Double Exposure noch einmal genießen.

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