Ten Dates bei uns im Test

von Dennis
0 Kommentar/Kommentare:

Make out and make love, Millennials! Wir hatten zehn romantische Dates und verraten euch exklusiv, ob’s gefunkt hat oder wir uns lieber wieder alleine vor den Bildschirm verkrümeln. Unser Test zur romantischen FMV-Komödie Ten Dates auf der Nintendo Switch.


Ten Dates 4 Ten Dates bei uns im Test

Seufz, Liebe kann ja so schön sein. Zumindest dann, wenn wir sie bereits gefunden haben. Gemeinsam auf dem Sofa lümmeln, in den Urlaub fahren, alles miteinander teilen, den…verdammten Staubsauger schon wieder anschmeißen, weil sich der Typ nicht die Schuhe im Flur ausziehen kann! Hach, wie romantisch. Ein Stück von diesem Kuchen möchten jedenfalls auch Misha und ihr bester Freund Ryan abhaben. Die beiden Millennials aus London sind nämlich schon eine ganze Weile auf der Suche nach der Person ihres Herzens und versuchen ihr Glück nun beim Speed-Dating, das sie mit fünf potentiellen Partnern zusammenwürfelt. Jetzt sind Charme und Wortwitz gefragt, um einen oder eine dieser KandidatInnen von uns zu überzeugen, sofern wir das denn überhaupt wollen.

Ja, auf dem Papier wirken alle Ten Dates-Charaktere wie stereotype Abziehbilder aus dem zerknitterten Stickerbogen ihrer Generation. Doch…

Als Nachfolger zu Five Dates, versteht sich selbstverständlich auch Ten Dates als interaktive FMV-Erfahrung. Soll heißen: Wir wohnen zahlreichen Realfilm-Sequenzen bei, dürfen aber an dafür vorgesehen Punkten eigene Entscheidungen aus mehreren Antwortmöglichkeiten treffen und so den Verlauf der Geschichte beeinflussen. Was in bisherigen Titeln des Entwicklers und Publishers Wales Interactive noch ein übergeordnetes Narrativ verändern konnte, besinnt sich jetzt natürlich ausschließlich auf sich verzweigende und in mehrere Richtungen entwickelnde Ketten aus Gesprächsthemen und Beziehungskomplexen – ist dafür aber nicht weniger spannend!

Von der durchaus amüsanten Einleitung angefixt, entscheiden wir uns zunächst für einen der beiden Charaktere, dürfen also als klar definierte weibliche oder männliche Person in die Schlacht der Herzen ziehen. Sowohl Mischa als auch Ryan entpuppen sich als erstaunlich sympathische Individuen der Generation Y, die uns mit ihrer Persönlichkeit und Rhetorik schön den Spiegel vorhalten und bereits früh zum Schmunzeln verleiten. Außerdem bestimmen wir zu Beginn noch über Beruf, Hobbys und ein paar weitere Merkmale, was der individuellen Erfahrung und möglichen Identifikation mit unserem Alter Ego nur zugutekommt.

Ten Dates 6 Ten Dates bei uns im Test

What is love? Baby, don’t hurt me…

Da sitzen wir also, als Ryan, mit pochendem Herzen und nervösen Fingern am Cocktail-Glas und begrüßen unser erstes Date. Dabei trinkt Toni gar keinen Alkohol. Die professionelle Fußballerin setzt auf isotonische Getränke und nutzt den kleinen Tisch der gemütlichen Bar ohnehin viel lieber als improvisierte Streckbank, schließlich steht das nächste Turnier bereits an. Hm, irgendwie merkwürdig. Nach einer kleinen Konversation über, wer hätte es gedacht, Sport und Bewegung, sind die sechs Minuten aber auch schon wieder vorbei und wir treffen auf Brandy, eine sehr, nunja, selbstbewusste Persönlichkeit, die auf den üblichen Influencer-Plattformen ein Zuhause gefunden hat und mit eigenem Content über Mode ihr Geld verdient. Schnell weiter, denken zumindest wir, und finden mit Azalea den genauen Gegenpol zu unseren bisherigen Begegnungen. Frech, rockig, selfmade, aber eben auch verdammt eigensinnig und angriffslustig.

Mehr wollen wir euch an dieser Stelle gar nicht verraten, aber vielleicht mit ein paar Vorurteilen aufräumen. Ja, auf dem Papier wirken alle Ten Dates-Charaktere wie stereotype Abziehbilder aus dem zerknitterten Stickerbogen ihrer Generation. Doch das ist durchaus so gewollt und viel mehr hämisch-humoristische Intention eines karikativen Ansatzes, der sich hier als so herrlich satirischer Seitenhieb auf die moderne Datingkultur und ihre Liebessüchtigen Millennials präsentiert, später aber einer überraschend bunten Charakterentwicklung weicht.
Im Ernst, Ten Dates leistet einen hervorragenden Job bei der Ausarbeitung seiner Charaktere, setzt diese Stereotype bewusst ein, um auf humorvolle Weise damit zu spielen, aber genauso die Wand der vierten Dimension zu durchbrechen und uns die Frage zu stellen, mit welchen Vorurteilen wir den Menschen eigentlich begegnen. Selbstverständlich hat die Sportbegeisterte Toni weitaus mehr zu bieten, als bloß Themen über Fußball und Ausdauertraining und auch Azalea’s steinharte Persönlichkeit verfügt ganz sicher über eine liebevolle Seite – wir müssen es nur herausfinden.

Die Metaebene von Ten Dates aber mal beiseitegeschoben, glänzt der Cast ohnehin durch sein natürliches und überzeugendes Schauspiel und eine angemessene Diversität. Vom nerdigen Serien-Freak, über Aufmerksamkeits-vernarrte Influencer, bis hin zum hoffnungslosen Romantiker treffen wir wirklich auf jede erdenkliche Persönlichkeitsrolle, wovon selbst das minimale Gameplay profitiert. Schließlich wissen wir nie, wie jemand auf unsere Antworten, Fragen oder Handlungen reagiert. Azalea hat beispielsweise schon genug, als wir uns in einen eigentlich harmlosen Streit zwischen ihr und einem aufdringlichen Barbesucher einmischen wollen – sie handhabt solche Situationen eben lieber selbst, das hätten wir ahnen müssen. Toni hingegen weiß unsere Ehrlichkeit zu schätzen, indem wir ihr konkret sagen, von Sportarten überhaupt keine Ahnung zu haben. Die Devise lautet: Ehrlich bleiben, dabei aber auch mal über den eigenen Tellerrand schauen, was vom großartigen Writing, den nachvollziehbaren Dialogen und dem spannenden Spiel der Persönlichkeiten gestützt wird und uns tatsächlich überraschend gut unterhält.

Konnten wir übrigens während der ersten Dating-Runde bereits eine oder mehrere charismatische Personen ausfindig machen und ihr Interesse wecken, freuen wir uns auf ein Wiedersehen. Generationsbedingt checken wir vorher natürlich noch schnell die Social Media-Accounts der PartnerInnen in spe und hinterlassen wohlwollende Likes auf Fotos und Beiträgen, was dann später sogar entsprechend kommentiert wird. Aber Moment mal, Ryan trifft fünf Frauen und Misha fünf Kerle? Da fehlt doch was…

Ten Dates 3 Ten Dates bei uns im Test

Oh, wait, you’re gay…?

Zugegeben, wir waren etwas enttäuscht, dass uns Ten Dates erstmal in ein so festes, strikt heterosexuelles Korsett presst. Doch die Puste geht dem Titel damit nicht so schnell aus und es gibt, ohne diesen tollen Moment spoilern zu wollen, einen relativ frühen Punkt im Spiel, an dem wir die Regenbogenflagge endlich ausrollen dürfen und damit auch die Auswahl weiterer Dating-PartnerInnen beeinflussen. Durch seinen fulminant unspektakulären Umgang mit der Thematik und diesem ja doch sehr abrupten Wechsel innerhalb des Spielverlaufs, liefert Ten Dates gleichzeitig aber auch ein echtes Paradebeispiel für gelungen integrierte Vielfalt. Dass Ryan nun plötzlich lieber Männer datet, wird von Misha überhaupt nicht kommentiert. Sie freut sich einfach für ihren besten Freund und hofft, ihn bald auf Wolke Sieben schweben zu sehen.

Umgekehrt funktioniert das natürlich genauso und wir dürfen auch mit Misha nach Partnerinnen Ausschau halten. Besonders vorbildlich: Wir schlagen damit keine gezwungene Route ein. Gleichgeschlechtliche Dating-Matches schließen Personen des anderen Geschlechts nicht automatisch aus. Wer dafür also offen ist und sich rein an der Persönlichkeit seines oder ihres Gegenübers orientieren möchte, darf das mit Ten Dates gerne tun.

Oh, und neben insgesamt zehn erfolgreichen Enden, haben wir natürlich auch wieder die Möglichkeit, es so richtig zu vermasseln und letztendlich alleine dazustehen. Torschlusspanik lässt grüßen, bietet dadurch aber ebenso hohen Wiederspielwert. Mit einer gesamten Realfilm-Länge von ca. 12 Stunden, kostet jeder Durchgang gerade einmal eine knappe Stunde unserer kostbaren Zeit und lockt so immer wieder vor den Bildschirm. Die Übersicht behalten wir dabei jederzeit, dafür sorgt ein klar strukturiertes Verzeichnis über die gesamte Besetzung, unseren Beziehungsstatus zu den jeweiligen Charakteren und viele weitere Details.

Wie und vor allem als was ihr Ten Dates letztlich erlebt, ist allerdings eine absolut individuelle Frage. Wir, in diesem Fall der Redakteur des Beitrags, stecken zum Beispiel seit über 16 Jahren in einer festen Beziehung und es war wirklich erfrischend und belustigend zugleich, zu sehen, wie sich Menschen heutzutage daten. Der romantische Gedanke lässt sich aber genauso gut beiseiteschieben, denn die sympathischen, jederzeit nachvollziehbar agierenden DarstellerInnen und ihre überragend geschriebenen Dialoge laden nach über drei Jahren des sozialen Abstandnehmens endlich wieder dazu ein, neue Menschen und interessante Geschichten kennenzulernen. Wenn auch erstmal ganz vorsichtig vor dem Bildschirm, vielleicht ja zum Üben.

Ten Dates 7 Ten Dates bei uns im Test

Die komplizierte Sprache der Liebe

Die von uns getestete Version von Ten Dates für die Nintendo Switch macht in Sachen Technik keinerlei Abstriche. In knackig scharfem Full-HD auf dem großen Bildschirm oder in ebenso noch ansehnlichen 720p überzeugt uns die Präsentation selbst im Handheldmodus der Hybridkonsole. Doch die technische Raffinesse hat auch seinen Preis, mit knapp 20GB mussten wir im Vorfeld ordentlich Speicherplatz freischaufeln. Apropos, da es sich bei Ten Dates um eine vorwiegend filmische Erfahrung handelt, möchten wir abseits der Besetzung gerne noch die gelungenen Setpieces und deren Inszenierung loben. Der Titel fängt das Londoner Bar-Leben wirklich stilsicher ein und überzeugt uns zwischen den Treffen mit hübschen Stock-Aufnahmen der Stadt, schwenkenden Gläsern und fröhlich feiernden Menschen. Kamera und Schnitt tun ihr Übriges und verwandeln die Atmosphäre des Titels in ein heiter-gemütliches Ambiente, dem wir nur zu gerne beiwohnen.

Allerdings müssen wir dafür zwangsläufig fortgeschrittene Englisch-Kenntnisse mitbringen. Stimmen, Untertitel und Bildschirmtexte gibt es ausschließlich im britischen Original. Auf eine deutsche Lokalisierung wurde erneut komplett verzichtet. Und während wir schon so schön meckern, wollen wir doch auch gleich noch auf ein verstecktes Hilfsmittel hinweisen. Normalerweise haben wir für jede Antwortmöglichkeit nur wenige Sekunden Zeit. Das stresst ordentlich, vor allem wegen der Sprachbarriere. Der Streamer-Modus hebelt dieses Manko allerdings aus. Vorwiegend um Content-CreatorInnen die Chance zu geben, sich mit ihrer Community darüber abzustimmen. Logisch, dass diese Funktion auch für Solo-SpielerInnen nützlich ist, um sich eine passende Antwort nochmal durch den Kopf gehen zu lassen. Das hätten wir tatsächlich gerne früher gewusst und hoffen, diese Option durch zukünftige Updates als besser deklarierte Funktion zukünftig in den Spieleinstellungen zu finden. Immerhin gibt es dafür sinnvoll integrierten Touchscreen-Support und die Möglichkeit, das Geschehen abseits der Interaktionen jederzeit zu pausieren.


Ten Dates 8 Ten Dates bei uns im TestTen Dates 5 Ten Dates bei uns im TestTen Dates 2 1 Ten Dates bei uns im Test

 

Ten Dates ist seit dem 14. Februar 2023 für Xbox, Playstation, Nintendo Switch, Mobilgeräte und den PC via Steam und Epic Games verfügbar. Zu einem Preis von 15,99€ wird der Titel ausschließlich digital in den jeweiligen Stores angeboten.
Für diesen Test von Ten Dates auf der Nintendo Switch wurde uns freundlicherweise ein Reviewcode vom Publisher Wales Interactive zur Verfügung gestellt. Screenshots stammen aus dem offiziellen Pressekit.

Das wirst Du auch mögen:

Laß einen Kommentar da:

Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden. Näheres findest Du in unserer Datenschutzerklärung Akzeptieren Mehr erfahren