Silent Hill war lange in der Versenkung verschwunden. Ein großer Grund dafür war wohl das Scheitern der Zusammenarbeit mit Hideo Kojima am neuesten Titel Silent Hills. Noch nie war ein Spiel mehr gehypt als die P.T. Demo, die damals plötzlich im PlayStation Store aufgetaucht ist. Leider gibt es diese Demo aber nicht mehr. Wollt ihr diese dennoch spielen, macht euch bereit, eine große Summe Geld für eine gebrauchte PlayStation 4 auszugeben. Naja, egal – denn zum Glück gab es dann doch die Ankündigung für ein neues Silent Hill, sowie ein Remake zum bekannten Silent Hill 2.
In diesem Test geht es aber um keines dieser Spiele. Am 31. Januar hielt Sony mal wieder eine ihrer State of Plays ab. Hierbei handelt es sich um ein Showcase, in dem die neuesten PlayStation-Spiele vorgestellt und angekündigt werden. Neben einem Remake von Supermassives Until Dawn gab es auch endlich Gameplay zum neuen Silent Hill 2 und einen Shadow Drop aus demselben Universum. Silent Hill: The Short Message heißt diese Überraschung und erinnert stark an die zuvor genannte P.T. Demo. Eigenständig und losgelöst erzählt das Spiel aus der Ego-Perspektive von Selbstmord und Mobbing. Ob ihr in den kostenlosen Titel mal reinschauen solltet oder es lieber bleiben lassen solltet, erfahrt ihr in diesem Test.
Harter Tobak im kleinen Rahmen
Anita wird von einer mysteriösen Nachricht ihrer Freundin Maya in einen verlassenen Apartmentkomplex gelockt, der für seine düsteren Gerüchte über Selbstmorde bekannt ist. Fasziniert von der geheimnisvollen Botschaft betritt sie das Gebäude und taucht in eine verstörende Realität ein, in der bizarre, unheimliche Räume von einem verdrehten Monster heimgesucht werden. Getrieben von Mayas kryptischer Nachricht, die besagt: „Kannst nicht gehen, bis du es findest“, sucht Anita nach dem, was sie wirklich in diesem unheimlichen Ort sucht. Doch während sie in den düsteren Ecken nach Antworten sucht, wird ihr klar, dass die Gefahr möglicherweise größer ist als die düsteren Gerüchte selbst, und ein fesselndes Rätsel beginnt sich zu entfalten.
Silent Hill: The Short Message ist ganz klar harter Tobak. Das Spin-Off beschäftigt sich stark mit den Themen Selbstmord und Mobbing. Das wird nicht nur im Spiel deutlich, sondern auch in den unzähligen Hinweisen, dass ihr bei Problemen unbedingt bei der zuständigen Hotline anrufen sollt. Dabei wirkt der Titel nie übertrieben oder so, als ginge er leichtfertig mit dem Thema um. Silent Hill typisch wird alles durch psychologischen Horror erzählt und vertieft, wodurch ihr oft selbst die Ereignisse interpretieren müsst. Das Spiel verkauft uns also nie für dumm und weiß ganz genau, wie es mit den Themen umzugehen hat. Nur das Ende wirkt etwas zu „Hollywood“ und macht dadurch den etwas philosophischeren Ansatz kaputt.
Simpel und doch effektiv
Das Gameplay in Silent Hill: The Short Message ist nicht besonders. Aus der Ego-Perspektive steuern wir Anita durch enge Gänge und verflochtene Labyrinthe, in denen wir gelegentlich von einem Monster verfolgt werden, die meiste Zeit aber einfach nur langsam Texte lesen und gescriptete Events durchmachen. Dinge, die wir in Spielen wie Outlast oder ähnlichen Titeln schon tausendmal erlebt haben. Trotzdem macht das Spiel alles richtig. Die Atmosphäre stimmt und auch ist Silent Hill: The Short Message kurz genug, um nicht in frustrierende Langeweile zu verfallen.
Was nur frustrierend sein kann, sind die ab und zu auftretenden Verfolgungsszenen. In diesen müssen wir durch verzwickte Labyrinthe manövrieren und dabei einem gefährlichen Monster ausweichen, das uns nach einer Berührung direkt in den Tartarus schickt. Eigentlich nicht so schlimm, wären die Labyrinthe manchmal nicht so unübersichtlich. Vor allem die letzte Begegnung kann so frustrierend sein, dass man gerne den Controller gegen die Wand werfen möchte. Aber keine Angst, diese Sequenzen sind so kurz, dass man nie das Gefühl hat, aufgehalten zu werden, man sollte sich nur am Ende auf Trial und Error einstellen, findet man nicht auf Anhieb den richtigen Weg.
Das ist aber sowieso kein Problem, bedenkt man, dass das Spiel komplett kostenlos ist. Okay, das stimmt nicht ganz – zumindest in Deutschland nicht. Hierzulande ist das „kostenlos“ nämlich daran gebunden, ob ihr Besitzer von PS Plus seid. Warum Silent Hill: The Short Message im deutschen Store nur mit einem Abo zugänglich ist, bleibt ein Rätsel. Solltet ihr aber im Besitz des Essentials Pakets oder höher sein, dann probiert den kleinen Titel aus dem Silent Hill Universum unbedingt mal aus.
Fazit zu Silent Hill: The Short Message:
Silent Hill: The Short Message ist ein unerwartet intensiver Horrortrip, der gekonnt die düsteren Themen von Selbstmord und Mobbing in einem kompakten Rahmen behandelt. Abseits der Präsentation im Silent Hill-Universum überrascht das Spiel mit einer eigenständigen Erzählung, die stark an die beeindruckende P.T. Demo erinnert.
Die Geschichte um Anita, die sich in einen verlassenen Apartmentkomplex wagt, um die mysteriöse Botschaft ihrer Freundin Maya zu entschlüsseln, entfaltet sich in verstörender Realität. Dabei beeindruckt das Spiel durch psychologischen Horror und eine subtile Herangehensweise an sensible Themen. Die Verbindung zu realen Hotlines unterstreicht die Ernsthaftigkeit des Spiels, ohne dabei leichtfertig mit den schwierigen Inhalten umzugehen.
Die Atmosphäre von Silent Hill: The Short Message ist intensiv und überzeugend, wobei das Spiel trotz simpel gehaltenem Gameplay eine effektive Wirkung erzielt. Die kurzen Verfolgungsszenen können gelegentlich frustrierend sein, vor allem in unübersichtlichen Labyrinthen, doch sie sind kurz genug, um nicht den Spielfluss zu beeinträchtigen.
Das kostenlose Angebot (innerhalb Deutschlands mit PS Plus-Abo) macht das Spiel zugänglich, auch wenn die Gründe für diese Beschränkung im deutschen Store unklar bleiben. Das Ende wirkt möglicherweise zu „Hollywood“, was den ansonsten philosophischen Ansatz leicht beeinträchtigen kann.
Insgesamt bietet Silent Hill: The Short Message eine kurzweilige und packende Spielerfahrung, die durch ihre thematische Tiefe und die gelungene Umsetzung von Horror-Elementen überzeugt. Fans des Silent Hill-Universums sollten diesem kostenlosen Spin-Off definitiv eine Chance geben.
1 Kommentar/Kommentare:
[…] ihr prinzipiell nichts außer einer hübschen Grafik, was wirklich schade ist. Dabei haben schon Silent Hill: The Short Message und P.T. gezeigt, dass Horror in kurzer Spielzeit nicht nur möglich ist, sondern mit […]