Raptor Boyfriend: A High School Romance bei uns im Test

von Dennis
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Raptor Boyfriend: A High School Romance auf der Nintendo Switch – Liebe ist alles…oder nichts.


Teenager haben es schwer. Freunde finden, nach der großen Liebe suchen, die Schule meistern und eigene Probleme bewältigen. Wie haben wir das bloß überstanden? Das fragt sich auch Stella, die zwar noch mitten im Gefühlschaos ihrer eigenen Jugend steckt und mit sozialen Ängsten zu kämpfen hat, sich nun aber der scheinbar größten Herausforderung ihres noch jungen Lebens gegenüber sieht: Dem Umzug in eine weit entfernte Kleinstadt, ausgerechnet im letzten Jahr an der High School. Na das kann ja heiter werden…

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Jurassic Love

Womit wir auch gar nicht mal so falsch liegen, denn als plötzlich ein waschechter Velociraptor namens Robert vor uns steht und sich nach einem obligatorischen Willkommens-Prank als neuer Mitschüler vorstellt, wird selbst der zurückhaltenden Stella klar, dass das verschlafene Städtchen Ladle wohl deutlich mehr zu bieten hat, als ihre Erinnerungen an vergangene Tage im hiesigen Zeltlager. Wenig später gesellen sich noch die geflügelte Fee Day, Taylor als hünenhafter Bigfoot und die eifersüchtige Emo-Entität Ingrid hinzu und Stella beschließt: Eines dieser sexy Fabelwesen muss ich flachlegen!

Stella’s beinahe verzweifelte Suche nach der Liebe nervt gewaltig. Warum wir mit Raptor Boyfriend nicht eine ähnliche und vor allem respektvolle Prämisse wie etwa in Arcade Spirits verfolgen und Charaktere einfach befreunden dürfen, bleibt genauso fraglich, wie die angedachte Diversität. Unter der vermeintlich fantastischen Verkleidung blicken uns nämlich auch bloß stereotype Fratzen entgegen, die wir in jeder anderen Dating Simulation finden. Robert spielt den aufgedrehten Klassenclown mit weichem Kern, während Day den starken weiblichen Part übernimmt und die selbstbewusste Künstlerin mimt. Bigfoot-Zottel Taylor hingegen, wirkt wie die behaart-übergroße Version eines jungen Curt Kobain. Das macht sie nicht automatisch zu schlechten Charakteren, im Gegenteil, hin und wieder sympathisieren wir sogar mit ihnen. Doch in puncto Persönlichkeit, stolpert der vermeintliche Tiefgang über seine eigene Oberflächlichkeit.

Auch der Otome-ähnliche Ansatz drückt uns in eine Rolle, die wir im Angesicht der Konkurrenz vielleicht gar nicht mehr erfüllen wollen. Als isolierte Erfahrung mag die Prämisse von Raptor Boyfriend durchaus aufgehen, wenn wir in anderen Titeln aber doch die großartige Chance haben, uns als Alter Ego völlig frei zu entfalten und gleichzeitig unserem Umfeld mit einer realitätsnahen Vielfalt an möglichen sozialen Entwicklungen begegnen, kommt zumindest die Frage auf, warum wir uns dann noch für eine relativ austauschbare Protagonistin mit ganz klar definierten Charakterzügen entscheiden sollten, deren Geschichte eben nicht mehr zu bieten hat, als das auffallend hartnäckige Verlangen nach Nähe und Zärtlichkeit und ein wenig High School-Geplänkel.

Für seine Prämisse, das Genre mit einer Prise Satire ein wenig ad absurdum zu führen, wandelt das kleine Entwicklerteam Rocket Adrift in Zusammenarbeit mit Ratalaika Games auf schmalem Pfad. Titel wie Dream Daddy leisten da deutlich bessere Arbeit mit erkennbarer Intention, während Raptor Boyfriend vorwiegend seinen Cast aus Fabelwesen nutzt, um für Abwechslung zu sorgen. Nachdem wir Robert als offenbar überzeichnetes, erotisch dargestelltes Aktmodell gesehen haben, uns zuvor aber genauso mit Stella’s viel zu oberflächlich behandelter, aber irgendwo doch äußerst ernsthaft thematisierter Sozialphobie auseinandersetzen mussten, wissen wir am Ende wirklich nicht mehr, was uns Raptor Boyfriend hier eigentlich mit auf den Weg geben möchte.

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Boyfriend B-Side

Und das ist einfach nur schade, denn mit seiner Event-basierten Datingstruktur, in denen uns der Titel immer wieder in illustre Gruppensituationen wirft und mit nachvollziehbaren Problemen aus der Zeit als Teenager konfrontiert, erzählt sich Raptor Boyfriend erfrischend unterhaltsam. Fast schon Sitcom-artig wohnen wir der bunten Truppe beim gemeinsamen Horrorfilmabend bei und spüren die mit Abgeklärtheit überspielte Angst, als plötzlich das Licht ausgeht, am eigenen Leib. Wir wissen wie es ist, mit der Bande am heimischen See zu stehen und verbotenerweise Alkohol zu trinken und dabei vorzugeben, absolut trinkfest zu sein, denn das tue man ja ständig, dieses coole Zeug trinken. Ganz sicher. Wir schwören. Mit zitternden Händen an der Flasche.

Es sind genau diese Momente, in denen wir tatsächlich einmal mit dem Cast anbändeln und so etwas wie Sympathie für Stella und ihre selbsternannte Loser-Gang empfinden und dankbar für die kleine Zeitreise sind, die uns hier so humorvoll an die eigene Jugend erinnert und es dabei sogar versteht, die ungelenke Sozialkompetenz eines jungen Lebens burlesk zu porträtieren. Als lobenswert empfinden wir übrigens auch die völlig ungezwungene Inklusion alternativer Lebensweisen und gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, denn die kryptiden Bewohner von Ladle haben selbstverständlich eine gewisse Vergangenheit aufzuweisen, aus der sie unter anderem verflossene Partnerschaften mitbringen, die subtil an der LGBTQ-Thematik kratzen ohne dabei aufdringlich mit der Regenbogenfahne zu wedeln.

Gerne hätten wir mehr Zeit mit der durchaus interessanten Truppe verbracht und die seltenen Höhepunkte im sonst so festgelegten Narrativ mit seinen teilweise überraschend cleveren Dialogen und fraglos charmanten Persönlichkeiten genossen, doch die Liebe ruft und wir nehmen wieder einmal den Telefonhörer in die Hand, um uns zwangsläufig mit einem Date unserer Wahl zu verabreden. Naja, immerhin überzeugt Raptor Boyfriend mit übersichtlicher Struktur und wir verlieren uns nicht in einem Dschungel aus sozialen Interaktionen. Häufige Antwortmöglichkeiten in den zahlreichen Dialogen sind oft bloß nettes Beiwerk, für wen wir uns letztendlich entscheiden und damit auf eines von insgesamt drei möglichen Enden bei einer Spieldauer von jeweils knapp drei Stunden zusteuern, ist auf den ersten Blick komfortabel erkennbar.

Auch die Präsentation weiß zu überzeugen, die kommt nämlich im hübsch-detailverliebten Comiclook daher und hat sogar ein paar nette Animationen zu bieten. Der Soundtrack überrascht durch seinen unverwechselbaren Synthiepop-Flair und stimmungsvolle Gitarrenklänge, für die sich so manche Indie-Band sofort das Mikrophon schnappen würde. Auf eine Sprachausgabe müssen wir dagegen leider verzichten. Technisch gibt es jedenfalls nichts zu bemängeln, die von uns getestete Version für die Nintendo Switch brilliert mit problemlos lesbaren Texten im Handheldmodus und farbenfroher, knackig scharfer Optik, während uns ein paar sinnvoll integrierte Key-Features erneute Durchgänge erleichtern. Die Navigation durchs Menü hätte allerdings ein wenig verständlicher ausfallen dürfen. Hier wissen wir oft nicht, auf welcher Auswahl wir uns aktuell befinden, was schnelles Speichern und Laden von Spielständen unnötig verkompliziert. Aber dafür gibt es ja den passenden Touchscreen-Support, wenn auch zum Preis einer fehlenden Lokalisierung – gute Englischkenntnisse sind mal wieder Pflicht.

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Raptor Boyfriend: A High School Romance ist seit dem 14. Dezember 2022 auch für die Nintendo Switch, Xbox und Playstation erhältlich. Die PC-Version via Steam hatte bereits am 15. Juli 2021 Release. In jedem Fall zahlt ihr einen Preis von 13,99€ für die ausschließlich digital erhältliche Version.

Für diesen Test zu Raptor Boyfriend: A High School Romance auf der Nintendo Switch wurde uns freundlicherweise ein Reviewcode vom Publisher Eastasiasoft zur Verfügung gestellt. Screenshots stammen aus dem offiziellen Pressekit.

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