The House in Fata Morgana: Dreams of the Revenants Edition bei uns im Test

von Dennis
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Ihr liebt Visual Novels? Dann ist The House in Fata Morgana: Dreams of the Revenants Edition alles, wovon ihr jemals geträumt habt. Unser Test zum Jahrhundert umspannenden Episoden-Drama auf der Nintendo Switch.

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The House in Fata Morgana in seiner gesamten Qualität gebührend zu beschreiben, ohne dabei Spoiler zu verwenden, ist fast schon unmöglich. Deshalb beschränken wir uns in diesem Artikel auf ein paar wenige Erläuterungen und den Versuch, das Gefühl der Visual Novel zu transportieren und hoffen, dass wir euch den Ausnahmetitel auch auf diese Weise schmackhaft machen.

The House in Fata Morgana beginnt bereits stark und überraschenderweise genau dort, wo unsere nun folgende Reise ihr herzzerreißendes Ende finden wird. In den Trümmern eines riesigen Anwesens erleben wir die Geschichte des Hauses in rückblickenden Episoden erneut, lernen die Bewohner der letzten 800 Jahre und ihre persönlichen Tragödien kennen und begreifen nur langsam, dass all diese Schicksale auf verheerende Weise miteinander verbunden scheinen. Narrativ und visuell stark von der Gothic-Schauerliteratur des 20. Jahrhunderts inspiriert, wagt auch der Debuthit des japanischen Entwicklerstudios Novectacle einen morbiden Genre-Spagat zwischen Horror und Romantik. Als ausgesprochen düster-melancholische Erfahrung nutzt der Titel Themen wie die Liebe allerdings nicht, um etwa mit Glückseligkeit auf ein fröhliches Ende zuzusteuern. Weit gefehlt, denn vermeintlich positiv behaftete Einflüsse dienen hier eher der zusätzlichen Gewichtung brachial geplatzter Träume und so mancher Todesfälle.

Fast so, als würde man einem Esel eine Zuckerrübe vor den Kopf binden und ihn geradewegs auf einen Abgrund zusteuern lassen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Den Ritt genießend, wohl wissend dass es gleich verdammt weh tun wird. Doch genau hier trifft The House in Fata Morgana. Nicht bloß ins Schwarze, sondern auch mit seiner eher märchenhaft wirkenden, retrospektiven Episoden-Erzählstruktur auf eine realitätsnahe, wenn auch sehr grausame Auseinandersetzung mit menschlichen Emotionen. Liebe, das ist im Genre oft ein sehr eindimensionaler, friedlicher Begriff. Der Junge liebt das Mädchen, alles wird gut. The House in Fata Morgana verschießt Amors Pfeile mit Widerhaken und in völlig andere, teils Tabu brechende Richtungen. Wo Herzen im Takt zu gesellschaftlichen Konflikten, Familienfehden und anderen Hürden schlagen müssen, verschlingt ein gieriger Höllenschlund aus Eifersucht und Missgunst jede Euphorie und schließt sich erst dann, wenn ihre Träger mit weit aufgerissenen Augen und blutüberströmten Gesichtern erstarren. Es ist genau diese kompromisslose Brutalität, die irgendwie ja animalisch wirkt, sich selbst eingestehend aber doch bloß menschlich ist und uns deswegen bereits im Überraschungshit Raging Loop überzeugen konnte, als Stilmittel in diesem Werk aber erst so richtig zu Hause ankommt.

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Authentisch rekonstruiert Entwickler Novectacle mit The House in Fata Morgana eine Welt vergangener Jahrhunderte, berichtet glaubwürdig von überschüssigem Reichtum und bitterer Armut und ihren Menschen, die an beidem gleichermaßen zu ersticken drohen. Ihren Sehnsüchten und Wünschen, ihrer zerstörerischen Gier. In fantasievoll ausgeschmückten Metaphern begegnen wir Rassismus und weiteren schweren Gesellschaftsthemen, die sich allerdings erst dann folgenreich enttarnen, wenn es längst zu spät ist. Vorgeblich führt uns der Titel mit einer scheinbar deutlichen Zeichnung zwischen Gut und Böse an der Nase herum – bis mit einem der etlichen Plot Twists klar wird, dass wieder einmal nichts klar war. Plötzlich fühlen wir Empathie für das mutmaßlich Böse, erkennen Motivation und Leid. Aber bemerken auch unser eigenes, nun rasendes Herz, das schockiert über den plötzlichen Wandel eines sympathischen Protagonisten zur folternden Bestie und im Angesicht des treibenden Soundtracks und bildgewaltig eingeblendeter Artworks versucht, mit dieser unerwarteten Wendung Frieden zu finden.

Kurzum, The House in Fata Morgana spielt/liest sich wie die Checkliste einer bestmöglichen Visual Novel und lässt dabei kein Kästchen leer. Wie eingangs bereits erwähnt, möchten wir hier aus Spoilergründen überhaupt nicht ins Detail gehen, doch genau das ist die Krux, denn die Magie des Spiels steckt bereits in etlichen Kleinigkeiten. Da ist zum einen die unfassbar starke Immersion, die sich durch ihr düsteres Setting innerhalb von Sekunden nach Spielstart aufbaut und mit cleveren Dialogen sowohl in ruhigen Momenten, als auch in aufreibenden Situationen durch verstörende Wendungen und explizite Gewaltdarstellungen vor den Bildschirm fesselt. Zum anderen die unglaublich gut geschriebenen, unvergesslichen Protagonisten und ihre Dialoge, die in ihrer Glaubwürdigkeit keinen Zweifel zulassen und kombiniert eine Geschichte erzählen, die durch ihren retrospektiven Aufbau und andere Elemente derart mitreißend vermittelt wird, dass wir gar nicht mehr aufhören wollen, alle Rätsel um das geheimnisvolle Herrenhaus aufzuklären.

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In Sachen Präsentation zieht The House in Fata Morgana ebenfalls alle Register. Während aufwühlender Momente versteht der Titel es wie kein anderer, sich über die sonst so statischen Grenzen einer Visual Novel hinwegzusetzen und entzündet ein zwar limitiertes, aber nicht minder wirksames Effektfeuerwerk, das den Terror des Moments durch grelles Aufblitzen des Bildschirms, laute Geräusche und die Verwendung der HD-Rumble Funktion sinnvoll unterstützt. Für den Score dudelt nicht irgendein Midi-Sound über die Lautsprecher, nein, The House in Fata Morgana bietet gleich einen kompletten Soundtrack aus größtenteils eingesungenen, eigens komponierten Musikstücken und hätte allein dafür einen besonderen Preis verdient. Schade nur, dass wir im Gegenzug auf eine Vertonung der Dialoge verzichten müssen. Bis auf die ebenfalls in dieser Sammlung enthaltene Fortsetzung Reincarnation (mehr dazu in der Infobox weiter unten), bleiben nämlich alle Charaktere stumm. Doch das fällt gar nicht so sehr ins Gewicht, sofern ihr der englischen Sprache mächtig seid, denn wie üblich wurde das Spiel nicht konkret für den deutschen Markt lokalisiert und bietet ausschließlich englische Bildschirmtexte.

Auch optisch hält der Titel das hohe Niveau bei und überzeugt mit detailliert gezeichneten Sprites, alternativer Mimik und sogar individuellen Textboxen, die sich ein wenig der Persona des jeweiligen Charakters anpassen. Über die Hintergrundgrafiken lässt sich allerdings streiten, denn bei denen handelt es sich meist um visuell leicht verfremdete Fotografien. Unseren persönlichen Geschmack trifft das nicht, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Auf der Nintendo Switch läuft The House in Fata Morgana fast acht Jahre nach seiner ursprünglichen Veröffentlichung für japanische Windows-PCs erwartungsgemäß flüssig und begrüßt alle verwöhnten Fans des Genres mit verbesserter Optik und etlichen Komfortfunktionen. Als besonders praktisch erweist sich da beispielsweise die Möglichkeit, das textlastige Geschehen jederzeit vor- und sogar zurückspulen zu dürfen, was für einzelne Textboxen, aber auch komplette Kapitel gilt. Gespeichert oder geladen wird sowieso zu jeder Zeit und wer ein wenig mit sich und einer getroffenen Entscheidung hadert, greift auf eine Vielzahl von übersichtlich gestalteten Speicherplätzen zu. Apropos zugreifen, denn da wir ja alle wahnsinnig gerne mit der Nintendo Switch auf dem Sofa lümmeln und bequeme Positionen lieben, was eine doch relativ schwere Handheldkonsole mit beiden Händen nicht immer optimal ermöglicht, bietet The House in Fata Morgana die komfortable Bedienung per Touchscreen oder wahlweise dem linken oder dem rechten JoyCon-Controller. Die Ladezeiten fallen gegenüber der Playstation Vita-Version, die dafür immer noch in der Kritik steht, übrigens angenehm kurz aus.

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The House in Fata Morgana: Dreams of the Revenants Edition versteht sich als Definitive Edition und beinhaltet:
  • Das Hauptspiel The House in Fata Morgana
  • Die Vorgeschichte A Requiem for Innocence
  • Die Fortsetzung Reincarnation

Zusätzlich gibt es noch ein paar Kurzgeschichten und andere Extras obendrauf. Wer sich beeilt, kann zudem bis zum 25. April 2021 eine streng limitierte, physische Version des Spiels bei Limited Run Games vorbestellen!


The House in Fata Morgana: Dreams of the Revenants Edition ist seit dem 9. April 2021 endlich auch für die Nintendo Switch erhältlich. Für Steam, Playstation 4 und die Playstation Vita könnt ihr den Titel bereits seit einiger Zeit digital erwerben. In jedem Fall kostet euch der digitale Download 34,99€.

Der Test basiert auf einem Reviewcode für The House in Fata Morgana: Dreams of the Revenants Edition für die Nintendo Switch, der uns freundlicherweise vom Publisher Limited Run Games zur Verfügung gestellt wurde. Screenshots stammen diesmal aus dem offiziellen Nintendo e-Shop.

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