Super Meat Boy Forever bei uns im Test

von Dennis
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Super Meat Boy Forever ist ein bisschen das Cyberpunk 2077 der Indiegame-Kultur. Jahrelang mussten wir darauf warten, ständig wurde es verschoben und was wir letztlich bekommen, entpuppt sich als große Enttäuschung. Was da schiefgelaufen ist und ob wir dem ikonischen Fleischklops doch noch etwas abgewinnen können, lest ihr in unserem Test zu Super Meat Boy Forever auf der Nintendo Switch.

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Machen wir es kurz: Super Meat Boy Forever ist ein Auto-Runner! Ja, richtig gelesen. Mit ihrem Nachfolger zu einem der beliebtesten 2D-Plattformer überhaupt, rückt Entwickler Team Meat vom gut funktionierenden Grundprinzip größtenteils ab und reißt uns das eigene Navigieren der Spielfigur buchstäblich aus den Händen. Wer hier nun Komfort wittert, hat seine Nase wohl noch nie in die tiefen Abgründe des Erstlings gesteckt.

Ähnlich wie etwa beim Überraschungshit Celeste, sind die Begriffe pixel perfect und Trial&Error fest mit dem grundlegenden Gameplay verwoben. Denn ob Vorgänger oder Super Meat Boy Forever, im Herzen gelten beide Titel als knallharte Plattformer, die von Beginn an unsere volle Aufmerksamkeit benötigen und nicht perfekt aufeinander abgestimmte, präzise Manöver sofort mit dem Bildschirmtod bestrafen. Damals ging dieses Prinzip wunderbar auf. Mit einer Dark Souls-ähnlichen Sogwirkung und dem ständigen Wechselbad der Gefühle zwischen aufrichtiger Wut und den jubelnden Momenten voller Freude, endlich diese eine Passage geschafft, den Boss gelegt oder gar einen gesamten Level ohne Lebensverlust überstanden zu haben, entstand nicht nur eine riesige Fangemeinde um den roten Fleischklops, es veränderte die gesamte Branche.

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Vielleicht habt ihr es ja gar nicht mitbekommen oder schon wieder vergessen, aber Super Meat Boy war seinerzeit ein echtes Ding. Zusammen mit Limbo und anderen Titeln dieser Art, erhob sich das Indie-Genre raus aus der Schmuddelecke auf eine völlig neue Ebene. Plötzlich war da ganz viel Qualität für ganz wenig Geld. Niemand musste mehr den Vollpreis zahlen, um etliche Stunden unterhalten zu werden und eine minimalistische Präsentation stand nicht länger automatisch für angestaubtes Gameplay. Im Gegenteil. Super Meat Boy sah langweilig aus und konnte, bis auf die übertriebene Darstellung von extrem viel Pixelblut, stilistisch wenig überzeugen. Aber, oh Junge, hat das damals Spaß gemacht.

Ein seitlich scrollendes Abenteuer, das auf den ersten Blick wie jedes x-beliebige Jump’n’Run wirkt, dir aber beim geringsten Fehler sofort in den Allerwertesten tritt. Mit seinen zahlreichen tödlichen Fallen, von denen die clever designten Level nur so gesäumt waren, machte der Titel jedoch auch keinen Hehl daraus, uns wahrhaft leiden sehen zu wollen. Durch unzählige Bonus Stages und freischaltbare Inhalte, stieg die Motivation quasi ins Unermessliche.

Nun, auch Super Meat Boy Forever bietet diese Fülle an Inhalten. Etliche freischaltbare Charaktere, alternative Welten, versteckte Bosse und natürlich der ständige Drang nach Perfektion laden in das nun deutlich aufgehübschte Universum, in dem sogar eine kleine Storyline Platz gefunden hat, ein. Es sind auch nicht die liebevoll gestalteten Cutscenes, die uns mit ihrem derben Humor gerne mal zum Schmunzeln bringen, oder die wirklich genialen Analogien zu Videospielklassikern der vergangenen Jahrzehnte oder die kreativen, ziemlich spaßigen Bosskämpfe, nein, uns fehlt hier etwas ganz anderes: Die Kontrolle!

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Während das Genre der Soulslike-Titel und eben auch Super Meat Boy selbst uns gelehrt haben, dass wir ganz allein für unser Versagen verantwortlich sind, weil wir einfach schlecht agiert haben, entreißt uns der Nachfolger Super Meat Boy Forever dieses mühsam erlernte Mantra fast vollständig. Statt selbstständig zu agieren, reagieren wir lediglich. Wir springen über bedrohlich kreisende Sägen, tollkühn von Wand zu Wand, rutschen durch die kleinsten Lücken und nutzen den neu hinzugefügten Schlag als Argument gegen Widersacher, laufen dabei allerdings von ganz alleine. Beim Abschied der eigenen Tempokontrolle, Laufrichtung oder eventuell sogar der Überlegung, einen bestimmten Abschnitt deutlich langsamer, vielleicht auch erst beim zweiten Versuch anzugehen, kann eben nur eines aufkommen: Ganz viel Frust. Der lässt sich nun nicht mehr dadurch kompensieren, sich selbst die Schuld in die Schuhe zu schieben. Diesmal ist es wirklich das Spiel, denn das gibt die Geschwindigkeit automatisch vor. Mit viel weniger Einfluss, als es einem herausfordernden Spielprinzip dieser Art überhaupt gut tut, bleibt trotz gewohnter Qualität unter der Oberfläche immer der fade Beigeschmack, mit Super Meat Boy Forever einen Titel zu spielen, der so auch für deutlich weniger Geld in den App-Stores gängiger Smartphones hätte auftauchen können. Ein Spin-Off, limitiert in seinen Möglichkeiten, aber dennoch rentabel weil es diesen bekannten Namen trägt.

Dann hätte es vielleicht auch einen triftigen Grund für die prozedural generierten Level gegeben, für die Super Meat Boy Forever erneut einstige Stärken über Bord wirft. Statt unverwechselbarem Leveldesign, für das der Vorgänger in der Speed Run-Community stets gefeiert wurde, bastelt uns der Titel auf Grundlage einiger Bausteine die Welten völlig zufällig zusammen. Das führt zu schier endlosem Wiederspielwert, daher übrigens auch der Namenszusatz Forever, aber lässt genauso Originalität und einen eigenen Charakter schmerzlich vermissen. Mit anderen Spielern können wir uns jetzt zumindest nicht mehr messen, bei denen schaut es schließlich ganz anders, eventuell ja sogar deutlich leichter oder gar schwerer aus.

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Super Meat Boy Forever ist seit dem 23. Dezember 2020 für die Nintendo Switch und Windows-PC im Epic Games Store erhältlich. Für 15,99€ erhaltet ihr den Titel derzeit ausschließlich digital. Später in diesem Jahr sollen Veröffentlichungen für alle weiteren Plattformen folgen.

Der Test basiert auf einem Reviewcode für Super Meat Boy Forever auf der Nintendo Switch, der uns freundlicherweise von unserem Medienpartner Plan of Attack zur Verfügung gestellt wurde. Screenshots entstammen dem offiziellen Pressekit.


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