Theatrhythm Final Bar Line bei uns im Test

von Dennis
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Happy Birthday, Final Fantasy! Seit über 35 Jahren zaubert die traditionsreiche Reihe nun schon unvergessliche Momente auf unsere Bildschirme. Dass dazu auch ein passender Soundtrack gehört, versteht sich fast von selbst. Was läge da also näher, als dem J-RPG-Giganten zum Jubiläum ein Ständchen zu singen? Oder zwei? Oder 385?! Mit Pauken und Trompeten – unser Test zu Theatrhythm Final Bar Line auf der Nintendo Switch.


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Rhythmusspiele. Jetzt denken die meisten von euch bestimmt an Guitar Hero, sportliche Menschen natürlich an Beat Saber, ein paar vereinzelten Profis schießt vielleicht noch Groove Coaster in den Kopf, doch die wenigsten dürften damit Final Fantasy in Verbindung bringen. Dabei sorgte Theatrhythm bereits in japanischen Spielhallen für Aufsehen und fand sogar hierzulande auf dem Nintendo 3DS und Mobilgeräten ein Zuhause. Der besondere Clou: Neben dem klassischen Gameplay, das Geschick und Timing verlangt, schleichen sich mit jedem Ableger auch ikonische Action- und RPG-Elemente in das kreative Spin-Off. Nun erscheint mit Theatrhythm Final Bar Line nicht bloß der nächste Teil für die Nintendo Switch, sondern auch gleich ein musikalischer Liebesbrief an das gesamte Final Fantasy-Franchise, für den Entwickler indieszero einmal mehr beweist, wie meisterhaft sie ihr Handwerk wirklich verstehen.

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Tidus im Takt

Prinzipiell funktioniert auch Theatrhythm Final Bar Line wie jedes andere Rhythmusspiel: Farbige Noten, hier als Trigger deklariert, fliegen von links nach rechts über den Bildschirm und wir drücken im richtigen Moment die passende Taste am Controller, um Punktestand und Kombozähler in die Höhe zu treiben. Manche Trigger müssen wir sogar halten und rechtzeitig wieder loslassen, andere hingegen erfordern die Eingabe bestimmter Richtungen per Analogstick. Oft geschieht vieles davon zur gleichen Zeit, doch keine Panik, die Steuerung entpuppt sich als simpel sowie intuitiv. Für einfache Treffer darf so ziemlich jede Taste am Gamepad bedient werden, maximal benötigen wir davon ohnehin nur zwei, und der Analogstick kommt ja sowieso in doppelter Ausführung. So weit, so spaßig.

Doch was Theatrhythm Final Bar Line wirklich von der Konkurrenz unterscheidet, ist sein Gameplay im Hintergrund des eigentlichen Geschehens. Anstatt uns mit vorgegebenen Illustrationen irgendwann nur noch ein müdes Gähnen zu entlocken, geht es dort nämlich deutlich interaktiver zu, als man vom Genre-Stereotyp vorerst erwartet. Aus 104 Charakteren sämtlicher Final Fantasy-Titel basteln wir uns den vierköpfigen Trupp unserer Träume zusammen und ziehen wagemutig gegen ebenso ikonische Widersacher des Universums in die Schlacht. Während wir also taktvoll in die Tasten hauen, laufen die Rollenspiel-artigen Auseinandersetzungen komplett automatisch ab. Ok, ein wenig Einfluss nehmen wir schon. Beispielsweise dann, wenn wir überhaupt keine Noten treffen und den Lebensbalken unserer Heldengruppe gen Null sinken und stattdessen ein fettes Game Over auf dem Bildschirm sehen.

Aufdringlich wirkt das zusätzliche Spielprinzip jedoch nie. Schließlich springt uns in jedem Rhythmusspiel eine Game Over-Nachricht ins Gesicht, sobald wir eine Vielzahl von Noten verpassen. Im Gegenteil, Theatrhythm Final Bar Line erweitert das Prinzip auf clevere Weise, indem wir das kämpfende Quartett zum Beispiel mit Heilern bestücken und so für mehr Lebensenergie und mehr mögliche Patzer sorgen. Ohnehin bleiben die Scharmützel vollkommen optional. Wir dürfen uns völlig frei austoben, eine bunte Armee aus Lightning, Tidus, Cloud und Prompto zusammenstellen, sie mit steigendem Charakterlevel mit immer mächtigeren Angriffen und Zaubern und sogar Espern ausrüsten, können darauf aber genauso getrost verzichten und das Kerngameplay genießen. Ein Song gilt immer dann als bestanden, wenn wir ihn halbwegs fehlerfrei abschließen – völlig ungeachtet der Säbelrasselnden Action im Hintergrund. Trotzdem, lassen wir uns auf die Kämpfe nebenher ein und erfüllen dabei optionale Ziele, hagelt es sinnvolle Belohnungen und leckere Extras, wie etwa hübsche Sammelkarten, und das motiviert ungemein.

Was die Motivation betrifft, schafft es Theatrhythm Final Bar Line durchweg, uns in einen cleveren Strudel aus Fortschritt und Vielfalt zu ziehen. Sogar die Stages tauchen in drei unterschiedlichen Varianten auf. Die Battle Music Stage, kurz BMS, wirft uns Wellen von Gegnern vor die Nase und fordert mit schneller Kampfmusik auch rhythmisch, während die Field Music Stages (FMS) uns zu entspannten Umgebungsklängen über den Bildschirm wandern lassen. Richtig imposant wird es dagegen in den Event Music Stages (EMS). Hier erleben wir unvergessliche Momente der Final Fantasy-Historie nach, bestaunen noch einmal beeindruckende Rendersequenzen und freuen uns über erfrischende Detail-Änderungen am gewohnten Gameplay. Nochmal aufgeteilt in drei unterschiedliche Spiel-Modi, starten wir unser Abenteuer mit den Serien Quests, in denen wir insgesamt 29 Titel der Final Fantasy-Reihe nachspielen und ihre Songs und Charaktere Schritt für Schritt freischalten. Da auch nicht alle Titel von Beginn an zur Verfügung stehen, musizieren wir uns erstmal durch den orchestralen Soundtrack eines FF XV und die charmanten Töne von FF IV, um endlich persönliche Highlights mit Tidus und Yuna aus FF X zu erleben. Wobei…

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Gierschlund GIL-gamesh

…wobei das nicht unbedingt der Fall sein muss. Denn wollen wir einen der beliebtesten Songs des gesamten Franchise, Zanarkand aus Final Fantasy X, rocken, benötigen wir dafür auf jeden Fall die Digital Deluxe Edition von Theatrhythm Final Bar Line. Die wurde uns vom Publisher Square Enix freundlicherweise zur Verfügung gestellt, doch KäuferInnen der Standard-Version schauen hier und bei weiteren 26 Zusatz-Songs direkt mal in die Röhre. Versteht uns nicht falsch, herunterladbare Inhalte gelten für dieses Genre in der Community sogar als willkommen und was der Redakteur hier alleine schon in Groove Coaster Wai Wai Party!!! versenkt hat, ist mit normalem Menschenverstand sicher nur schwer zu erklären, doch zum Release drei unterschiedliche Versionen anzubieten, die von knapp 60 bis 110€ reichen, hinterlässt schon einen faden Beigeschmack. Vor allem dann, wenn wir schon jetzt mit der Premium Digital Deluxe Edition für zukünftige Inhalte und Season Pässe zahlen sollen und mit der Standard-Version ohnehin das Gefühl hätten, essentiellen Content verweigert zu bekommen und ein vermeintlich geringwertiges Produkt in den Händen zu halten.

Loben können wir zumindest die Gestaltung der Zusatzinhalte. Die verlassen nämlich schon zum jetzigen Zeitpunkt den Tellerrand der Final Fantasy-Serie und entführen uns mit stimmungsvollen Klängen in alternative Titel wie Romancing Saga oder außergewöhnliche Arrangements. Später sollen sich noch weitere Tracks aus dem gesamten Square Enix-Katalog hinzugesellen und interessierte SpielerInnen mit Stücken aus The World Ends With You, Nier, Octopath Traveler, vielen weiteren Spiele-Hits und deren Charakter-Riegen zum Kauf der drei geplanten Season Pässe bewegen.

Doch selbst wenn es jetzt so klingen mag, nein, Theatrhythm Final Bar Line hat kein hinter einer Paywall verstecktes Content-Problem – ganz im Gegenteil. Das Basisspiel quillt mit seinen 385 Stücken aus dem gesamten Final Fantasy-Universum nur so über, der vielfältige Cast aus 104 Charakteren tut es der Tracklist gleich. Auf der Jagd nach dem Highscore verschlägt es uns so immer wieder in die Musik-Arena, wo wir während der Serien-Quests freigeschaltete Songs rauf und runter spielen, und sogar den Paar-Stil aktivieren dürfen, bei dem zwei SpielerInnen an nur einem Bildschirm gleichzeitig antreten. Wer es dagegen etwas simpler mag, aktiviert den einfachen Spielstil und gibt fortan mit lediglich einer einzigen Taste den Ton an, was gleichzeitig auch eine großartige Option zur Barrierefreiheit darstellt.

Apropos einfach. Theatrhythm Final Bar Line bietet uns vier, jederzeit frei wählbare Schwierigkeitsgrade an. Während auf Normal wirklich jede/r seine liebsten Momenten aus Final Fantasy gemütlich nacherlebt, geht es auf den weiteren Stufen schon deutlich herausfordernder zu. Wir waren, trotz reichlicher Übung in anderen Titeln dieser Art, schon mit dem folgenden Experten-Modus ganz gut bedient, der unsere kognitiven Fähigkeiten auf eine harte Probe stellen konnte. Der Einsatz beider Analogsticks ist hier bereits Pflicht und die ohnehin komplexen Hold-Trigger, die wir simultan mit dem Stick hoch und runter begleiten müssen, kommen deutlich öfter zum Einsatz. Einen kompatiblen Pro Crontroller empfehlen wir an dieser Stelle unbedingt, denn die diagonale Anordnung der Joy-Con-Sticks und ihre geringe Deadzone verstehen es einmal mehr, unsere geschmeidigen Finger in einen krampfenden Handballen zu verwandeln. Ansonsten macht Theatrhythm Final Bar Line aber einen verdammt guten Job, wenn es darum geht, uns rhythmisch abzuholen und ein entsprechendes Treffer-Feedback zu gewährleisten.

Mit dem Multi Kampf schafft es dann noch ein kompetitiver Online-Modus voll alternativer Bedingungen in den Titel. Den konnten wir während der gesamten Testphase allerdings nie gebührend ausprobieren, denn leider gehören zu einem waschechten Nischentitel eben auch leere Online-Lobbys. Wer sich hier aber mit FreundInnen oder anderen TeilnehmerInnen über Plattformen wie Discord verabredet, hat sicher bessere Chancen und ganz bestimmt jede Menge Spaß.

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Dresscode Obscura

Ob Hochzeit, Geburtstag oder Jahrestag, zu besonderen Anlässen putzen wir uns gerne fein heraus. Das weiß auch Theatrhythm Final Bar Line und verwandelt seinen Cast zum großen Jubiläum in niedliche Chibi-Charaktere. Das geht doch immer, denkt sich der versierte J-RPG-Fan, und auch wir stimmen hier größtenteils zu. Wäre da nicht die restliche Präsentation, die sich optisch zwar recht passend ins Gesamtbild einfügt, durch detailarme Hintergründe und simple Animationen aber nie ganz ihren dürftigen Mobile Game-Charakter verliert. Das ist ziemlich schade, vor allem weil der Titel ein sonst so qualitativ hochwertiges, mit liebevollen Inhalten vollgestopftes Gesamtpaket bietet, dem bloße Screenshots nie ganz gerecht werden. Um Missverständnissen vorzubeugen, empfehlen wir euch unbedingt die kostenlose Demo-Version des Spiels.

Ungeachtet der durchwachsenen Präsentation und der fragwürdigen Preisgestaltung, ist Theatrhythm Final Bar Line aber vor allem eines: Ein mit Fanservice und liebevollen Erinnerungen bis oben hin vollgepackter Liebesbrief in musikalischer Form an 35 Jahre Final Fantasy.

Über den Sound müssen wir wohl keine weiteren Worte verlieren. Vom allerersten Ableger, über das beliebte Final Fantasy VII Remake, Final Fantasy Tactics, sogar Dissidia und Type-0, bis hin zu Mobius Final Fantasy, bietet Theatrhythm Final Bar Line das komplette musikalische Line-Up der traditionsreichen J-RPG-Saga. Imposante Orchestermusik, rockige Themes und ikonischer Gesang reichen sich den Dirigentenstab regelmäßig weiter und selbstverständlich entspringen auch sämtliche Menü-Sounds dem stabilen Langzeitgedächtnis der Serie. Die komplette Tracklist des Basisspiels findet ihr übrigens genau hier.

Hiesige SpielerInnen freuen sich zudem über eine vollständige Lokalisierung der Bildschirmtexte, außerordentlich viele Möglichkeiten, Schwierigkeitsgrad und Spielverlauf komfortabel den eigenen Bedürfnissen anzupassen und eine gelungene Darstellung im TV- sowie Handheldmodus der Hybridkonsole. Hier hätten wir uns nur noch den passenden Touchscreen-Support gewünscht, etwas längere Ladezeiten sind wir auf der betagten Nintendo Switch ja bereits gewohnt.


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Theatrhythm Final Bar Line ist seit dem 16. Februar 2023 für die Nintendo Switch und Playstation 4 erhältlich. Während die Standard-Edition mit 59,99€ zu Buche schlägt, kostet die Digital Deluxe Edition bereits 89,99€ und die Premium Digital Deluxe Edition 109,99€. Die Standard-Edition ist auch als physische Version erhältlich und kann nachträglich digital aufgerüstet werden.
Für diesen Test wurde uns freundlicherweise ein Reviewcode für die Nintendo Switch-Version von Theatrhythm Final Bar Line vom Publisher Square Enix zur Verfügung gestellt. Screenshots stammen aus dem offiziellen Pressekit.

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1 Kommentar/Kommentare:

Aaero 2 – Es ist kompliziert...zu kompliziert! - Gaming Magazin - Games-Mag - Gaming News and Gaming Reviews 14. Oktober 2024 - 10:00

[…] Mittelfeld aus aktuell knapp 50 testenden Personen positioniere, untermauert diese Theorie nur. Ich liebe Rhythmus-Spiele, sie sind mein guilty pleasure seit fast zwei Jahrzehnten, und ich gehe gerne einige Umwege, um […]

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