Fae Farm im Test – Ein echt magisches Farming-Rollenspiel

von Alexa
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Sind wir ehrlich, Farming Sims gibt es mittlerweile so viele wie SaatgĂŒter bei dessen HĂ€ndlern. WĂ€hrend einige als reines Mittel zum Zweck Einkommen generieren sollen und schon nach kurzer Zeit zur ĂŒblichen 0815 Standardkost herangewachsen sind, stellen sich andere als eine genussvolle Überraschung heraus, in die am Ende stundenlanger Spielspaß fließt. Das Studio Phoenix Labs bietet nun mit Fae Farm eine eigene Sorte „Anbau-Abenteuer“ an, die seit dem 08. September auf Nintendo Switch und PC Wurzeln schlĂ€gt.

Klar, mit Stardew Valley, Animal Crossing, Story of Seasons und allen anderen Ablegern des Genres ist die Konkurrenz groß, aber kein Grund, den Versuch nicht zu wagen. Kann sich Fae Farm also als einzigartige Farming-FAEntasy von allen anderen abheben, oder bricht es sich beim angestrebten Höhenflug die FeenflĂŒgel?

Eigene Figur steht mit einem Fae Farm NPC an einer Klippe und wird begrĂŒĂŸt. Die BegrĂŒĂŸung steht in einer Textbox unten und lautet: "Sei gegrĂŒĂŸt, hĂŒbsche Alexi"

 

Der Beginn einer Reise

Da ohne Held logischerweise auch kein Abenteuer zustande kommt, geht es als erstes in die Charaktererstellung. Generell ist diese recht abgespeckt und so ziemlich auf das Nötigste reduziert, weshalb hier neben vier Körpertypen, den ĂŒblichen Optionen fĂŒr Augen, Mund und Haare nicht viel zu machen ist. ZusĂ€tzlich stehen Stimme und geschlechtliche Zuweisung noch frei zur Auswahl, genau wie ein bisschen Gesichtsbemalung in Form von Narben und Tattoos. Ein kleiner Trost war die Farbwahl, denn diese ĂŒberzeugt durch eine breite und bunt gefĂ€cherte Palette.

Wer im Laufe des Spiels feststellt, dass das Aussehen doch nicht gefĂ€llt, kann sich in einem magischen Spiegel beliebig oft umstylen. Zwar hĂ€tten wir uns insgesamt mehr individuelle Freiheit gewĂŒnscht, aber mit sich selbst unzufrieden zu sein ist ja auch irgendwie nichts Neues
 Oder?

Naja, die erste freudige Überraschung war dann der Beginn der Handlung. Anstatt sein stressiges Leben endlich hinter sich lassen zu wollen oder die pseudo-traurige “Mein Verwandter ist gestorben, jetzt mach’ ich den Scheiß halt” – Schiene zu fahren, flattert Fae Farm einen etwas anderen Weg entlang. Auf der Suche nach Abenteuern finden wir am Strand eine Flaschenpost, die von der Insel Azoria und ihrer Not berichtet. Eine wie keine andere, die ein Zuhause fĂŒr die wahrhaft Mutigen bietet. 

NatĂŒrlich schnappen wir uns kurzerhand ein kleines Boot und segeln dem Hilferuf entgegen. Dort wachen wir in den zertrĂŒmmerten Überresten unseres Schiffchens auf und treffen kurz darauf die BĂŒrgermeisterin, die uns mit offenen Armen empfĂ€ngt, uns ein Heim inklusive ĂŒberwucherten Hof bietet und uns zum Anbau von RĂŒben ermutigt. 

Zu sehen ist die Charaktererstellung in Fae Farm. Links sind vier Körpertypen zur Auswahl und links steht der bislang blauhaarige und sonnengebrÀunte Charakter.

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Mehr als stumpfe Hofarbeit

Ab hier geht auch das klassische Farming los, wie ihr es vermutlich schon aus diversen anderen Anbau-Abenteuern kennt. Baut die gewĂŒnschte Anzahl an bepflanzbaren Feldern, haut eure Samen in die jungfrĂ€uliche Erde und bewĂ€ssert das Ganze. Nach ein paar Tagen ist das erste GemĂŒse erfolgreich großgezogen und zum Auszug aus dem Boden bereit. 

In Fae Farm mĂŒsst ihr euch nur daran gewöhnen, dass die HĂ€ndlerin in jeder Jahreszeit dieselben SaatgĂŒter verkauft. Egal, ob FrĂŒhling, Sommer oder Herbst, ihr könnt RĂŒben, Kohl und Bohnen kaufen. Mit steigendem Feldarbeits-Level werden zwar noch Kartoffeln und Paprika-SaatgĂŒter freigeschaltet, aber saisonale Pflanzen entstehen ausschließlich durch speziellen VerwandlungsdĂŒnger. 

Diesen gibt es ebenfalls zu kaufen, kann mit den richtigen Materialien aber auch hergestellt werden. Das gilt ebenso fĂŒr neue Saat, die ĂŒber einen Pflanztisch aus bereits geernteten Nutzpflanzen erzeugt wird. Klingt alles ziemlich kompliziert, ist nach einer kurzen Eingewöhnung aber ein Kinderspiel.

Zu sehen ist die Hauptfiguer, die in Fae Farm gerade ein GemĂŒsebeet gießt.

Eure Erzeugnisse können dann nach Belieben verkauft, verzehrt oder verarbeitet werden. In einer der vielen Kochstationen zaubert ihr effektive Booster-Mahlzeiten und steigert beispielsweise eure SammeleffektivitĂ€t, oder GetrĂ€nke, die den Wetterbedingungen entgegenwirken. Da an heißen und kalten Tagen eure Ausdauer beim Holzen, Hacken oder Sammeln schneller weg ist als die Lust, morgens ĂŒberhaupt aufzustehen,  können Heiß- und KaltgetrĂ€nke Abhilfe schaffen. Ein kĂŒhlender Eistee oder ein wĂ€rmender Beerenlikör bringen dann die nötige Motivation, um weiterzumachen.

Nebenbei könnt ihr euch an der Tierhaltung versuchen und kuschelige Tierwesen kaufen, die euch im Gegenzug zur tĂ€glichen Pflege Milch, Eier und Wolle schenken. Alternativ könnt ihr euch euren Kescher schnappen und Insekten jagen gehen. Oder ihr versucht euch an der Blumenzucht und kreuzt alle Arten, bis ihr die Blume eurer TrĂ€ume geschaffen habt. Auf eurem Hof gibt es eigentlich immer etwas zu tun, so dass auch die Dekoration ordentlich Zeit in Anspruch nehmen kann – sofern ihr wollt. 

Apropos Dekoration, auch das Innere eures Hauses kann und sollte eingerichtet werden. Je nachdem, was fĂŒr Möbel ihr herstellt und platziert, haben diese einen Einfluss auf  Leben, Mana und Ausdauer. Stellt ihr genĂŒgend Objekte eines bestimmten Typs in eure eigenen vier WĂ€nde, erhöht sich nicht nur die allgemeine Behaglichkeit, sondern auch die Statusleisten. Und weil mehr in diesem Fall definitiv besser ist, macht es euch gemĂŒtlich und treibt den WohlfĂŒhlfaktor in ordentlich die Höhe.

Besonders umfangreich ist vor allem die Herstellung neuer Materialien. Denn nach und nach kommen immer mehr Werkstationen dazu, an denen ihr Rohstoffe zu neuen Objekten umwandeln könnt. So werden Steine zu dekorativen GegenstÀnden, Wegen oder Barren. Hinterlassenschaften von Insekten werden zu Zutaten, aus denen ihr dann TrÀnke brauen könnt. Ihr versteht, wie der Hase lÀuft.

 

Schöne Szenerien vs. gehaltlose GesprÀche

FĂŒr Abwechslung sorgen auch die verschiedenen Kulissen und Szenerien in Fae Farm. Ob ihr am Strand Muscheln und Fische jagt, in der Mine Steine, Erze und Monster kloppt oder im Wald nach Holz, Schluff sowie Beeren Ausschau haltet – ĂŒberall gibt es neben einem schönen Ausblick auch wertvolle Ressourcen zu finden. SpĂ€ter geht es dann noch ins verseuchte Feenland, eisige Höhen und an Orte, an denen wir selbst noch nicht gewesen sind, die aber unbedingt nach ungewöhnlichen Materialien durchforstet werden wollen.

In der Stadt trefft ihr dagegen hauptsĂ€chlich auf NPCs, die entweder als HĂ€ndler von Tag bis Nacht an ihren StĂ€nden ausharren, oder euch mit Quests bombardieren. Denn neben der eigentlichen Haupthandlung, die euch in immer neue Gebiete schickt und das Spiel vorantreibt, gibt es
 noch mehr. Nebenaufgaben, die neue Mechaniken einfĂŒhren und erklĂ€ren. Jobs, die ihr bei HĂ€ndlern bekommt, um besondere Belohnungen zu erhalten. Und dann sind da noch romantische bzw. freundschaftliche Gefallen, mit denen ihr die Zuneigung zu den Inselbewohnern steigert. 

Zwar gibt es in Fae Farm datebare Figuren, die sind allerdings nur auf’s Flirten aus. Alle anderen steigen in der Friendzone immer weiter auf, wenn ihr euch mit ihnen beschĂ€ftigt. WĂ€re an sich alles nicht problematisch, wenn die Interaktion mit NPCs auch tatsĂ€chlich Spaß machen wĂŒrde.

Stattdessen wiederholen die Figuren immer wieder ihre charakterlich leeren Standardphrasen, wodurch wir die Dialoge möglichst schnell nur durchgeklickt und die AnnĂ€herungsversuche grĂ¶ĂŸtenteils einfach ausgelassen haben. Geht man irgendwann mit jemandem auf ein richtiges Date, schimmert immerhin etwas von dessen Persönlichkeit durch, aber auch nicht genug, um ihnen tagtĂ€glich hinterherzurennen und sie mit Geschenken zu ĂŒberhĂ€ufen.

Die Figur sitzt mit einem NPC in einer Taverne vor einem Feuer und wird von ihm als Kulturbanausin beleidigt.

Mit einem NPC auf einem Date… immerhin zeigt er mal gewisse CharakterzĂŒge.

 

Die Magie von Fae Farm

Obwohl die GesprĂ€che mit den NPCs von Fae Farm sich kaum von denen mit einem Stein unterscheiden, tut das dem allgemeinen Spielfluss meistens keinen Abbruch. Es gibt so viel zu tun und zu erkunden, dass es zwar schade um den sozialen Faktor ist, wir aber trotzdem stundenlang in den magischen Welten von Fae Farm versunken sind. Und falls ihr euch fragt, was daran “magisch” sein soll – eine ganze Menge! 

Verbesserte Werkzeuge wirken durch den Einsatz von Mana in einem grĂ¶ĂŸeren Radius – so zerdeppern wir mit der Eisenspitzhacke beispielsweise bis zu 9 Steine auf einmal. Oder wir nutzen die ZaubersprĂŒche des Zauberstabs, um Gebiete zu bereinigen und Gegner in die Luft zu wirbeln. Dabei sollte nur das Mana im Auge behalten werden, denn ist es erstmal leer, gibt’s auch keine Magie mehr. Außer, ihr habt den passenden Manatrank parat oder beendet den Tag, dann fĂŒllt sich die Leiste auch.

Zum GlĂŒck betrifft das nicht die FeenflĂŒgel, die wir im Laufe der Haupthandlung freischalten. Denn damit springen wir in ungeahnte Höhen, hĂŒpfen steinige Berge hinauf wie damals in Skyrim und verbrauchen weder Ausdauer, noch Mana. Unser Highlight, wenn es um ein magisches GefĂŒhl geht, ist allerdings sehr viel simpler: Ins Wasser springen und wie ein Delfin durch die Meere gleiten!

Ja, man kann tatsĂ€chlich schwimmen und anmutig durch FlĂŒsse sowie Meere hechten. Ist eigentlich absolut irrelevant fĂŒr Plot und Progress, aber wir empfehlen trotzdem, es auszuprobieren. Einfach des Spaßes wegen. Vertraut uns.

Die Figur steht vor einem riesigen, schwebenden Wesen, welches einem Axolotl Àhnelt.

Auch magische Wesen hat es nach Fae Farm verschlagen

 

Technisch ist das (un)möglich

So groß der Unterhaltungsfaktor auch sein mag, in unserer Testversion fĂŒr die Nintendo Switch hatten wir leider mit einigen Schwierigkeiten zu kĂ€mpfen. Angefangen bei der Performance, die durch regelmĂ€ĂŸige Framedrops, nervig lange Ladezeiten beim Spielstart, Öffnen der Karte oder Tagesabschluss sowie einige matschige Texturen oft fĂŒr Frust gesorgt haben. Klar, die Switch kommt sicher nicht an die Leistung eines halbwegs brauchbaren Rechners ran, aber dauerndes Ruckeln unterbricht nun mal den Spielfluss und muss echt nicht sein. 

ZusĂ€tzlich ĂŒberschwemmen die Benachrichtigungen fĂŒr neue Freischaltungen gerne mal den rechten Bildschirmrand und blockieren die Sicht. Auch, dass die Zeit in einigen MenĂŒs, beim Dekorieren und in manchen GesprĂ€chen nicht pausiert, ist lĂ€stig. Wer hat schon Bock, Haus und Hof ansprechend zu dekorieren, wenn dabei mehr als ein ganzer Tag flöten geht und manchmal einfach mittendrin der Tag beendet wird?

Fae Farm hat definitiv noch kleine Baustellen, um die sich gekĂŒmmert werden muss, doch Grafik und Soundtrack brauchen sich keinesfalls zu verstecken. Bis auf einige verwaschene Texturen auf der Switch ist der Wechsel zwischen sĂŒĂŸer 3D Optik und Ă€sthetischen Illustrationen in Zwischensequenzen stets ein Augenschmaus, wĂ€hrend die Musik ein Fest fĂŒr die Ohren darstellt. Mal melancholisch, mal abenteuerlustig und mal an das freudige Versacken in Tavernen erinnernd dudeln im Hintergrund angenehme Fantasy-Tracks vor sich hin.

Die Figur ist im Dialog mit einem NPC und rechts ĂŒberlappen diverse Interface-Elemente.

Interface-Design grandios gescheitert – WĂ€re schön, wenn rechts nicht alles ĂŒberlappen wĂŒrde.

 

Fazit

Insgesamt erinnern viele Mechaniken an einen Mix aus Stardew Valley und Animal Crossing mit einem Hauch Fantasy, und das ist eine ziemlich gute Mischung! Fae Farm erinnert ebenfalls stark an Rollenspiele und schafft es damit, den eigentlichen Fokus von der Hofarbeit zu nehmen. Außer, ihr wollt all euer Herzblut in den Anbau von GemĂŒse legen, aber genauso gut könnt ihr als Abenteurer die Quests abarbeiten, den schönsten Hof von allen bauen oder einfach das Meer leerfischen.

So entsteht ein einzigartiges Erlebnis, welches sich ganz klar von der Konkurrenz abhebt und in dem man Stunden seiner Lebenszeit versenken kann.  Das fantasievolle Setting ĂŒberzeugt auf ganzer Linie, und auch die Multiplayer-Option animiert dazu, gleich mit seinen Freunden in die magischen Welten abzutauschen. Da wir diese jedoch nicht getestet haben, gehen wir darauf nicht weiter ein.

Wo die sozialen Interaktionen noch schwĂ€cheln, bieten abwechslungsreiche Aufgaben und das Individualisieren der Farm also durchaus spannenden Spielspaß. Leider trĂŒben auch die technischen Probleme auf der Switch den eigentlich positiven Gesamteindruck, doch insgesamt lohnt sich ein Blick auf Spiel und den Trailer im Folgenden allemal. 

 

— Wertung: 8,5 / 10 —

 

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