Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Wolverine 1.
| Erscheinungsdatum | 03.06.2025 |
| Zeichner | Martin Coccolo |
| Autor | Saladin Ahmed |
| Format | Softcover |
| Seitenanzahl | 128 |
| Stories | Wolverine (2024) 1–5 |
| Preis | 17,00€ |
Wenn ein neuer Comic mit dem schlichten Titel Wolverine 1 erscheint, dann horchen Fans weltweit auf. Schließlich handelt es sich hier nicht einfach um die nächste Nummer eines Dauerbrenners, sondern um einen symbolischen Neuanfang. Das Jahr 2025 markiert eine Zäsur: Nach dem dramatischen Ende der Krakoa-Ära, die das X-Men-Universum in den letzten Jahren tiefgreifend verändert hat, steht nun eine Rückbesinnung an oder vielleicht doch ein radikaler Neuentwurf? Der Titelheld jedenfalls gehört zu jenen Figuren, die Wandel nicht nur durchleben, sondern mit Narben davontragen.
Wolverine – alias Logan – ist einer der komplexesten Charaktere im Marvel-Kosmos. Gezeichnet von einer bewegten Vergangenheit, gejagt von inneren Dämonen, zerrissen zwischen Mensch und Tier. Seit seinem ersten Auftritt 1974 in The Incredible Hulk hat sich der knurrige Mutant vom Nebendarsteller zum tragenden Pfeiler der X-Men entwickelt. Seine Popularität speist sich nicht nur aus seinen ikonischen Krallen, sondern aus der Tragik seiner Figur: ein fast unsterblicher Krieger mit einem gebrochenen Herzen. Gerade die letzten Jahre, in denen er Teil der utopisch-dystopischen Mutanten-Nation Krakoa war, haben seine Figur erneut auf den Prüfstand gestellt.
Mit dem Ende von Krakoa stellt sich nun die Frage: Wer ist Wolverine heute? Und vor allem – was hat man mit ihm vor? Die neue Nummer 1 verspricht Antworten oder zumindest neue Rätsel. Sie kommt nicht aus dem Nichts, sondern trägt das Gewicht der jüngeren X-Men-Vergangenheit auf ihren Schultern. Doch gelingt der Auftakt? Bleibt die Essenz des Charakters spürbar? Und kann diese neue Ausgabe den Erwartungen gerecht werden, die mit so einem Neustart einhergehen? Genau diesen Fragen wollen wir uns in der folgenden Kritik widmen.
Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!

Inhalt:
Wolverine hat genug vom endlosen Kampf und kehrt den X-Men den Rücken, um sich tief in die raue Wildnis Kanadas zurückzuziehen. Statt Menschen sucht er nun die Stille und die Gesellschaft von Wölfen. Doch der Frieden trügt: Ein tödlicher Jäger durchstreift die verschneiten Wälder, ein alter Feind mit einem Körper aus unzerstörbarem Adamantium und einem brennenden Hass. Während Logan sich auf das drohende Duell vorbereitet, ahnt er nicht, dass die wahre Bedrohung längst im Schatten lauert – geduldiger, gnadenloser und gefährlicher als alles, was er je bekämpft hat.
Wolverine 1 ist für mich ein überaus gelungener Comic. Nicht, weil er besonders viel auf Action setzt oder Logan perfekt trifft (auch wenn beides definitiv zutrifft) – sondern weil er sich auf die Wurzeln zurückbesinnt und eine klassische Geschichte erzählt, die vieles aus der Vergangenheit wieder aufgreift. Schon der Schauplatz – Kanada – deutet das an, ebenso die Darstellung Wolverines als wildes Tier.
Dazu kommen zahlreiche Anspielungen auf frühere Geschichten: Nightcrawler, ein Wendigo, Cyber – so viele Bezüge zu den Anfängen des X-Man, dass man beinahe vergisst, dass gerade erst die Krakoa-Ära zu Ende gegangen ist.
All das führt dazu, dass die Story leicht nachzuvollziehen ist und sich wie ein frischer Start anfühlt. Der Comic ist nicht mit Nebenfiguren überladen, sondern erzählt eine einfache Reise, die dennoch genug emotionale Tiefe bietet, um auch langjährige Fans abzuholen. Mit anderen Worten: Wolverine 1 ist ein gelungener Einstieg, für alteingesessene Fans ebenso wie für Neuleser, die endlich einen Zugang zu Logan suchen. Das hier ist der Anfang von etwas Großem, das ich unbedingt weiterverfolgen will. Ein starker Auftakt mit riesigem Potenzial für Wolverines Zukunft.
Zeichnung:
Die Zeichnungen von Martin Coccolo in Wolverine 1 sind stimmungsvoll, manchmal brutal, vor allem aber kreativ. Besonders gut gefallen hat mir eine Panelabfolge, in der wir in das Tagebuch des zum Wendigo gewordenen Leonard eintauchen dürfen. Diese Darstellung war visuell wie erzählerisch eindrucksvoll. Auch die Flucht von Logan und dem Wendigo ist mit großartigen Bildern inszeniert, die mir noch lange nach dem Lesen im Gedächtnis geblieben sind.
Natürlich muss man sagen, dass Coccolos Stil insgesamt eher generisch wirkt, aber die kreativen Einschübe und starken Einzelpanels reichen völlig aus, um das wettzumachen. Wolverine 1 ist in jeder Hinsicht ein schöner, atmosphärischer Comic geworden.

Fazit zu Wolverine 1:
Wolverine 1 ist mehr als nur der Auftakt einer neuen Comicreihe. Es ist ein klares Zeichen für einen erzählerischen Neuanfang, der sich bewusst auf die Stärken der Figur besinnt. Nach den oft komplexen und politischen Entwicklungen der Krakoa-Jahre kehrt der Comic zu einer reduzierten, fast schon archaischen Version von Logan zurück. Diese Entscheidung verleiht der Geschichte eine eindrucksvolle Klarheit und emotionale Tiefe, die sowohl alteingesessene Fans als auch neue Leser abholen kann.
Die Rückkehr in die kanadische Wildnis ist nicht nur atmosphärisch stark, sondern unterstreicht auch den inneren Konflikt Wolverines. Die Einsamkeit, das Tierhafte, die ständige Suche nach Frieden, der ihm verwehrt bleibt – all das wird hier greifbar und überzeugend in Szene gesetzt. Die Handlung ist übersichtlich erzählt und konzentriert sich auf das Wesentliche. Gerade dieser erzählerische Minimalismus ist eine große Stärke des Comics.
Auch visuell weiß Wolverine 1 zu überzeugen. Zwar wirkt der Stil im Ganzen eher konventionell, doch einzelne Bildfolgen stechen durch Kreativität und erzählerische Raffinesse hervor. Besonders das Tagebuch des Wendigo oder die Szene der gemeinsamen Flucht zeigen, wie viel erzählerische Kraft in den Bildern steckt. Trotz eines eher generischen Grundtons hinterlassen die Zeichnungen einen bleibenden Eindruck.
Zusammenfassend ist Wolverine 1 ein stimmungsvoller und gelungener Neustart, der genau weiß, was er erzählen will. Es ist eine Rückbesinnung auf das Wesentliche und gleichzeitig ein Aufbruch in eine neue Ära. Wer Wolverine in seiner rauen, verletzlichen, aber auch unerschütterlichen Form erleben möchte, findet in diesem Comic einen idealen Einstiegspunkt. Für mich ist es der vielversprechende Anfang einer Geschichte, die es verdient, weiterverfolgt zu werden.

2 Komentare:
[…] die auf ganz unterschiedliche Weise in das eskalierende Chaos hineingezogen werden. Dabei teilen Wolverine und Deadpool zwar kein Panel, doch ihr jeweiliger Kampf gegen das außerirdische Unheil offenbart, […]
[…] getäuscht hatte. Hier wurde ein stimmiges und kraftvolles Bild von Logan erschaffen. Schon bei Wolverine 1 hatte ich den Eindruck, dass der Charakter sehr treffend visualisiert wurde, doch dieses neue Werk […]