Thunderbolts – Das Böse im Visier – Comic-Kritik

von Robin S.
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Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Thunderbolts – Das Böse im Visier.

Erscheinungsdatum 08.04.2025
Zeichner Geraldo Borges, Nico Leon
Autor Collin Kelly, Jackson Lanzing
Format Softcover
Seitenanzahl 136
Stories Thunderbolts (2023) 1–4, Devil’s Reign: Winter Soldier 1
Preis 18,00€

Seit ihrer Einführung Ende der 1990er-Jahre zählen die Thunderbolts zu den spannendsten Konzepten im Marvel-Kosmos. Eine Gruppe von Superschurken, die sich nach dem Zusammenbruch der Avengers als neue Helden inszenieren – dieser Twist war nicht nur ein cleverer Schachzug, sondern auch eine meisterhafte Dekonstruktion klassischer Team-Dynamiken. Über die Jahre hinweg hat das Team zahlreiche Wandlungen durchlebt, mit immer neuen Mitgliederkonstellationen, wechselnden moralischen Grauzonen und einem ständig lauernden Zweifel: Können aus Schurken wirklich Helden werden?

Mit Thunderbolts – Das Böse im Visier steht nun ein neues Kapitel dieser bewegten Geschichte ins Haus. Im Mittelpunkt: der Winter Soldier alias Bucky Barnes, der selbst eine düstere Vergangenheit mit sich trägt und schon lange zwischen den Fronten von Sühne und Selbstzweifel wandelt. Die Wahl ausgerechnet ihn als Anführer eines neuen Thunderbolts-Teams zu etablieren, ist kein Zufall. Vielmehr scheint es eine bewusste Rückbesinnung auf das moralische Spannungsfeld, das diese Reihe einst so besonders machte, allerdings verpackt in eine moderne, stilistisch kantige Inszenierung.

Nicht ganz unbeteiligt an dieser Rückkehr ist sicherlich auch der kürzlich erschienene Thunderbolts-Kinofilm, der das Franchise einem breiteren Publikum zugänglich gemacht hat. Während die Leinwand-Adaption einen eher cineastischen Zugang wählt, wagt der Comic einen anderen Weg. Wer neugierig ist, wie gut das Zusammenspiel zwischen Vergangenheit, Charakterentwicklung und frischem Wind wirklich funktioniert, sollte weiterlesen – denn in dieser Review werfen wir einen genauen Blick darauf, wie Das Böse im Visier den Spagat zwischen Altlasten und Neuanfang meistert.

Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!

Thunderbolts – Das Böse im Visier – Comic-Kritik

Inhalt:

Bucky Barnes, einst der gnadenlose Winter Soldier, ist fest entschlossen, Gerechtigkeit mit aller Härte durchzusetzen – koste es, was es wolle. Um den skrupellosen Red Skull endgültig auszuschalten, stellt er ein Team aus kampferprobten Mitstreitern zusammen: Sharon Carter, Red Guardian, Black Widow, White Widow, U.S. Agent, Shang-Chi und die undurchsichtige Contessa de Fontaine. Gemeinsam starten sie eine gefährliche Mission, bei der kein Platz für Zweifel ist. Doch kaum nimmt der Plan Fahrt auf, stellt sich ihnen ein weiterer Gegner in den Weg – der mächtige und ebenso rücksichtslose Wilson Fisk.

Wer den kürzlich erschienenen Thunderbolts– (oder auch The New Avengers-) Film gesehen hat, weiß, wie viel Potenzial dieses Team hat. Dass ein Großteil der Figuren aus dem Film hier wieder mitmischt, zeigt schon, dass euch zumindest eine unterhaltsame Geschichte erwartet. Und das ist sie auch: mega unterhaltsam und voller packender Action. Tiefgründig wie der Film ist der Comic leider nicht, dafür glänzt er mit einer tollen Team-Dynamik, erstklassig inszenierten Kämpfen und einer spannenden Geschichte, die man gerne von Anfang bis Ende verfolgt.

Besonders Red Skull hier als Antagonisten zu präsentieren, war eine richtig gute Entscheidung. Schließlich ist Bucky als Anführer stark mit diesem Schurken aus seiner Vergangenheit verknüpft. Die Auftritte von Fisk und Doom sind zwar ebenfalls cool, bleiben aber oberflächlich. Auch die anderen Figuren neben Bucky wirken recht flach und ohne großes Character-Development. Ist euch das aber egal und ihr wollt einfach eine spaßige Action-Orgie voller starker Momente, dann ist dieser Comic genau das Richtige für euch. Auch wenn euch der neue MCU-Film gefallen hat, wird euch dieser Comic eine richtig gute Zeit bescheren.

Zeichnung:

Die Zeichnungen von Geraldo Borges und Nico Leon in Thunderbolts – Das Böse im Visier sind allesamt einfach verdammt schick anzusehen. In ruhigen Momenten funktioniert der gewählte Stil leider nicht ganz so gut und schafft es kaum, Emotionen an den Leser heranzutragen. Doch sobald die Action losgeht, zeigen sich die Panels von ihrer besten Seite – mit ausdrucksstarken Bildern und dynamischen Bewegungen, die für einen großartigen Lesefluss sorgen.

Der Stil ist also vor allem dann etwas für euch, wenn ihr Lust auf Action habt. Wer mehr Emotionen oder Tiefe sucht, wird hier eher enttäuscht sein. Alle anderen genießen das Actionfeuerwerk auf den 136 Seiten dieses Comics.

Thunderbolts – Das Böse im Visier – Comic-Kritik

Fazit zu Thunderbolts – Das Böse im Visier:

Thunderbolts – Das Böse im Visier ist ein moderner Action-Comic, der seine Stärken ganz klar in der Inszenierung sieht. Wer auf kompromisslose Team-Missionen, explosive Auseinandersetzungen und einen düsteren, entschlossenen Anführer steht, wird hier bestens bedient. Die Geschichte rund um Bucky Barnes als Winter Soldier liefert zwar keine tiefschürfende Charakterstudie, überzeugt aber durch einen konsequenten Fokus auf Spannung, Tempo und visuelle Wucht. Besonders Fans des MCU werden sich über viele vertraute Gesichter und das bekannte Zusammenspiel aus Coolness, Härte und einem Hauch von Geheimniskrämerei freuen.

Inhaltlich geht der Comic nicht allzu sehr in die Tiefe, weder bei den Nebenfiguren noch bei den moralischen Fragen, die in früheren Thunderbolts-Reihen mitunter im Mittelpunkt standen. Das ist schade, denn gerade das moralische Spannungsfeld zwischen Heldentum und Schurkendasein war einst das Markenzeichen dieser Reihe. Stattdessen setzt Das Böse im Visier auf klare Fronten, einen zentralen Konflikt und das Aufeinandertreffen mächtiger Persönlichkeiten. Wer also auf eine nuancierte Weiterentwicklung des Thunderbolts-Konzepts hofft, wird möglicherweise enttäuscht sein.

Visuell hingegen macht der Band vieles richtig. Die Zeichnungen von Geraldo Borges und Nico Leon sind in den Actionsequenzen ein echtes Highlight. Explosionen, Kämpfe und Bewegungsszenen werden dynamisch, kraftvoll und sehr atmosphärisch eingefangen. Die ruhigeren Szenen fallen zwar etwas ab und wirken teilweise etwas steif, doch insgesamt bleibt der Eindruck einer visuell sehr überzeugenden Action-Erzählung.

Unterm Strich ist Thunderbolts – Das Böse im Visier ein unterhaltsamer, schnörkelloser Team-Comic, der sich nicht lange mit Zwischentönen aufhält. Er weiß genau, was er sein will: eine spektakuläre Mission mit einem gefährlichen Team, einem starken Anführer und einem klar umrissenen Ziel. Wer genau das sucht, wird auf den 136 Seiten bestens unterhalten. Wer allerdings auf erzählerische Tiefe, komplexe Figurenentwicklung oder überraschende moralische Dilemmata hofft, sollte seine Erwartungen zügeln – oder lieber zu älteren Ausgaben der Reihe greifen.

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