Wolverine – Zahltag – Comic-Kritik

von Robin S.
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Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Wolverine – Zahltag.

Erscheinungsdatum 24.06.2025
Zeichner Greg Capullo
Autor Jonathan Hickman
Format Softcover
Seitenanzahl 136
Stories Wolverine: Revenge (2024) 1–5
Preis 18,00€

Er ist einer der ikonischsten Antihelden der Comicwelt: Wolverine. Seit seinem ersten Auftritt in den 1970er Jahren hat sich der grimmige Mutant mit den messerscharfen Adamantium-Klauen von einer Nebenfigur zu einem der beliebtesten Charaktere des Marvel-Universums entwickelt. Ob in düsteren Solo-Geschichten, als Teil der X-Men oder in erbarmungslosen Team-Ups – Wolverine steht für rohe Gewalt, innere Zerrissenheit und eine unstillbare Sehnsucht nach Erlösung. Seine Mischung aus tierischer Wildheit, menschlicher Tragik und übermenschlicher Kampfkraft fasziniert Leser seit Jahrzehnten.

Auch im Kino hat Logan alias James Howlett längst Legendenstatus erreicht. Besonders durch die Darstellung von Hugh Jackman wurde der Charakter zu einer festen Größe im kollektiven Gedächtnis der Popkultur. Filme wie X-Men 2, The Wolverine oder Logan haben gezeigt, dass Wolverine weit mehr ist als nur ein Actionheld. Er verkörpert das ewige Ringen mit der eigenen Vergangenheit, die Suche nach Identität und das Leiden an der eigenen Unverwundbarkeit. Nun, da das Marvel Cinematic Universe vor einem möglichen Neustart dieser Figur steht, richtet sich der Blick zurück in die Welt der Comics.

2025 erscheint mit Wolverine – Zahltag ein neues Kapitel, das Fans und Neueinsteiger gleichermaßen neugierig machen dürfte. Ohne zu viel zu verraten, lässt sich bereits jetzt sagen: Diese Geschichte bringt frischen Wind in eine Figur, deren Geschichte eigentlich kaum noch Überraschungen zulassen sollte. Warum sich ein genauerer Blick lohnt, welche Töne der Comic anschlägt und was ihn von früheren Ausgaben unterscheidet – all das verrät die folgende Kritik.

Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!

Wolverine – Zahltag – Comic-Kritik

Inhalt:

Die Welt steht vor dem Kollaps: Mastermind und seine Bruderschaft haben Chaos und Zerstörung entfesselt, das Ende scheint unausweichlich. Inmitten dieses Infernos bleibt Logan allein zurück, gebrochen und beraubt von allem, was ihm je etwas bedeutete. Doch aus seiner Niederlage wächst ein unaufhaltsamer Wille zur Vergeltung. Mit blutiger Entschlossenheit nimmt er die Spur seiner Feinde auf – und nichts wird ihn aufhalten.

Klingt zunächst nach einer klassischen Rachegeschichte und ist auch in gewisser Weise genau das. Es geht um ein alternatives Universum, in dem zwei der wichtigsten Avengers und Logans beste Freunde sterben. Das Einzige, was ihm bleibt, ist seine Rache, während die gesamte Welt um ihn herum untergeht. Diese Rachegeschichte wird aber auf beeindruckende Weise inszeniert. Nicht nur sind die Dialoge durchweg spannend geschrieben, auch die Konfrontationen zwischen Logan und seinen Feinden sind eindrucksvoll erzählt. Man fragt sich unentwegt, was als Nächstes passiert und welche Wendungen diese alternative Welt für den X-Man bereithält.

Dabei wird schnell deutlich, wie sinnvoll die Entscheidung war, die Geschichte in einem anderen Universum anzusiedeln. Auf Erde-616 hätte diese Erzählung nicht funktioniert, doch hier kann sich Autor Jonathan Hickman voll entfalten. In jedem Panel spürt man, wie sehr er sich austobt. Es passt einfach vieles: die Dialoge, die Action und besonders die Charaktermomente. Ohne zu viel vorwegzunehmen, sei nur gesagt, dass die Begegnung zwischen Logan und Deadpool absolut gelungen ist und hervorragend zu diesem Duo aus Antihelden passt. Ein spannender Ausflug in eine Parallelwelt voller großartiger Szenen.

Zeichnung:

Die Zeichnungen von Greg Capullo in Wolverine – Zahltag wirkten auf den ersten Blick etwas generisch. Doch je weiter ich gelesen habe, desto mehr wurde mir klar, wie sehr ich mich getäuscht hatte. Hier wurde ein stimmiges und kraftvolles Bild von Logan erschaffen. Schon bei Wolverine 1 hatte ich den Eindruck, dass der Charakter sehr treffend visualisiert wurde, doch dieses neue Werk geht noch einen Schritt weiter. Es ist brutal, die Action ist eindrucksvoll in Szene gesetzt und die Bilder strotzen vor epischer und kreativer Energie. Besonders die ruhigen Momente haben mich beeindruckt, sie entfalten eine unerwartete Tiefe, die der Geschichte zusätzlich Gewicht verleiht. Dieses Comic ist definitiv mehr als nur einen kurzen Blick wert.

Wolverine – Zahltag – Comic-Kritik

Fazit zu Wolverine – Zahltag:

Wolverine – Zahltag ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sich eine bekannte Figur in einem neuen erzählerischen Rahmen völlig neu entfalten kann. Jonathan Hickman gelingt das Kunststück, eine Geschichte zu erzählen, die sich trotz klassischer Motive frisch und unverbraucht anfühlt. Die Entscheidung, die Handlung in ein alternatives Universum zu verlagern, öffnet narrative Türen, die im regulären Marvel-Kanon verschlossen geblieben wären. Diese Freiheit nutzt Hickman, um Wolverine in seiner ganzen Widersprüchlichkeit zu zeigen – roh, verletzlich, wütend und doch zutiefst menschlich.

Besonders gelungen ist die Balance zwischen Action und Charaktertiefe. Die Kämpfe sind brutal und mitreißend, dienen aber nie der bloßen Effekthascherei. Vielmehr spiegeln sie den inneren Zustand der Hauptfigur wider, was die emotionale Wirkung noch verstärkt. Die Dialoge sind pointiert und auf den Punkt geschrieben, während die Begegnungen zwischen Logan und anderen Figuren – insbesondere mit Deadpool – eine mitreißende Dynamik entfalten, die zwischen Tragik und zynischem Humor changiert.

Auch visuell weiß der Comic auf ganzer Linie zu überzeugen. Greg Capullos Zeichnungen entfalten mit jeder Seite mehr Wirkung. Was auf den ersten Blick gewöhnlich wirkt, entpuppt sich beim Weiterlesen als durchdachte Bildsprache mit großem erzählerischem Feingefühl. Die Actionszenen sind wuchtig, aber übersichtlich, und die ruhigeren Passagen bestechen durch eindringliche Mimik und gezielte Bildkompositionen. Diese visuelle Handschrift trägt entscheidend zur dichten Atmosphäre bei, die den Leser schnell in den Bann zieht.

Wolverine – Zahltag ist mehr als nur ein weiterer Beitrag im ohnehin umfangreichen Kosmos des Charakters. Es ist eine spannende, überraschend emotionale und stellenweise nachdenkliche Auseinandersetzung mit dem Mythos Logan. Für eingefleischte Fans ist der Band ein Pflichtkauf, für Neuleser ein hervorragender Einstieg in die Welt des grimmigen Mutanten. Und für alle, die dachten, man könne Wolverine nichts Neues mehr abgewinnen, ist er ein überzeugender Gegenbeweis.

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