Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Phoenix 1.
| Erscheinungsdatum | 15.07.2025 |
| Zeichner | Marco Renna, Alessandro Miracolo |
| Autor | Stephanie Phillips |
| Format | Softcover |
| Seitenanzahl | 128 |
| Stories | Phoenix (2024) 1-5 |
| Preis | 17,00€ |
Die Geschichte von Phoenix gehört zu den faszinierendsten Mythen des gesamten X-Men-Universums. Kaum eine andere Figur vereint so viel Kraft, Hoffnung und Tragik in sich. Seit Jean Grey die gewaltige kosmische Macht des Phoenix zum ersten Mal in sich trug, schwang stets ein Gefühl von Größe und Gefahr mit. Zugleich war Phoenix immer ein Symbol für Wiedergeburt, Veränderung und die Frage, wie viel Macht ein einzelner Mensch überhaupt tragen kann.
Über all die Jahre blieb die Verbindung zwischen Phoenix und den X-Men ein zentraler Bestandteil dieser Saga. Für das Team war Phoenix nicht nur eine Mitstreiterin, sondern oft auch ein emotionaler Ankerpunkt. Ihre Geschichte war eng verwoben mit Freundschaft, Loyalität und den tiefen Konflikten, die die X-Men ausmachen. Gerade deshalb fühlte sich jeder ihrer Aufstiege und Abstürze so unmittelbar an und hinterließ Spuren, die das Team bis heute prägen.
Nun steht Phoenix an einem neuen Wendepunkt in ihrem Leben. Nach der Ära von Krakoa, die für Mutanten eine Zeit der Hoffnung und des Umbruchs war, hat sie ihren Blick erneut in die Weiten des Alls gerichtet. Dort sucht sie nach Antworten auf Fragen, die größer sind als jede einzelne Mission. Diese neue Reise eröffnet einen frischen Blick auf eine Legende, deren Geschichten nie an Kraft verloren haben. Genau hier setzt Phoenix 1 an und lädt dazu ein, eine vertraute Heldin auf einem neuen Pfad zu begleiten.
Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!

Inhalt:
Jean Grey, einst eines der ersten Mitglieder der X-Men, ist endgültig zur Phoenix geworden, einer uralten Kraft aus reiner Energie, die gleichermaßen schöpft und vernichtet. Mit diesem neu entfachten Bewusstsein erkennt sie, dass ihre Verantwortung längst über die Erde hinausreicht und nun den gesamten Kosmos umfasst. Entschlossen verlässt sie ihre Heimat und stürzt sich allein in die Weite des Alls, wo fremde Welten, unberechenbare Bedrohungen und vertraute Verbündete wie Nova und Corsair ebenso auf sie warten wie dunkle Gegner, die nur darauf lauern, der Phoenix ein neues Kapitel der Prüfung aufzuzwingen.
Jean war für mich schon immer sehr spannend. Sie wurde als relativ schwache Mutantin eingeführt und wurde durch die Phoenixkraft zu einer der stärksten Entitäten des gesamten Marvel-Universums. Das ist beeindruckend, irgendwie kann so eine Kraft aber auch immer langweilig werden. Phoenix 1 zeigt, dass das nicht sein muss. Die Geschichte ist nichts Weltbewegendes oder gar Hochphilosophisches und Weltkritisches, sie ist eine Story um eine junge Frau, die ihren Platz im Universum sucht, da ihr ein normales Leben durch diese übergöttliche Kraft genommen wurde. Das fühlt sich durchgehend emotional und mitreißend an.
Auch mochte ich den Ansatz, die Geschichte teilweise aus der Sicht der zukünftigen Antagonisten zu erzählen. Damit bekommen wir stets eine innere und äußere Sicht auf das Geschehene. Die Black Order ist zudem eine super Wahl für die Bösewichttruppe, da es sich dabei nicht nur um Kleinnanoven handelt, sondern unter Thanos eine der wichtigsten Antagonistengruppen des Alls entstanden ist. Top Wahl und gute Erzählung. Hoffentlich kann man das Niveau auch zukünftig halten, da so etwas schnell in eine Powerfantasy abdriften kann. Zumindest stimmt dann aber auch die Action.
Zeichnungen:
Die Zeichnungen von Marco Renna und Alessandro Miracolo in Phoenix 1 lassen mich leider etwas gespalten zurück. Ihr dürft mich aber wieder mal nicht falsch verstehen: Die Panels sind atemberaubend, voller cooler Momente und immer wieder richtig emotional. Es fehlt mir jedoch etwas an Atmosphäre. Nur Weltall ist für mich keine Atmosphäre, da alles etwas zu unausgereift und nicht wirklich durchdacht wirkte. Das ist nicht unbedingt faktisch, sondern für mich einfach nur ein persönliches Gefühl, das ich während des gesamten Lesens nicht losgeworden bin. Aber lasst mich euch sagen, wenn Jean zum Phoenix wird und die Action losgeht, dann gibt es ein paar richtig satte Actionsequenzen.

Fazit zu Phoenix 1:
Phoenix 1 ist ein Auftakt, der die gewaltige Mythologie rund um Jean Grey und die Phoenixkraft respektiert und gleichzeitig einen frischen, emotionalen Zugang findet. Die Geschichte konzentriert sich weniger auf kosmische Spektakel als auf die Frage, wie sich eine junge Frau inmitten einer Macht behauptet, die größer ist als alles, was das Marvel-Universum sonst zu bieten hat. Dieser Fokus macht den Comic bemerkenswert greifbar und berührend.
Besonders gelungen ist die Perspektivwahl, denn die Einblicke in die Gedankenwelt der zukünftigen Gegenspieler verleihen der Erzählung eine zusätzliche Ebene. Dadurch entsteht ein Gefühl von Nähe, selbst wenn die Handlung weit draußen im All stattfindet. Die Black Order als zentrale Bedrohung wirkt stimmig und verleiht dem Geschehen die nötige Härte und Spannung, ohne den emotionalen Kern des Comics zu überdecken.
Trotz kleiner Schwächen im Bereich Atmosphäre können die Zeichnungen immer wieder beeindrucken. Sobald Phoenix ihre Kräfte entfaltet, entsteht eine Dynamik, die den Comic spürbar aufwertet. Einige Panels besitzen eine Intensität, die lange im Gedächtnis bleibt und die Wucht der Figur eindrucksvoll unterstreicht.
Am Ende bleibt der Eindruck eines gelungenen Neustarts, der Lust auf mehr macht. Phoenix 1 verbindet Herz, Energie und kosmische Weite zu einem Auftakt, der sowohl alte Fans anspricht als auch neuen Leserinnen und Lesern eine zugängliche Tür in die Welt von Phoenix öffnet. Wenn die kommenden Ausgaben das erzählerische Niveau halten, könnte hier eine wirklich besondere Reihe entstehen.
