Punisher –  Mission Fury – Comic-Kritik

von Robin S.
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Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Punisher –  Mission Fury.

Erscheinungsdatum 04.02.2025
Zeichner Jacen Burrows
Autor Garth Ennis
Format Softcover
Seitenanzahl 136
Stories Get Fury (2024) 1–6
Preis 18,00€

Frank Castle ist kein Held im klassischen Sinne – und das war er auch nie. Als ehemaliger Elitesoldat, dessen Familie auf grausame Weise von der Mafia ermordet wurde, verwandelte sich Castle in den Punisher: einen gnadenlosen Rächer, der dem organisierten Verbrechen mit tödlicher Konsequenz den Krieg erklärte. Seit seiner ersten Erscheinung 1974 hat sich der Punisher als eine der ambivalentesten Figuren des Marvel-Universums etabliert – brutal, kompromisslos, aber auch getrieben von einem tief verwurzelten Sinn für Gerechtigkeit. Seine Origin ist tragisch und markerschütternd zugleich: Ein Mann, der durch ein unvorstellbares Trauma alles verliert und sich in eine Ein-Mann-Armee verwandelt.

Diese Geschichte bildet seit jeher den düsteren Unterbau nahezu jeder Punisher-Erzählung, und auch in Mission Fury aus dem Jahr 2025 steht sie unterschwellig im Raum – wenn auch nicht immer im Vordergrund. Der Titel selbst lässt bereits erahnen, dass es in dieser neuen Geschichte nicht nur um Frank Castle geht, sondern auch um einen anderen bekannten Namen: Nick Fury. In einer Welt, in der moralische Grauzonen die Regel sind, treffen hier zwei Männer aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein könnten – und sich doch mehr ähneln, als sie es vielleicht zugeben würden. Beide haben Blut an den Händen, beide operieren jenseits klarer Gesetzeslinien, und beide glauben, dass das System allein nicht reicht, um die Welt vor sich selbst zu retten.

Mission Fury verspricht also mehr als nur die nächste blutige Episode im Leben des Punishers. Die Konstellation zweier Veteranen, die aufeinanderprallen und zugleich gemeinsame Ziele verfolgen, eröffnet spannende erzählerische Möglichkeiten – nicht nur für Action, sondern auch für psychologische Tiefe. Doch wird dieser neue Comic seiner Prämisse gerecht? Gelingt es, die altbekannte Tragik des Punishers mit neuen Impulsen zu verbinden? Und wie schlägt sich das Werk stilistisch im Vergleich zu früheren Inkarnationen? In dieser Kritik werfen wir einen genauen Blick auf Handlung, Figurenzeichnung und visuelle Umsetzung von Punisher – Mission Fury.

Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!

Punisher –  Mission Fury – Comic-Kritik

Inhalt:

1971, tief im vom Vietnamkrieg zerrissenen Dschungel, gerät Colonel Nick Fury in die Fänge des Vietcong. Für die CIA ein Desaster – denn kaum jemand kennt ihre streng geheimen Missionen so gut wie er. Die Angst, Fury könnte unter Folter auspacken, zwingt die Agency zu einer gnadenlosen Entscheidung: Captain Frank Castle, ein abgebrühter Spezialist im Auftrag der CIA, erhält in Saigon einen düsteren Befehl – er soll Fury aufspüren und um jeden Preis zum Schweigen bringen. Selbst wenn das bedeutet, ihn zu töten.

Wie ihr euch nach diesem düsteren Auftakt sicher denken könnt, ist Punisher – Mission Fury kein klassischer Superhelden-Comic, sondern vielmehr eine Erzählung über Krieg, Trauma und moralische Ambivalenz. Diese Thematik wird eingebettet in ein historisch bedeutsames Setting, das für viele Amerikaner bis heute mit Schmerz und Schuld behaftet ist – und aus dem heraus sich ein Punisher-Einzelband entwickelt, wie ich ihn so nicht habe kommen sehen.

Der Comic ist, ohne Übertreibung, fast schon herausragend – allerdings auch so weit entfernt vom klassischen Marvel-Kosmos, dass ich mich zunächst an Ton und Stil gewöhnen musste. Doch wenn man sich erst einmal auf das Werk einlässt, dann bekommt man eine der besten Punisher-Geschichten der Neuzeit präsentiert – eine, die nicht nur neues Licht auf Frank Castle wirft, sondern auch auf Nick Fury. Besonders gefallen hat mir das bedrückende, fast schon nihilistische Ende, das ich euch an dieser Stelle natürlich nicht spoilern werde, das aber hervorragend zu den Themen des Comics passt.

Hier wird eine kompromisslose, atmosphärisch dichte Kriegsgeschichte erzählt, die ich euch nur wärmstens ans Herz legen kann – allerdings mit der Warnung: Punisher – Mission Fury ist definitiv nichts für schwache Nerven. Ein beeindruckender Comic!

Zeichnung:

Die Zeichnungen von Jacen Burrows sind gnadenlos brutal und schrecken in keinem Panel vor expliziter Gewalt zurück. Zwar ist die eigentliche Figurenzeichnung stellenweise eher funktional und die emotionale Ausdrucksstärke bleibt oft auf der Strecke – doch über die visuelle Inszenierung der Gewalt gelingt es Burrows, eine so dichte und bedrückende Atmosphäre zu erschaffen, dass man diese Schwächen schnell verzeiht.

Besonders eindrucksvoll ist der Einsatz von Farbe – vor allem die dominante Präsenz von Rot, das nicht nur im spritzenden Blut, sondern auch subtil im Hintergrund immer wieder auftaucht und so die Themen Gewalt, Trauma und inneren Zerfall visuell unterstreicht. Auch wenn man hier keine visuelle Meisterleistung im klassischen Sinne geboten bekommt, bleiben die Bilder – im Guten wie im Schlechten – lange im Kopf.

Punisher –  Mission Fury – Comic-Kritik

Fazit zu Punisher –  Mission Fury:

Punisher – Mission Fury ist kein typisches Marvel-Werk – und genau das macht diesen Comic so besonders. Statt Superheldenklischees erwartet die Leser hier eine schonungslose Auseinandersetzung mit Krieg, Trauma und moralischer Zerrissenheit. Die Geschichte verzichtet bewusst auf einfache Antworten und stellt ihre Figuren in einen Kontext, in dem es kein klares Gut und Böse mehr gibt. Frank Castle ist kein Erlöser, Nick Fury kein makelloser Patriot – beide sind Männer, die in einem System operieren, das sie selbst längst nicht mehr verstehen, geschweige denn kontrollieren können.

Was diesen Band so wirkungsvoll macht, ist seine erzählerische Konsequenz. Die düstere Atmosphäre, die schon auf den ersten Seiten spürbar wird, zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte. Das Setting im Vietnamkrieg ist dabei nicht nur Kulisse, sondern ein erzählerisches Fundament, das die inneren Konflikte der Figuren reflektiert. Gerade in den ruhigeren Momenten, in denen es nicht um Feuergefechte, sondern um Blicke, Andeutungen und Schweigen geht, entfaltet der Comic seine größte Kraft.

Auch stilistisch gelingt dem Werk eine starke Eigenständigkeit. Die Zeichnungen von Jacen Burrows sind visuell kompromisslos, wenn auch nicht immer filigran – aber sie transportieren eine Wucht, die perfekt zur erzählten Geschichte passt. Vor allem durch Farbwahl und Bildkomposition gelingt es dem Comic, eine durchgehende emotionale Spannung zu erzeugen, die Leser nicht so schnell loslässt. Die Bildsprache ist roh, direkt und unangenehm – und genau das muss sie auch sein.

Letztlich ist Mission Fury ein Comic, der den Punisher neu denkt, ohne seine Wurzeln zu verleugnen. Es ist eine Geschichte über Schuld, Pflicht und das, was von einem Menschen übrig bleibt, wenn Ideale und Menschlichkeit auf dem Schlachtfeld verloren gehen. Wer sich auf diesen düsteren, bitteren Trip einlässt, wird mit einem der eindrucksvollsten Punisher-Werke der letzten Jahre belohnt. Keine leichte Kost – aber genau deshalb so bemerkenswert.

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