Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Aliens – Was wäre, wenn…?.
Erscheinungsdatum | 25.03.2025 |
Zeichner | Guiu Vilanova |
Autor | Paul Reiser, Leon Reiser |
Format | Softcover |
Seitenanzahl | 128 |
Stories | Aliens: What if…? |
Preis | 17,00 € |
„What if…?“ – ein Konzept, das die meisten wohl eher aus dem Marvel-Universum kennen. Neben unzähligen Comics gibt es auch eine gleichnamige Animationsserie, die anfangs sehr beliebt war, später jedoch zunehmend in die Kritik geriet. Schade eigentlich, denn mir gefiel selbst die letzte Staffel ganz gut… Aber darum soll es hier natürlich nicht gehen.
Während sich Marvel also schon lange fragt: „Was wäre, wenn…?“, haben andere Franchises dieses Konzept bisher eher selten aufgegriffen. Umso überraschender ist es, dass nun Alien auf diesen Zug aufspringt – eine Filmreihe, bei der ich das am wenigsten erwartet hätte. Doch tatsächlich: Mit Aliens – Was wäre, wenn…? bekommen wir zum ersten Mal eine alternative Geschichte aus dem Alien-Universum erzählt. Und man hat sich dafür ausgerechnet Aliens – Die Rückkehr ausgesucht – ein wirklich starker Film, der definitiv Potenzial für mehr Geschichten bietet.
Zurück geht es in die Szene, in der der unsympathische Konzernmensch Carter Burke eigentlich von einem Alien getötet werden sollte – doch genau das passiert hier nicht. Ob das „Was wäre, wenn…?“-Konzept im Alien-Universum funktioniert und ob Carter Burke als Protagonist wirklich eine gute Wahl war, erfahrt ihr in dieser Kritik zum neuen Comic Aliens – Was wäre, wenn…?
Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!
Inhalt:
Seit Jahrzehnten spekulieren Fans von James Camerons Kultfilm Aliens, ob Carter Burke – jener skrupellose Konzernmann, verhasster noch als die Xenomorphe selbst – den Albtraum von Hadley’s Hope vielleicht doch überlebt hat. Nun bringt Paul Reiser, der Burke einst im Film verkörperte, gemeinsam mit seinem Sohn Leon und einem kreativen Team die düstere Antwort: Burke lebt. Und er ist auf der Flucht – nicht nur vor seinen eigenen Dämonen, sondern vor etwas noch viel Schlimmerem.
35 Jahre nach dem Massaker schleppt er sich durch das trostlose Niemandsland eines abgelegenen Asteroiden. Seine Karriere liegt in Trümmern, und das Einzige, was ihm bleibt, ist die Verantwortung für seine Tochter Brie – die ihn allerdings zutiefst verachtet. Als sie seinem dunklen Plan auf die Schliche kommt und sich erneut tödliche Kreaturen zeigen, stellt sich die Frage: Ist Burke wirklich geläutert – oder steuert er auf ein noch grausameres Ende zu?
Prinzipiell muss man sagen: Aliens – Was wäre, wenn…? ist ein gelungener und unterhaltsamer Comic, der es schafft, eine lang gehegte Fanfrage zu beantworten – und das, ohne den Kanon komplett über den Haufen zu werfen. Das gefällt mir sehr! Besonders schön finde ich, dass man dem Alien-Universum diese kreative Möglichkeit gibt. Ich hoffe wirklich, dass wir in Zukunft mehr solcher Geschichten sehen – denn dieses Franchise bietet dafür die perfekte Spielwiese.
Trotzdem: Ganz das, was ich mir erhofft hatte, ist der Comic leider nicht. Es fehlt an Action, die Story nimmt nur langsam Fahrt auf, und Burke als Hauptfigur konnte mich nur bedingt überzeugen. Klar – am Ende bekommt er einen ordentlichen Redemption-Arc, wirkt menschlicher als im Film, aber wirklich sympathisch war er mir nie. Auch bis zum Schluss konnte er mich nicht für sich gewinnen.
Außerdem: Die Aliens selbst kommen einfach zu kurz. Es wirkt ein wenig gehetzt – als hätte man die Geschichte gerne noch etwas ausführlicher erzählen dürfen. Mehr Action, mehr Spannung, mehr Xenomorphe – das hätte dem Ganzen wirklich gutgetan. Aber hey, das ist nur meine persönliche Meinung. Unterm Strich bleibt Aliens – Was wäre, wenn…? trotzdem ein wirklich guter Comic mit vielen großartigen Alien-Momenten.
Zeichnungen:
Die Zeichnungen von Guiu Vilanova sind wunderbar düster und kantig – und somit eigentlich perfekt für dieses Setting. Leider wirken sie in diesem Comic stellenweise etwas verschenkt. Die Figuren sind zwar solide gezeichnet, aber vielen Szenen fehlt es an emotionaler Tiefe. Wenn dann aber endlich ein Alien auftaucht, sieht das richtig stark aus: Das Design ist eigenständig, bleibt aber trotzdem dem Stil der Filme treu.
Wären die Aliens früher und häufiger aufgetaucht – mit mehr Action und Tempo – dann wäre Vilanovas Talent hier deutlich besser zur Geltung gekommen. Trotzdem: Bitte mehr Aliens-Comics mit diesem Zeichner! Er bringt genau den richtigen Look für dieses Universum mit. Und auch wenn er hier nicht voll glänzen konnte, liefert er dennoch starke Bilder, die Lust auf mehr machen.
Fazit zu Aliens – Was wäre, wenn…?:
Aliens – Was wäre, wenn…? ist ein spannendes Experiment, das sich mutig an eine ikonische Szene der Alien-Reihe heranwagt und mit einem „Was wäre, wenn…?“ eine alternative Realität spinnt, die durchaus Potenzial hat. Besonders für Fans, die sich seit Jahrzehnten fragen, was wohl mit Carter Burke passiert sein könnte, bietet der Comic eine längst überfällige Antwort – düster, melancholisch und überraschend menschlich.
Dass ausgerechnet Burke im Mittelpunkt steht, ist eine gewagte Entscheidung – denn sympathisch war der Charakter nie. Der Comic versucht, ihm neue Tiefe zu verleihen, was in Ansätzen gelingt, aber nicht vollständig aufgeht. Die Frage, ob er am Ende wirklich geläutert ist, bleibt spannend, auch weil er ein durch und durch ambivalenter Protagonist bleibt. Dennoch: Gerade diese moralische Grauzone passt wunderbar zum düsteren Ton des Alien-Universums.
Erzählerisch hätte der Comic an manchen Stellen mehr Raum gebraucht. Die Geschichte wirkt teilweise etwas zu gehetzt, manche Entwicklungen hätten mehr Luft zum Atmen verdient. Insbesondere Fans, die auf Xenomorph-Action gehofft haben, werden wohl etwas enttäuscht sein – die Aliens spielen eine eher untergeordnete Rolle, obwohl sie in den wenigen Momenten, in denen sie auftreten, absolut überzeugen.
Was man dem Comic aber hoch anrechnen muss, ist der Respekt gegenüber dem bestehenden Kanon. Statt eine etablierte Geschichte zu zerstören, öffnet Aliens – Was wäre, wenn…? eher eine neue Tür, durch die kreative Ideen ihren Weg ins Franchise finden können. Das ist erfrischend – und hoffentlich der Anfang einer ganzen Reihe ähnlicher Projekte.
Visuell überzeugt der Comic vor allem dann, wenn es düster, bedrohlich und alienlastig wird. Guiu Vilanova versteht es, dem Setting einen eigenen Stil zu geben, ohne den visuellen Wurzeln der Filme untreu zu werden. Schade nur, dass er nicht öfter zeigen durfte, was er kann – mehr Aliens, mehr Action, mehr Grauen hätten sein Können noch besser zur Geltung gebracht.
Unterm Strich bleibt Aliens – Was wäre, wenn…? ein mutiger und atmosphärischer Comic, der nicht alle Erwartungen erfüllt, aber dennoch vieles richtig macht. Wer sich auf die Prämisse einlässt und sich auf die düsteren Pfade eines moralisch fragwürdigen Protagonisten einlassen kann, bekommt eine interessante Erweiterung des Alien-Universums geboten – mit viel Potenzial für mehr.