Uncanny X-Men 1 – Comic-Kritik

von Robin S.
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Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Uncanny X-Men 1.

Erscheinungsdatum 06.05.2025
Zeichner David Márquez
Autor Gail Simone
Format Softcover
Seitenanzahl 168
Stories FCBD 2024: Blood Hunt/X-Men 1 (II), Uncanny X-Men (2024) 1–6
Preis 22,00€

Seit Jahrzehnten sind die X-Men ein Symbol für Außenseiter, für Hoffnung und für den ewigen Kampf um Gleichberechtigung. Von ihren Anfängen in den 1960er-Jahren bis hin zu modernen Geschichten hat sich ihr Narrativ immer wieder neu erfunden. Besonders einschneidend war dabei die jüngste Krakoa-Ära, in der Mutanten erstmals eine gemeinsame Heimat, politische Macht und sogar Unsterblichkeit erlangten. Diese Phase stellte nicht nur die Dynamik zwischen Menschen und Mutanten auf den Kopf, sondern forderte auch das Selbstverständnis der X-Men heraus.

Doch jede Utopie hat ihren Preis. Der Fall von Krakoa hat die einstige Mutantenidylle zerschlagen, alte Ideale ins Wanken gebracht und das Team in eine neue Realität geworfen. In dieser Umbruchszeit beginnt Uncanny X-Men 1 aus dem Jahr 2025. Es ist der Versuch eines Neuanfangs, bei dem sich die verbliebenen Helden neu formieren müssen. Besonders überraschend ist die neue Führungsrolle von Rogue und Gambit, die bisher eher als leidenschaftliches Duo am Rande der Teamleitung standen. Ihre Ernennung bringt frischen Wind, wirft aber auch viele Fragen auf.

Was kann man von diesem Neustart erwarten? Wie gelingt die Rückbesinnung auf das klassische X-Men-Gefühl in einer Welt, in der vieles verloren gegangen ist? Und wie tragen Figuren wie Rogue und Gambit das Erbe einer Generation von Mutanten, die immer wieder für ihre Daseinsberechtigung kämpfen mussten? Diese Kritik nimmt den neuen Band genauer unter die Lupe und zeigt, ob Uncanny X-Men seinem Titel wieder gerecht wird.

Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!

Uncanny X-Men 1 – Comic-Kritik

Inhalt:

Nach dem Untergang von Krakoa stehen die X-Men vor einem Scherbenhaufen – ihre Heimat ist verloren, Professor X verschwunden, und nur ein kleiner, entschlossener Kreis hält noch an der alten Idee fest. Während sie in einer feindlichen Welt um Orientierung ringen, geht Rogue eigene Wege: An einem entlegenen Ort hat sie ein Team um sich geschart, das einer ganz eigenen Mission folgt. Doch plötzlich treten neue Mutanten auf den Plan – Juggendliche, die gerade erst ihre Kräfte entdecken. Etwas stimmt nicht. Im Schatten rührt sich eine finstere Macht, die Jagd auf Mutanten macht und ein düsteres Geheimnis kennt, das die letzten Hoffnungsschimmer der X-Men zu vernichten droht.

Wow… einfach nur wow. Uncanny X-Men 1 ist für mich derzeit der absolute Lieblingscomic im Mutanten-Kosmos. Nicht nur die neue Teamdynamik bringt unzählige spannende Momente mit sich, auch steckt diese Geschichte voller Liebe und Verständnis für das Mutantendasein. Eine Szene rund um einen jungen Mutanten im Krankenhaus hat mich tief berührt und beinahe zu Tränen gerührt – nicht, weil es einfach nur um ein todkrankes Kind geht, sondern weil hier so viel mehr mitschwingt, als man zunächst vermutet. Auch die neuen Mutanten wirken nicht wie ein bloßes Mittel, um frischen Wind in die Geschichte zu bringen. Sie sind eine sinnvolle, durchdachte Ergänzung für eine Welt ohne Krakoa.

Besonders beeindruckt hat mich Rogues Rolle als Anführerin einer gebrochenen Gruppe, die wieder zu den X-Men werden will. Man spürt, dass Gail Simone am Werk ist – eine Autorin, die einst aufzeigte, wie Frauenfiguren oft nur genutzt werden, um die Geschichten männlicher Helden dramatischer zu machen. Sie schafft es, Rogue mit Fingerspitzengefühl ins Zentrum zu stellen – nicht aufdringlich, aber kraftvoll, mit wunderschönen Momenten an Gambits Seite und einer spürbaren Energie. Ich liebe, was sie aus dieser Figur gemacht hat, und bin voller Hoffnung für die Zukunft dieser Reihe. Nach dem Ende von Krakoa glaubte ich, die Mutanten hätten im Marvel-Kosmos keinen Platz mehr. Doch da habe ich mich wohl geirrt.

Zeichnungen:

Die Illustrationen von David Márquez in Uncanny X-Men 1 sind genauso grandios wie die Geschichte selbst. Jedes Panel steckt voller Details, Emotionen und genau der richtigen Menge an Action. Grausame Szenen wechseln sich mit berührenden Momenten ab und schaffen so einen perfekten Rhythmus, der den Lesefluss konstant aufrechterhält. Natürlich bleibt diese Qualität nicht in jedem Bild gleich, und gelegentlich wirkt der Stil ein wenig kitschig – aber ich mag das und finde vor allem das Design der Figuren in diesem Stil fantastisch. Es gibt für mich kaum etwas auszusetzen, und ich kann euch diesen Comic nur wärmstens ans Herz legen. Wirklich großartig.

Uncanny X-Men 1 – Comic-Kritik

Fazit zu Uncanny X-Men 1:

Uncanny X-Men 1 ist weit mehr als nur ein weiterer Neustart im endlosen Kreislauf der Superheldencomics. Der Band fühlt sich an wie eine ehrliche, emotionale Antwort auf den Untergang von Krakoa – keine bloße Rückkehr zur alten Ordnung, sondern ein bewusster Schritt in eine neue Ära, die sich ihrer Vergangenheit ebenso stellt wie ihrer Verantwortung. Es ist ein Comic, der nicht nur erzählt, sondern spürt, was die X-Men ausmacht.

Die Entscheidung, Rogue und Gambit in den Mittelpunkt zu rücken, erweist sich dabei als Glücksgriff. Ihre Beziehung, ihre Geschichte und ihre neue Rolle als Anführer eines zerbrochenen Teams verleihen der Erzählung eine Tiefe, die weit über das Gewohnte hinausgeht. Gerade Rogue, unter Gail Simones Feder, wird zur starken, aber verletzlichen Figur, die mitfühlend und entschlossen zugleich agiert. Es ist eine der besten Darstellungen dieses Charakters seit Jahren – und sie macht Lust auf mehr.

Auch inhaltlich gelingt es dem Comic, den schmalen Grat zwischen Nostalgie und Fortschritt zu meistern. Die neuen Mutanten wirken durchdacht, glaubwürdig und emotional eingebunden. Ihre Präsenz bringt frischen Wind, ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Die Geschichte verzichtet auf plumpe Sensationen und setzt stattdessen auf stimmige, berührende Momente, die lange nachhallen. Besonders eindrucksvoll ist dabei der Umgang mit Themen wie Krankheit, Zugehörigkeit und dem Verlust eines Zuhause – Motive, die in der Welt der X-Men nie an Relevanz verlieren.

Abgerundet wird das Ganze durch die mitreißenden Zeichnungen von David Márquez. Seine Panels sind detailreich, dynamisch und voller Ausdruck. Er fängt sowohl die leisen als auch die lauten Töne der Geschichte mit sicherem Gespür ein und verleiht der Erzählung die visuelle Wucht, die sie verdient. Auch wenn der Stil stellenweise fast zu glatt wirkt, passt er hervorragend zur erzählten Geschichte und hebt emotionale Szenen wirkungsvoll hervor.

Am Ende bleibt das Gefühl, dass Uncanny X-Men 1 nicht nur der Auftakt einer neuen Phase ist, sondern ein echtes Herzensprojekt. Ein Comic, der Mut macht – im doppelten Sinne. Mut zum Neuanfang, Mut zur Veränderung und Mut, auch die gebrochenen Seiten der Heldinnen und Helden zu zeigen. Für alte Fans ebenso wie für neue Leser ist dieser Band ein beeindruckendes Statement dafür, warum die X-Men nach all den Jahren immer noch relevant, berührend und notwendig sind.

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