Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Loving Reaper.
Erscheinungsdatum | 25.03.2025 |
Zeichner | Jenny Jinya |
Autor | Jenny Jinya |
Format | Hardcover |
Seitenanzahl | 230 |
Stories | Loving Reaper |
Preis | 29,00 € |
Comics sind nicht immer von Anfang an Comics – viele Geschichten entstehen in einem anderen Medium, bevor sie den Weg auf Papier finden. Während Marvel- und DC-Comics zwar auch digital gelesen werden können, sind sie ursprünglich für das physische Format gedacht. Bei Webtoons ist das anders: Sie entstehen digital, werden direkt für das Online-Erlebnis konzipiert und schaffen es nur selten in gedruckter Form auf den Markt. Das ist schade – denn unter den unzähligen Webtoons verbirgt sich wahres Gold, das von der breiten Masse oft übersehen wird.
Umso schöner ist es, wenn ein Webtoon doch einmal den Sprung ins Buchregal schafft. Loving Reaper ist so ein Fall. Zwar könnt ihr den Webtoon weiterhin kostenlos und auf Englisch online lesen – dank Panini ist er jetzt aber auch als liebevoll gestaltetes Hardcover erhältlich. Ja, mit 29 € hat er einen stolzen Preis. Aber glaubt mir: Dieses Werk in den Händen zu halten, ist jeden Cent wert. Oder etwa doch nicht? Ist Loving Reaper tatsächlich ein Comic, den man gelesen haben muss – oder sollte man lieber die Finger von dieser physischen Webtoon-Adaption lassen? Die Antwort gibt’s in dieser Comic-Kritik.
Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!
Inhalt:
Stell dir eine Welt ohne das vertraute Schwanzwedeln deines Hundes vor, ohne das Rascheln im Unterholz, wenn ein Fuchs durch das Dickicht schleicht. Ohne das sanfte Schnurren einer Katze auf deinem Schoß. Fast 9 Millionen Tierarten leben auf unserem Planeten – eine unglaubliche Vielfalt, die unseren Alltag auf ihre stille Weise bereichert. Tiere sind mehr als nur Begleiter. Sie schenken uns Nähe, Staunen und manchmal sogar ein Stück Trost. Ohne sie wäre unser Leben ärmer, stiller, leerer.
Loving Reaper ist wohl der bewegendste Comic, den ich je lesen durfte. Die Geschichten sind einfach, leicht verständlich und dennoch zutiefst bedeutungsvoll. Sie greifen Themen auf, die uns alle etwas angehen – wie wir mit Tieren umgehen, was Verlust bedeutet und wie der Tod nicht immer das endgültige Ende sein muss.
Schon nach der ersten Kurzgeschichte – über eine schwarze Katze – liefen bei mir die Tränen. Und das hörte auch bei den nächsten Erzählungen nicht auf. Loving Reaper ist eine Sammlung von Geschichten über Schmerz, Verlust, aber auch über Hoffnung und Mitgefühl. Die kurzen Infotexte nach jeder Geschichte geben wichtigen Kontext und verstärken die emotionale Wirkung noch einmal deutlich.
Das Besondere: Man kann den ganzen Comic in nur etwa 30 Minuten lesen – aber der Nachhall bleibt viel länger. Wenn ihr das nächste Mal im Comicshop steht oder online stöbert und euch nicht entscheiden könnt: Greift zu Loving Reaper. Ihr werdet es nicht bereuen. Diese emotionale Achterbahnfahrt ist einzigartig.
Zeichnungen:
Jenny Jinya ist nicht nur die Autorin von Loving Reaper, sondern – wie bei vielen Webtoons üblich – auch die Zeichnerin. Ihr Stil ist schlicht, fast minimalistisch, und verzichtet auf aufwendige Details oder spektakuläre Panels. Doch gerade diese Reduktion schafft Raum für das, worauf es ankommt: Emotionen.
Ihre Zeichnungen bringen einen schneller zum Weinen als der Tod so mancher Superhelden in epischen Comics. Es ist faszinierend, wie sehr einfache Linien berühren können, wenn sie mit so viel Herz gestaltet sind. Und ich bin überzeugt: Jenny Jinya hat das Potenzial, auch außerhalb dieser traurigen, aber heilenden Geschichten erfolgreich zu sein. Ihr Stil ist Kunst – und Kunst sollte berühren, ohne sich in Oberflächlichkeiten zu verlieren.
Fazit zu Loving Reaper:
Loving Reaper ist weit mehr als nur ein Comic – es ist ein Werk, das mit leisen Tönen eine umso stärkere Botschaft vermittelt. Es erzählt keine großen Abenteuer, keine epischen Kämpfe zwischen Gut und Böse, und es braucht auch keine überladenen Panels, um zu beeindrucken. Stattdessen richtet es seinen Blick auf das, was wir im Alltag nur allzu oft übersehen: das stille Leid der Tiere – und die unermessliche Liebe, die zwischen Mensch und Tier bestehen kann.
Jede Geschichte in diesem Comic ist wie ein kleiner Stich ins Herz, aber auf eine Art, die nicht wehtun will, sondern heilen. Die Verbindung zwischen Tod und Mitgefühl ist das zentrale Motiv, und Jenny Jinya gelingt es mit bemerkenswerter Feinfühligkeit, diesen eigentlich schweren Stoff zugänglich und berührend zu erzählen. Ihre Geschichten machen betroffen, ja, sie machen traurig – aber sie tun das mit einem Ziel: zum Nachdenken anzuregen, Verantwortung zu spiegeln und Mitgefühl zu wecken.
Auch in seiner physischen Form hat Loving Reaper einen ganz besonderen Wert. Das Hardcover-Format verleiht den Geschichten die Würde, die sie verdienen, und gibt dem Webtoon ein Zuhause im Regal – fernab des flüchtigen Scrollens am Bildschirm. Es ist ein Buch, das man nicht einfach liest und wieder vergisst. Es ist eines, das man aufschlägt, wenn man Trost sucht, wenn man verstehen möchte oder wenn man einfach spüren will, dass Mitgefühl noch einen Platz in dieser Welt hat.
Am Ende bleibt der Eindruck eines stillen Meisterwerks, das durch seine Ehrlichkeit, seine Schlichtheit und seine emotionale Tiefe besticht. Loving Reaper ist ein Comic für all jene, die nicht nur konsumieren, sondern fühlen wollen. Für Menschen, die sich trauen, auch den traurigen Momenten Raum zu geben – weil genau darin manchmal das Schönste liegt. Wer diesen Comic liest, wird verändert. Vielleicht nur ein kleines bisschen. Aber manchmal reicht genau das schon aus.