Blade Runner 2039 1 – Comic-Kritik

von Robin S.
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Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Blade Runner 2039 1.

Erscheinungsdatum 22.04.2025
Zeichner Andrés Guinaldo
Autor Mike Johnson
Format Softcover
Seitenanzahl 112
Stories Blade Runner 2039 (2023) 1-4
Preis 17,00€

Kaum ein Science-Fiction-Universum hat die Popkultur so nachhaltig geprägt wie Blade Runner. Ridley Scotts Film von 1982, basierend auf Philip K. Dicks Roman Do Androids Dream of Electric Sheep?, legte den Grundstein für ein düsteres, philosophisches Zukunftsszenario, das bis heute nachhallt. Mit seiner visionären Bildsprache, Vangelis’ sphärischem Soundtrack und der existenziellen Frage nach dem Wesen des Menschseins hat sich der Film schnell zum Kultklassiker entwickelt. Blade Runner 2049, Denis Villeneuves Fortsetzung aus dem Jahr 2017, führte die Geschichte auf eindrucksvolle Weise fort – nicht als bloßes Sequel, sondern als eigenständiges Werk, das die zentralen Themen um Identität, Erinnerung und künstliches Leben weiterentwickelte.

Doch das Blade Runner-Universum lebt längst nicht nur auf der Leinwand weiter. Seit einigen Jahren werden seine Geschichten auch in Comicform erzählt – in Serien wie Blade Runner 2019, Blade Runner 2029 und nun Blade Runner 2039. Diese Reihen knüpfen lose an die Ereignisse der Filme an, führen neue Charaktere ein und füllen Lücken zwischen den filmischen Erzählungen. Die Comics erweitern den Kanon mit neuen Perspektiven auf die dystopische Welt von Los Angeles, immer begleitet von der Frage, was Menschlichkeit in einer zunehmend künstlichen Welt bedeutet.

Mit Blade Runner 2039 1 liegt nun der erste Band der neuesten Reihe vor, erschienen im Jahr 2025. Wieder stehen Replikanten, moralische Dilemmata und eine düstere Zukunftsvision im Mittelpunkt. Doch gelingt es dem Comic, die komplexe Atmosphäre und Tiefe der Filme einzufangen? Oder verkommt die Serie zur bloßen Kopie bekannter Motive? Ein genauerer Blick auf die künstlerische Umsetzung, Erzählstruktur und thematische Entwicklung dieses Bandes lohnt sich – nicht zuletzt für all jene, die sich erneut in den Neonregen von Los Angeles begeben möchten.

Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!

Blade Runner 2039 1 – Comic-Kritik

Inhalt:

Los Angeles im Jahr 2039: Drei Jahre sind vergangen, seit Niander Wallace seine neuen, willenlos gehorsamen Replikanten auf den Markt gebracht hat – ein technologischer Durchbruch, der das lange Verbot künstlicher Menschen zumindest für diese neuen Modelle aufgehoben hat. Doch während die Wallace-Einheiten offiziell akzeptiert sind, bleibt den älteren Nexus-8-Modellen der Tyrell Corporation nur der Untergrund – oder der Tod durch die Klingen der Blade Runner.

Ich finde die Welt von Blade Runner immer wieder faszinierend – und auch in Blade Runner 2039 1 wird meine Begeisterung für dieses Universum nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Sie wird erneut entfacht. Die Geschichte ist durchweg spannend und erzählt von einer Welt, die zerrissener kaum sein könnte. Zwar ist dieser Band eine Fortsetzung der bisherigen Comicreihen, funktioniert aber gleichzeitig als eigenständige Story. Ohne Vorkenntnisse verpasst man sicherlich einige Feinheiten, doch die Welt selbst bleibt fesselnd und atmosphärisch dicht. Wirklich gut gelungen – und dazu auch noch richtig stark erzählt.

Was allerdings weniger überzeugt, ist das häufige Springen zwischen verschiedenen Handlungssträngen. Der Geschichte hätte es gutgetan, sich konsequenter auf eine Perspektive zu konzentrieren – zum Beispiel nur auf Ash oder ganz auf Luv. Letztere wäre eine besonders spannende Erzählerin gewesen, zumal Ash hier etwas stärker als Antagonistin erscheint. Trotzdem bleibt es eine packende Geschichte in einem dystopischen Zukunftssetting, die die richtigen Fragen stellt – und Lust auf den nächsten Band macht.

Zeichnung:

Die Illustrationen von Andrés Guinaldo passen hervorragend zur Geschichte und zum Setting. Nicht nur wegen der detailverliebten Hintergründe, sondern auch wegen der kantigen Linienführung, die die raue und brüchige Welt perfekt einfängt. Blade Runner zeigt eine vermeintliche Utopie, die aus heutiger Sicht eindeutig eine Dystopie ist – diesen Zwiespalt spiegeln auch die Zeichnungen wider. Sie sind schonungslos, roh und verschweigen nichts. Einige Panels sind geradezu atemberaubend und laden dazu ein, sie länger zu betrachten. Visuell ist der Band eine kreative Wucht – voller Bilder, die perfekt zur Thematik und zum Geist von Blade Runner passen. Davon gerne mehr!

Blade Runner 2039 1 – Comic-Kritik

Fazit zu Blade Runner 2039 1:

Blade Runner 2039 1 knüpft atmosphärisch nahtlos an seine Vorgängerreihen an und erweitert das Universum um eine weitere, düstere Facette. Die Geschichte ist vielschichtig, moralisch ambivalent und bewegt sich geschickt zwischen melancholischer Endzeitstimmung und actionreicher Zukunftsvision. Besonders gelungen ist dabei, wie vertraute Themen wie Identität, Erinnerung und die Definition von Menschlichkeit erneut in den Mittelpunkt rücken, ohne sich einfach zu wiederholen.

Stattdessen entsteht der Eindruck, dass sich das Blade Runner-Universum weiterentwickelt – und zwar nicht nur technisch, sondern auch erzählerisch. Neue Figuren wie Luv werden nicht bloß eingeführt, sondern erhalten Tiefe, Konflikte und Ambivalenz. Die Erzählung ist dabei nicht immer gradlinig, was gelegentlich zulasten der Übersichtlichkeit geht. Der häufige Perspektivwechsel stört mitunter den Erzählfluss und lässt den Leser etwas zu häufig orientierungslos zurück. Eine klarere Fokussierung – insbesondere auf eine zentrale Figur – hätte dem Comic gutgetan.

Trotzdem: Die Faszination bleibt. In einer Welt, die schöner scheint, als sie ist, und künstlicher, als sie sich zugibt, entfaltet auch dieser Band seine Wirkung. Dank der dichten Atmosphäre, den visuell eindrucksvollen Zeichnungen von Andrés Guinaldo und der thematischen Ernsthaftigkeit gelingt es Blade Runner 2039 1, sich als würdiger Beitrag zum Kanon zu behaupten. Es ist kein einfacher Comic – aber das will er auch gar nicht sein.

Wer sich auf die Geschichte einlässt, wird belohnt mit einem weiteren Kapitel in einem Universum, das nach wie vor relevante Fragen stellt. Fragen, die vielleicht nie endgültig beantwortet werden können, aber gerade deshalb so faszinierend bleiben. Und während draußen der Neonregen fällt, beginnt man unweigerlich wieder zu träumen – vielleicht von elektrischen Schafen, vielleicht von der nächsten Ausgabe.

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