Wo Long: Fallen Dynasty im Test – Drachen, Dämonen, Dark Fantasy!

von Dennis
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Ob sich Wo Long: Fallen Dynasty nun wie ein Nioh 3 spielt oder doch eher der entflohene Nachfolger zu Sekiro sein könnte, darüber darf sich das Internet jedenfalls gerne noch eine Weile streiten. In der Zwischenzeit behaupten wir: Wo Long bedient sich an den besten Mechaniken aus beiden Welten und erschafft mit reichlich eigener Identität einen der beeindruckendsten Action-RPG-Titel dieser Generation.


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China im Jahr 184 – Eine ganze Nation zerbricht unter den politischen Spannungen ihrer Herrscher und stürzt unaufhaltsam in ein kriegerisches Chaos zwischen drei mächtigen Regionen. Mit seiner historischen Nachbildung der im Manga und Anime medial immer wieder aufgegriffenen Epoche der Drei Königreiche, erfüllt sich Produzent Fumihiko Yasuda nicht bloß einen von langer Hand geplanten Kindheitstraum. Durch zahlreiche Einflüsse aus Religion und chinesischer Folklore über tierische Götter, heilige Drachen und finstere Dämonen, verpasst das Entwicklerstudio Team Ninja ihrem neuesten Geniestreich nämlich auch einen gewohnt mystischen Anstrich, der dem trockenen Geschichtsunterricht ein ganz und gar fantastisches Schnippchen schlägt und damit feinste Dark Fantasy-Unterhaltung mit authentischen Bezügen aus Fernost bietet.

Ohne viel Zeit mit unnützem Geplänkel zu verschwenden, wirft uns Wo Long ohnehin direkt ins Geschehen, ein überfallenes Dorf voll unterlegener BürgerInnen. Als namenloser Soldat der örtlichen Miliz erfahren wir dabei erstaunlich früh, was es mit dem angepriesenen Hokuspokus auf sich hat. Durch einen tückischen Hinterhalt schwer verletzt, ist unerwartete Hilfe schneller zur Stelle, als wir N? h?o sagen können. Der noch unbekannte Mann im besten 9S-Cosplay zückt ein verheißungsvoll schimmerndes Artefakt und heilt all unsere Wunden auf der Stelle. Doch das ruft auch den Oberbösewicht Yu Ji auf den Plan, der wohl schon viel länger auf der Suche nach diesem Gegenstand ist und unseren blinden Retter mal eben in einen brüllenden Drachen verwandelt. Da auch wir nun Teil der rätselhaften Ereignisse sind und ein mysteriöses Elixier ins Spiel kommt, beginnt eine mitreißende Schnitzeljagd quer durch ein feudales China, seine Drei Königreiche und ein vom Krieg zerfressenes Land, in dem neben menschlichen und dämonischen Gefahren, auch viele Verbündete auf uns warten.

Zugegeben, erzählerisch weiß Wo Long nicht auf durchgehend bestem Niveau mit seiner Prämisse umzugehen und stellt uns auch mit dem Plot vor keine narrative Herausforderung. Zudem wirkt der leicht lückenhafte Übergang zwischen den Schauplätzen der insgesamt 16 Haupt- und 30 Nebenmissionen inszenatorisch immer etwas holprig. Doch ein Wo Long, das sich ansonsten derart unterhaltsam, kurzweilig und vor allem als actionreiches Martial Arts-Kino im düster-fantastischen Geschichts-Setting präsentiert, stört das nur minimal.

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Die Kirschblüte fällt nicht weit vom Stamm

Wo Long: Fallen Dynasty ist Soulslike durch und durch. Zwischen Tränen der Freude und künstlerisch wertvollen Hasstiraden, die in jedem katholischen Haushalt wahrscheinlich sofort zum Rauswurf führen, liegen oft bloß wenige Schwerthiebe. Nach jeder noch so regelmäßigen Niederlage wieder aufstehen, eifrig verlorenes Gut einsammeln, das Bewegungsmuster des schier unbesiegbaren Bosses noch genauer studieren, wieder kassieren, nochmal ran. Jetzt aber. Mit einer zittrigen Mischung aus eigenem Können und enorm viel Glück, klebt das eben noch so flinke und unentwegt heranstürmende Wildschwein in Übergröße endlich am Boden, unsere Hände völlig verschwitzt am Gamepad.

Ehrlich, Wo Long hätte genauso Nioh 3 heißen können, niemand hätte sich daran gestört. Kein Wunder eigentlich, schließlich zeichnet das japanische Entwicklerstudio Team Ninja sowohl für die Playstation– und mittlerweile auch PC-exklusive Antwort auf Dark Souls, als auch das von Publisher Koei Tecmo frisch veröffentlichte Wo Long: Fallen Dynasty verantwortlich. Trotz aller Parallelen und der Besinnung auf alte Stärken, sorgt das erste Triple A-Soulslike nach Elden Ring mit Ideenreichtum und clever kombinierten Mechaniken für genauso viel frischen Wind im Subgenre der Action-RPGs.

Traditionelle Gefühle beschert uns natürlich erstmal das actionorientierte, bemerkenswert dynamische Gameplay aus der Third-Person-Perspektive. Doch auch das Leveldesign verweist schon früh auf unverkennbare Wurzeln zu Papa Nioh. Die Schlauchlevel-artige Struktur der Gebiete pfeift auf den modern angebiederten Freiheitsdrang einer Open World und schickt uns in abgeschlossene Areale, die uns durch dunkle Höhlensysteme tapsen, beeindruckende Festungen bewundern, dem saftig grünen Gras inmitten einer felsigen Berglandschaft beim Wachsen zusehen und herabfallenden Schnee vor dem Panorama verwüsteter Schlachtfelder auf der Zunge schmecken lassen. Das gefällt nicht nur optisch, auch die geniale Architektur versteht es, ihren Arealen genügend spielerische Abwechslung und Tiefe zu bieten. Wir finden gut versteckte Abkürzungen durch Felsspalten, schleichen über die schwindelerregenden Dächer eines Tempels oder machen uns die Füße nass, indem wir durch einen kleinen Fluss waten, der sich da so schön als alternative Route präsentiert und garantiert ein nützliches Item am Ende der Stromschnellen verbirgt. Selbstverständlich schnetzeln wir auf dem Weg alles nieder, was sich nicht hinter einer breiten Buddha-Statue verstecken kann, heimsen dafür wertvolle Erfahrungspunkte ein, die wir per komplexer Charakterentwicklung in unser digitales Ebenbild schaufeln, um für den besonders starken und optisch hervorragend designten Boss am Ende eines solchen Levels gewappnet zu sein und uns nach etlichen Toden in das nächste Gebiet entlässt, wo wir genauso motiviert weitermachen.

So weit, so bekannt – spannend wird es erst im Detail. Genre-übliche Lagerfeuer oder Schreine weichen in Wo Long sogenannten Standarten, im Prinzip also Truppenfahnen, die zur gleichen Zeit unsere militärische Macht im angedachten Kriegssetting demonstrieren und nicht die letzten Analogie zur historischen Schlachtenführung bleiben soll, dazu später mehr. Ein klassischer Ausdauerbalken fehlt, selbst die Lebensenergie verliert ein wenig an primärer Bedeutung, stattdessen sollten wir stets unseren Willen im Blick behalten. Erschöpft sich dieser Wert, etwa weil wir pausenlos Ausweichrollen spammen oder wie ein Fels in der Brandung gegnerische Angriffe stur blocken, verfallen wir kurz in einen bewegungsunfähigen Zustand. Für Feinde gilt das gleiche Spiel, weshalb wir mit normalen Angriffen so lange auf unsere Widersacher eindreschen, bis sie – optisch immer markant hervorgehoben – völlig wehrlos vor uns stehen und ihren Schwachpunkt für einen unserer fatalen KI-Angriffe offenbaren. Das geht aber noch ganz anders und vor allem deutlich stilvoller, nämlich mit Konterangriffen.

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Wer nicht pariert, verliert

Entwarnung an alle durch Sekiro geschundenen Seelen: Das Zeitfenster für Konterangriffe fällt in Wo Long deutlich großzügiger und nach kurzer Eingewöhnung angenehm fair aus. Durch dieselbe Tastenbelegung wie das Ausweichen, haben wir außerdem immer die Chance, verpatzte Konter in einen stylischen Hechtsprung zu verwandeln und so ebenfalls verheerendem Schaden zu entgehen. Feindliche Angriffe, die wir abwehren und mit einem direkten Gegenschlag bestrafen dürfen, stechen optisch zudem äußerst auffällig hervor. Besonders starke Manöver kündigen sich mit knallroter Färbung unserer dämonischen Widersacher an, während normale Angriffe bereits durch die flüssigen Animationen gut im Vorfeld zu erkennen sind. Zur Not hilft aber auch schon der normale Block oder eben blitzschnelles Ausweichen, um sich das Bewegungsmuster unseres Gegenübers erstmal halbwegs gefahrlos einzuprägen. Wer das dynamische und überraschend taktische Zusammenspiel aus flinken Angriffen, zeitlich gut aufeinander abgestimmten Blocks und Kontern versteht und dabei die Willensanzeige, die sich nach erfolgreichen Treffern genauso wieder füllt, beim Gegner aber gleichzeitig für echte Motivationsarmut sorgt, stets im Blick behält, hat das grundlegende Gameplay von Wo Long ausreichend verstanden und ist damit auf dem besten Weg, nach gut 40 Stunden voll stylischer Martial Arts-Action in die hässliche Fratze des finalen Endgegners zu blicken.

Zwar machen die spielerischen und oft auch optischen Highlights am Ende jedes Kapitels das Verständnis über diese Mechaniken zur absoluten Pflicht, denn temporär erschöpfbare Estus-Flakons, pardon, Drachenheilungstöpfe und bloße Waffenstärke reichen niemals aus, um der besonders bösartig gestalteten Gegnerriege aus wilden Riesenaffen, gepanzerten Reitern und total verrückten Tentakel-Rindern ohne den Einsatz willensbrechender Spezialattacken und knappen Kontern Herr zu werden. Doch wenn das erstmal sitzt, entpuppt sich Wo Long tatsächlich als relativ Einsteigerfreundliche, für Veteranen vielleicht sogar entspannte Erfahrung im Soulslike-Genre.

Keine Frage, wir sterben oft genug und müssen uns vor allem im späteren Spielverlauf intensiv mit der komplexen Entwicklung unseres Charakters beschäftigen, die hier aufgeteilt in fünf Elemente eben deutlich mehr zu bieten hat, als das schnöde Verbessern von Angriffs- und Verteidigungswerten und dabei genauso mit dem tragbaren Rüstungsgewicht oder der Menge an zurückerlangtem Willen nach erfolgreichen Kontern jongliert und uns ständig vor die schwierige Frage stellt, wie intensiv wir uns eigentlich mit den magischen Zaubern auseinandersetzen wollen oder doch lieber an einem physischen Charakter-Build basteln, dabei aber die Gewandtheit nicht vergessen sollten. Trotzdem, im direkten Vergleich zur Konkurrenz, zeigt sich Wo Long erfrischend zugänglich.

Das liegt größtenteils an den zahlreichen Unterstützungselementen, von denen uns Wo Long im fortschreitenden Spielverlauf immer mehr vor die stolpernden Füße wirft. So dürfen sich pro Kapitel bis zu zwei NPC-MitstreiterInnen an unsere Seite gesellen, die neben zweckmäßiger Schlagkraft und wirkungsvollen Buffs auf alle erdenklichen Statuswerte, eben auch ihre bloße Existenz mitbringen und in hitzigen Gefechten für eine gelungene Ablenkung sorgen – Monster Hunter-SpielerInnen, ihr wisst Bescheid. Zudem wohnt den historisch oft prominenten und ihren realen Vorbildern exzellent nachempfundenen BegleiterInnen stets eine göttliche Bestie inne, deren heilige Kraft wir uns nach Abschluss ihres zugewiesenen Story-Kapitels permanent ausborgen. Mit entsprechend gefüllter Leiste, lassen wir auf diese Weise ganz besonders zerstörerische Angriffe vom Stapel oder wirken erneut temporäre Buffs.

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Wo Lang? Da Long!

Falls wir aber doch mal zu oft aufs fernöstliche Näschen bekommen, könnte das an einer ganz anderen Mechanik liegen: Der Moral. Was wir vielleicht vom heimischen Mannschaftssport, klatschenden Fans und ordentlicher Beflaggung des Vereinslogos im Stadion kennen, versteht Wo Long einmal mehr als ausgeklügelte Gameplay-Darstellung feudaler Kriegsführung. Besiegen wir Feinde, steigt unser Moral-Rang im jeweiligen Gebiet und lässt uns so immer stärker werden. Begleitend steckend wir Schaden erheblich besser weg und erhöhen die Standhaftigkeit unseres Willens. Auch die als Speicherpunkte und Erholungsorte dienenden Standarten und weitere, oft gut versteckte Flaggenspots erhöhen diesen Wert und festigen ihn, sodass er durch den Tod nicht länger auf 0 sinken kann. Auf Moralstufe 5 haben wir natürlich kaum eine Chance gegen protzende Obermotze, neben dessen Lebensbalken eine fette 20 prangert. Dennoch sollten wir wagemutig sein und zumindest bei Monster und menschlichen Widersachern mit gering höherer Differenz zu unserer aktuellen Moral entschlossen in den Angriffsmodus schalten, um einen besonders lohnenswerten Anstieg der eigenen Werte zu erhalten.

Seinen Rollenspiel-Aspekt vernachlässigt Wo Long: Fallen Dynasty jedenfalls zu keiner Zeit, weshalb sich natürlich auch die Frage nach einem vollwertigen Arsenal stellt. Mit 13 teils sehr unterschiedlichen Waffentypen fällt die Auswahl in der Tat beachtlich aus. AnfängerInnen stürzen sich auf die vergleichsweise unkompliziert handzuhabenden Doppelklingen und Schwerter, während erfahrene Fans sofort zum behäbigen Hammer, Kampfstäben oder der mindestens genauso brachialen Axt greifen. Mit sekundären Fernwaffen wie Bögen, Armbrüsten und Wurfmessern runden wir unseren Vorrat an schlagkräftigen Argumenten gelungen ab und sorgen auch mit den bereits erwähnten Zaubern, die sich so wunderbar wie komplex mit allen anderen Mechaniken verzahnen und elementar untereinander korrelieren, für Stimmung aus der Distanz.

Neue Waffen und die für den Verteidigungswert unverzichtbare Rüstung von Kopf bis Fuß, finden wir dagegen in versteckten Truhen oder erhalten sie als automatisch im Inventar verstaute Belohnung für das Besiegen bestimmter Widersacher. Leider zeigt sich auch hier ein negativer Aspekt der Nioh-DNA, denn unser Rucksack quillt äußerst schnell mit völlig wertlosen Utensilien und Duplikaten über. Immerhin dürfen wir überflüssige Ware bei der vielerorts ansässigen Schmiedin verkaufen und das so gewonnene Geld zusammen mit erbeuteten Rohstoffen in die Verbesserung unserer Ausrüstung investieren. Dekorationen für spezielle Effekte oder Elementangriffe runden die clevere Crafting-Erfahrung ab.

Probieren geht über studieren, diesen Spruch beherrscht auch Wo Long und kommt uns damit erneut kollegial entgegen. Im Prinzip lässt sich nämlich beinahe jede im Spiel getroffene Entscheidung wieder rückgängig machen. Von der anfänglichen, übrigens auffallend umfang- und detailreichen Erstellung unserer äußeren Erscheinung im Charaktereditor, über die RPG-lastige Entwicklung unseres namenlosen Helden via Levelaufstieg, bis hin zur Wahl über BegleiterInnen, per Tastenkürzel bequem festgelegte Zauber und so weiter. Selbst bereits abgeschlossene Kapitel und ihre Schauplätze dürfen wir jederzeit abermals besuchen und auf diese Weise Nebenmissionen bestreiten, Geheimnisse entdecken, verpasste Items einheimsen und ein wenig Grind kann sicher auch nie schaden.

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Game Pass-Glückskeks?

Wer es dagegen lieber gesellig mag, aktiviert ohne Umschweife die Online-Funktionen von Wo Long und hilft strauchelnden FreundInnen bei kniffligen Obermotzen, der Erkundung der Spielwelt oder fällt mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen in ihre Sitzungen ein. Bis zu drei SpielerInnen, ob nun bekannt oder fremd, dürfen sich hier zusammentun oder ein oft überraschend hinterhältiges Scharmützel gegeneinander wagen. An vor Gefahren mahnenden oder gar lustigen Botschaften fehlt es Wo Long allerdings. Dafür ploppen überall in der Spielwelt verstreute Begräbnisflaggen auf, die den Tod anderer SpielerInnen durch vermeintlich kräftige Gegner symbolisieren. Rächen wir einen Leidensgenossen, indem wir genau diesem Feind zeigen, wo der Himmelsdrache seine Locken hat, hagelt es spezielle Belohnungen für unseren Charakter. Alternativ dürfen wir an diesen Punkten auch bestimmte Items einsetzen und erhalten im Gegenzug einen zwar nur kurz andauernden, dafür aber saftigen Boost auf den wichtigen Moral-Rang.

Dass Wo Long: Fallen Dynasty zeitgleich zu seiner Veröffentlichung auch im Xbox Game Pass von Microsoft erscheint, mag Ying und Yang zugleich sein. Grundsätzlich bietet die Aufnahme des Titels in den beliebten Service eine großartige Gelegenheit für alle SpielerInnen, quasi kostenfrei in das Action-RPG reinzuschnuppern und dabei ihre Angst vorm großen Soulslike-Monster im Spieleschrank zu überwinden, doch die Kurzlebigkeit und ständige Verfügbarkeit von Spielen im Abo birgt genauso die Gefahr, Wo Long nach den ersten Momenten voller Frust Beiseite zu legen und von der Festplatte zu verbannen. Einen frei wählbaren Schwierigkeitsgrad gibt es wie gewohnt nicht, man muss schon am Ball bleiben, wobei für ExpertInnen auch wieder etliche Feinjustierungen der eigenen Spielweise möglich sind, um entweder etwas bequemer oder deutlich herausfordernder durch das politische Abenteuer im fernen Osten zu huschen.

…was sich in intensiven Momenten ausufernden Handgemenges übrigens gerne mal wie ein Rhythmusspiel alla Hi-Fi RUSH anfühlt…

Die Entscheidung seitens Team Ninja, ausgerechnet den allerersten Boss so unausgeglichen deftig zu gestalten und selbst versierte Communities aus langjährigen Souls-ZockerInnen damit vor eine seltsam sperrige Herausforderung zu stellen, wirkt angesichts der durchaus möglichen Abo-Problematik jedenfalls nochmal ein ganzes Stück absurder. Wir meinen: Unbedingt dranbleiben! Nach dieser knackigen Einstiegshürde belohnt euch Wo Long mit einer unverhofft angenehmen Lernkurve und seinem spaßig-dynamischen Gameplay, das zwar immer noch wunderbar fordert, mit komplexer Charakterentwicklung, cleveren und eigenständigen Ideen und der unterhaltsamen Inszenierung historischer Ereignisse im Dark Fantasy-Setting seine Soulslike-Hausaufgaben garantiert gewissenhaft erledigt hat und bereits jetzt zu den ganz großen Titeln in diesem verrückten Spielejahr gehört.

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Kräftige Paukenschläge

Wo Long verwöhnt uns bereits im Titelbildschirm mit ausnahmslos stimmungsvoller Orchestermusik aus traditionell chinesischen Klängen in wuchtig-moderner Komposition und hält diese hohe Akustik-Qualität selbstverständlich auch für seine zahlreichen Zwischensequenzen und Dialoge parat. Während die englische Sprachausgabe dabei zwar ambitioniert, aber dennoch etwas holprig klingt, konnte uns die chinesische Tonspur atmosphärisch am stärksten abholen und den vielseitigen DarstellerInnen der Geschichte zu einem dramaturgisch angemessenen Ausdruck ihrer ebenfalls oft emotional und charakteristisch inszenierten Darbietung verhelfen.

Sogar das Trefferfeedback der spaßig-fordernden Auseinandersetzungen klaut sich ein Stück vom akustischen Hochgenuss. Egal ob wir nun einen Hagel aus flinken Klingenschlägen auf unsere Widersacher niederhageln lassen, mit einem riesigen Hammer leidenschaftlich alles dem Erdboden gleichmachen oder einen stilvollen Konter aufs Parkett legen, der den gierig-gefährlichen Handschlag eines wildgewordenen Affen in letzter Sekunde zurückschlägt, was sich in intensiven Momenten ausufernden Handgemenges übrigens gerne mal wie ein Rhythmusspiel alla Hi-Fi RUSH anfühlt – Wo Long klingt einfach an jeder Ecke richtig schön wuchtig und damit verdammt befriedigend.

Das Wort Befriedigend aber mal in den Kontext eines Wertungsmaßstabs verpackt, kommen wir auch schon abschließend zur Technik, denn die fällt zumindest zeitweise durchwachsen aus. Versteht uns bitte nicht falsch, Wo Long ist ein visuell überaus hübscher Titel und verdient sein Current Gen-Prädikat ohne Zweifel, entlockt ins in den detaillierten und optisch abwechslungsreichen Gebieten aus finsteren Verliesen, verschneiten Arealen und bunt blühenden Berglandschaften im stimmungsvoll verspielten Mix zwischen historischer Nachbildung und fantastischen Einflüssen hiesiger Folklore und dem daraus farb- und formenprächtig entspringendem Gegnerdesign sogar regelmäßig ein angeregtes Staunen, wobei sogar die freie Wahl zwischen einem Grafik- und Leistungsmodus zu gefallen weiß.

Dennoch fallen beide Werte, also die angestrebten 60 Bilder pro Sekunde bei knackigen 4K auf Xbox Series X und Playstation 5, viel zu dynamisch aus und werden selbst in den dafür angedachten Modi nie konstant gehalten. Halb so wild, könnte man meinen, schließlich fallen kleinere Einbrüche der Bildrate selten wirklich schwer ins Gewicht. Das stimmt sogar, jedenfalls während der obligatorischen Erkundung und in Standardkämpfen. Die ohnehin schon an unseren Nerven nagende Begegnung mit der Rinder-ähnlichen Variante eines fliegenden Spaghetti-Monsters und ihrem zotteligen Fell und den ständig umherwirbelnden Tentakeln, sorgte zumindest auf unserer Xbox Series X für fiese Ruckler und latent frustrierte Blicke bei gefühlten 15-20 FPS. Das große Problem dabei: Laufen Animationen nicht mehr flüssig ab, fällt auch der essentielle Konter schwer, da wir schlicht nicht länger abschätzen können, wann es das immer noch begrenzte Zeitfenster zu erwischen gilt. Zum Glück sind diese Momente aber äußerst selten und befinden sich zweifelsfrei bereits auf der Liste zukünftiger Patches.

FAZIT:

Dynamisch, spaßig, fordernd. Wo Long: Fallen Dynasty ist actionreich inszeniertes Martial Arts-Kino im Dark Fantasy-Setting aus Fernost, das sich mit seinen historischen Bezügen, gelungen integrierten Gameplay-Mechaniken, eigenständigen Ideen und dem komplexen Tiefgang einen Platz zwischen den besten Soulslike-Titeln redlich verdient, aber genauso mit seiner Einsteigerfreundlichkeit und den vielen Innovationen überrascht. Nioh 3, na und? Wo Long ist das Action-RPG-Highlight des Jahres!

WERTUNG: 94/100


Wo Long: Fallen Dynasty ist seit dem 3. März 2023 für Xbox, Playstation und den PC via Steam und Windows erhältlich. Zum Vollpreis von 69,99€ gehört euch die Standard Edition, während die digitale Deluxe Edition für 94,99€ mit einigen Extras und dem Saisonpass wirbt.
Für diesen Test von Wo Long: Fallen Dynasty auf der Xbox Series X wurde uns freundlicherweise ein Reviewcode vom Publisher Koei Tecmo zur Verfügung gestellt. Screenshots stammen aus dem offiziellen Presse-Kit.

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