MMOs gibt es genug. Deshalb bin ich immer wieder verwundert, wenn ein Indie Studio versucht ein solches Projekt auf die Beine zu stellen. Bei Dragon and Home ging es mir nicht anders, als wir die Möglichkeit bekommen haben, das Spiel in der Closed Beta auszuprobieren. Dragon And Home wird derzeit von 15 Personen entwickelt und stammt eigentlich aus China. Seit dem 20. August existiert das Spiel auch schon in China, jetzt will das MMO aber auch in den Westen kommen. In dieser Preview wollen wir euch unsere ersten Eindrücke zum Spiel mitteilen und ob man das MMO im Auge behalten sollte.
Irrelevante Geschichte und noch irrelevantere Charaktere
Wir starten in sogenannten „Post Station“ und stehen direkt eine weißhaarigen Hexe gegenüber. Nicht nur führt diese uns durch Tutorial, auch geht sie uns mit ihren Kommentaren gehörig auf die Nerven. Hier wird direkt ein erstes Problem klar: Keine der Charaktere stechen hervor. Jeder NPC den wir treffen glänzt höchstens mit Klischees oder langweiligen Dialogen.
Leider kann das Gleiche über die gesamte Geschichte gesagt werden. Wenn wir der einzige Auserwählte sind, warum rennen dann viele weitere Auserwählte in der Open World herum? Zumindest lockert Dragon And Home die Geschehnisse regelmäßig mit Cutscenes auf. Diese wirken zwar sehr hölzern und rudimentär, sind aber eine willkommene Abwechslung zur restlichen Erzählung.
Kämpfen, looten, langweilen
Das Kampfsystem von Dragon And Home ist recht actionreich und überzeugt mit schnellen, flüssigen Animationen und tollem Trefferfeedback. Was hierbei jedoch besonders negativ auffällt ist die Ausweichrolle, sowie der schießen mit dem Bogen.
Die Ausweichrolle bringt Spieler:innen nur dann etwas, wenn sie perfekt mit dem Angriff des Gegners ausgeführt wird, was das simple Wegrollen schlicht unmöglich macht. Diese ist der Tatsache geschuldet, dass Angriffe der Gegner nicht an einen gewissen Bereich, sondern an einen bestimmten Radius gebunden sind. Damit artet das Benutzen dieser Mechanik schnell in Frust aus. Beim Bogen besteht das Problem, dass Pfeile nicht in die gewünschte Richtung fliegen und man immer etwas abseits zielen muss, um den Gegner zu treffen. Dies ist wahrscheinlich einer schlechten Umsetzung der Third-Person geschuldet. Auch füllen Gegner ab einem gewissen Radius ihre Leben wieder auf, was wegrennen und schießen zu einer unmöglichen Taktik verkommen lässt. Hört sich nicht schlecht an? Da man aber Schwert und Bogen im Kampf nicht schnell wechseln kann, ist die zuvor genannte Taktik das einzige, das einen nicht ins Grab bringt.
Neben dem Kämpfen gibt es dann aber wie in anderen MMOs noch den Aspekt der Quests und der Open World. Dragon And Home unterscheidet zwischen Nebenquests und Hauptquests, wobei viele Nebenquests automatisch im Verlaufe des Spiels freigeschaltet werden. Auch wenn die Mission einem immer wieder Motivation geben die Welt zu erkunden und verschiedene Items zu suchen, so sind sich beide missionstypisch verdammt ähnlich. Zudem bekommen Spieler:innen immer nur die gleichen Sammelaufgaben vor die Füße gelegt, die sich dann auch nur minimal voneinander unterscheiden. Zudem sind die Laufwege zwischen den Missionen unfassbar lang und verdammt langweilig.
Das ist der Welt geschuldet, die oftmals sehr leer wirkt und auch nur eine kleine Variation an Items und Gegner bietet. Die Grafik ist natürlich Geschmacksache (ich finde sie tatsächlich oft auch ziemlich hübsch), aber die Architektur und das damit einhergehende Level-Design ist verwirrend und an einigen Punkten nicht ganz durchdacht.
Dragon And Home?
Wie steht es nun aber um die titelgebenden Drachen und das titelgebende Zuhause? Drachen sind im Spiel eher rar gesät. Abgesehen von einem Drachen in der ersten Cutscene sehen Spieler:innen lange keine dieser Echsen, was für viele womöglich eine Enttäuschung sein könnte. Warum zudem der erste Drache große Ähnlichkeiten mit Spyro aufweist, ist mir bisher ein Rätsel.
Wenn wir nun aber einen Blick auf das Home im Titel werfen, erwarten viele Spieler:innen sicherlich eine Art Hausbau-Mechanik – und was soll ich euch noch sagen – es ist eine Hausbau-Mechanik. Diese erinnert stark an Minecraft, da wir mit einem bestimmten „Table“ Blöcke bauen können, mit deren Hilfe wir unser Haus und unseren Garten selbst gestalten können. Zu meiner Verwunderung ist das Aufbauen recht frei gestaltet. Nicht nur erleichtert einem das Fliegen den Bau höher gelegener Strukturen, auch werden keine speziellen Items gebraucht, um bereits gebautes wieder abzubauen.
Auch das Crafting im Spiel erinnert stark an Minecraft. Wir können direkt Items im Menü craften, für viele andere Gegenstände brauchen wir dann aber doch einen Crafting Table. Das Ganze wird von Öfen und anderen Tischen stetig erweitert. Bedauerlicherweise dauert die Nutzung des Ofens 10 Minuten, was eher an ein Mobile Game erinnert. Es ist mir bewusst, dass das Spiel regelmäßig Geld verdienen muss, das hätte aber bestimmt auch anders funktioniert.
Apropos Mikrotransaktionen: Diese fallen im Spiel recht klein aus und belaufen sich auf einige wenige kosmetische Items, sowie kleinere Funktionen. Lediglich, dass Co-Building Häuser gekauft werden müssen, schadet dem Multiplayererlebnis. Insgesamt hat uns aber besonders das gemeinsame Abenteuer mit Freunden sehr gut gefallen.
Dragon And Home ist kostenlos und steht ab dem 15. Oktober auch europäischen Spieler:innen auf Steam zur Verfügung. Danke an das PR-Team von Dragon And Home, dank denen wir schon vorab in die Closed Beta einsteigen konnten.
Fazit:
Dragon And Home ist ein MMO mit vielen Fehlern, konnte uns aber dennoch im Bereich des Gameplay von sich überzeugen. Wenn das Team auch weiterhin fleißig am Spiel herumwerkelt, könnte Dragon And Home zu einem soliden Indie MMO aufsteigen. Da das Spiel aber sowieso kostenlos ist, schadet ein kurzer Blick ohnehin nicht.