Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Venom War Sonderband – Spider-Man/Carnage.
| Erscheinungsdatum | 06.05.2025 |
| Zeichner | Greg Land, Pere Pérez |
| Autor | Collin Kelly, Torunn Grønbekk, Jackson Lanzing |
| Format | Softcover |
| Seitenanzahl | 168 |
| Stories | Venom War: Spider-Man (2024) 1–4, Venom War: Carnage (2024) 1–3 |
| Preis | 22,00€ |
Wenn sich zwei alte Rivalen in einem neuen Krieg gegenüberstehen, ist Spannung garantiert. Venom War – Spider-Man/Carnage verspricht nicht nur actiongeladene Konfrontationen, sondern wirft auch einen packenden Blick auf die dunklen Schatten, die schon lange über dem Marvel-Universum liegen. Denn hinter den Masken von Spider-Man und Carnage verbirgt sich mehr als nur das klassische Gut-gegen-Böse-Schema. Dieser Sonderband bringt gleich mehrere Ebenen zusammen: persönliche Tragödien, verhängnisvolle Verbindungen und die ewige Frage nach Kontrolle – über sich selbst und über das, was in einem steckt.
Wer Venom sagt, muss auch Carnage sagen und wer Spider-Man erwähnt, kommt an Venom kaum vorbei. Seitdem der außerirdische Symbiont zum ersten Mal an Peter Parker andockte, hat sich ein Netz aus Konflikten, Schuld und Transformationen entsponnen. Die Trennung von Venom bedeutete für Spider-Man nie das Ende dieser düsteren Geschichte, im Gegenteil: Mit Eddie Brock fand der Symbiont einen neuen Wirt, doch der Schatten reichte weiterhin bis in Parkers Leben. Carnage, als perverse Weiterentwicklung dieser Verbindung, ist dabei nicht nur ein Feind – er ist eine Warnung. Eine Warnung davor, was passiert, wenn man sich ganz der Finsternis hingibt.
Der neue Sonderband nutzt genau dieses düstere Vermächtnis, um einen weiteren, bedrohlichen Meilenstein zu setzen. Wer glaubt, die Geschichte zwischen diesen drei Figuren sei auserzählt, sollte sich auf Überraschungen gefasst machen. Venom War – Spider-Man/Carnage ist mehr als nur ein weiterer Teil in einem endlosen Konflikt, denn es ist eine Geschichte, die alte Wunden aufreißt, neue Allianzen infrage stellt und vor allem eines tut: neugierig machen auf das, was in der Tiefe dieses Netzes aus Blut, Macht und Verantwortung lauert.
Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!

Inhalt:
Spider-Man ist erneut eine gefährliche Verbindung mit dem Venom-Symbionten eingegangen – gerade rechtzeitig, denn eine ganze Horde Hobgoblins stürzt sich auf ihn. Der Kampf scheint aussichtslos, bis plötzlich Mary Jane in ihrer neuen Rolle als Jackpot eingreift und das Blatt zu wenden versucht. Währenddessen entfesselt Carnage bei Alchemax ein blutiges Chaos: Dort wird an der Auslöschung sämtlicher Symbionten geforscht und das macht ihn nur noch unberechenbarer.
Fangen wir mit Spider-Mans Geschichte an. Hier wird eine wirklich starke Storyline erzählt, die sich auf die erste Verbindung zwischen Spider-Man und Venom bezieht und zusätzlich Mary Jane ins Spiel bringt. Fans, die sich gerne an frühere Zeiten erinnern, werden hier sicherlich auf ihre Kosten kommen. Besonders gelungen ist, wie gezeigt wird, dass Peter die Macht des Symbionten nie ganz vergessen hat und ein Teil von ihm sich insgeheim nach ihr zurücksehnt. Das ist emotional packend umgesetzt und steckt voller Szenen, mit denen langjährige Leser mitfühlen können. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die funktioniert.
Der Carnage-Abschnitt ist dagegen nicht besonders tiefgründig oder rückblickend. Vielmehr knüpft er an das moderne Carnage-Ideal an: brutal, chaotisch und voller expliziter Gewalt. Das ist an sich nichts Schlechtes, vor allem als Kontrast zur emotionaleren Spider-Man-Geschichte. Dennoch hätte man sich hier etwas mehr Substanz gewünscht. Was jedoch beide Geschichten gemeinsam haben, ist ihr gelungener Beitrag zur Erweiterung von Venom War. Sie füllen wichtige Lücken, liefern Kontext und funktionieren auch für Leser, die das Hauptevent nicht kennen, als eigenständige, spannende Kapitel.
Zeichnung:
Die Zeichnungen von Greg Land und Pere Pérez in Venom War – Spider-Man/Carnage sind solide, aber etwas zu vertraut. Man orientiert sich klar am Stil des Hauptevents, doch es fehlt an visueller Eigenständigkeit und kreativen Ideen. Einige Panels in der Spider-Man-Geschichte stechen positiv hervor, und auch Carnages Mordszenen sind stilistisch stark umgesetzt. Trotzdem wirkt die visuelle Umsetzung insgesamt zu zurückhaltend. Das Potenzial, das in solchen Spin-offs steckt, wurde nicht voll ausgeschöpft. Da geht in Zukunft sicher noch mehr.

Fazit zu Venom War Sonderband – Spider-Man/Carnage:
Venom War – Spider-Man/Carnage ist ein gelungener Sonderband, der es schafft, sowohl alte als auch neue Fans abzuholen. Die Geschichte rund um Spider-Man und den Venom-Symbionten punktet durch emotionale Tiefe, gut geschriebene Dialoge und eine Rückbesinnung auf zentrale Elemente der Figur Peter Parker. Gerade die innere Zerrissenheit, die mit der Macht des Symbionten einhergeht, wird glaubwürdig dargestellt und verleiht der Geschichte mehr als nur eine actionreiche Oberfläche. Die Einbindung von Mary Jane als Jackpot bringt zusätzlich frischen Wind und unterstreicht, wie sehr sich das Marvel-Universum auch abseits der großen Events weiterentwickelt.
Im Kontrast dazu steht die Carnage-Erzählung, die deutlich ruppiger und kompromissloser auftritt. Wer eine tiefere Charakterstudie erwartet, wird hier eher enttäuscht. Stattdessen setzt man auf Tempo, Gewalt und Wahnsinn – was für sich genommen durchaus unterhaltsam ist, dem Band aber eine gewisse thematische Schieflage verpasst. Trotzdem ist auch dieser Teil wichtig für das Gesamtbild, da er den roten Faden rund um die Rolle der Symbionten im Marvel-Kosmos weiterspinnt und die Bedrohung durch Carnage plastisch verdeutlicht.
Stilistisch ist der Band solide umgesetzt, schöpft sein Potenzial aber nicht voll aus. Die Zeichnungen sind kompetent und stellenweise sogar beeindruckend, gerade in den Actionszenen oder bei Carnages brutalen Auftritten. Doch ein wirklich eigenständiger Stil oder visuelle Überraschungen bleiben aus. Das ist schade, da gerade ein Sonderband wie dieser die Chance bieten würde, künstlerisch etwas mutiger zu sein. Dennoch: Für Fans, die eine direkte Erweiterung zu Venom War suchen oder einfach zwei spannende Geschichten im Symbionten-Kosmos erleben wollen, lohnt sich der Griff zum Band allemal.
Am Ende bleibt der Eindruck eines Comics, der sich stark auf Bewährtes verlässt, aber genau dadurch seine Stärken entfalten kann. Er erzählt keine revolutionäre neue Geschichte, sondern vertieft bekannte Konflikte und erweitert bestehende Entwicklungen um einige starke Momente. Wer sich für die komplexe Beziehung zwischen Peter Parker, Venom und Carnage interessiert, bekommt hier einen lohnenden Einblick. Und auch wenn der Band erzählerisch nicht alle Möglichkeiten ausschöpft, macht er doch klar: Das letzte Wort im Symbionten-Krieg ist noch lange nicht gesprochen.
