Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Loki – Der Lügner.
Erscheinungsdatum | 23.04.2024 |
Zeichner | German Peralta |
Autor | Dan Watters |
Format | Softcover |
Seitenanzahl | 104 |
Stories | Loki (2023) 1–4 |
Preis | 14,00 € |
Loki ist im Marvel-Universum jedem ein Begriff. Egal ob in den Comics oder im MCU, wenn man sich schon einmal mit den Welten auseinandergesetzt hat, wird einem schnell klar, dass Loki und sein gesamter Charakterarc eine sehr wichtige Rolle einnehmen. Im MCU hat Loki als der erste große Avengers-Bösewicht begonnen, musste sich auf ein paar Abenteuer mit seinem Bruder Thor einlassen und ist letztendlich zum Gott der Geschichten aufgestiegen, in einer der besten MCU-Serien, die es gibt. In den Comics hat Loki noch viel mehr erlebt. Wir befinden uns mit der neuesten Serie in der bereits fünften Iteration des nordischen Gottes (nicht seine Auftritte in anderen Abenteuern eingerechnet). Kein Wunder, dass es für Neueinsteiger also nicht einfach sein kann. Was ich aber von Loki – Der Lügner halte, erfahrt ihr in dieser Comic-Kritik.
Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!
Inhalt:
Einst, als Loki noch der Gott des Bösen war, erschuf er aus den Fingernägeln verlorener Seelen das verfluchte Schiff Naglfar. An Götterdämmerung wollte er damit gegen Thor und die Asen in die Schlacht ziehen. Doch der Wind änderte sich und seine Pläne verblassten. Als zwei Frostriesen versuchten, das Drachenschiff zu stehlen, scheiterten sie, und Naglfar zerbrach. Seine Fragmente verstreuten sich über die zehn Welten. Nun liegt es an Loki, die verzauberten Teile zu finden, bevor sie unheilvollen Schaden anrichten und Ragnarök auslösen. Schafft er es rechtzeitig?
Die Geschichte in diesem Band passt zu Loki wie die Faust aufs Auge. Nicht, weil es um Gewalt, Zerstörung oder andere Gemeinheiten geht, sondern weil man sich ständig fragen muss, welcher Teil der Geschichte der Wahrheit entspricht und welche Teile sich das Schiff ausgedacht hat. Richtig gehört – das Schiff selbst bzw. die Fragmente sind in diesem Comic der Erzähler und befinden sich daher auf der gegenüberliegenden Seite von Loki. Ist das, was sie erzählen, also die Wahrheit?
Weiterhin finde ich es einfach super, in welche Richtung sich Loki derzeit entwickelt. Ihn oder sie als genderfluid darzustellen und auch darauf zu achten, immer wieder das Erscheinungsbild zu ändern, passt zu einem Gott seiner Art und wie er sich in seinem Wesen verhält. So wie Loki ständig zwischen Gut und Böse hin- und herspringt, so wandelt sich auch seine Gestalt und die Fähigkeit, seine Umgebung wahrzunehmen. Besonders muss ich die einzelnen Geschichten in diesem ersten Band erwähnen, da dadurch ein guter Neueinstieg in die Welt des Gottes ermöglicht wird, man aber auch tragische Schicksale sieht, die durch Lügen durcheinandergebracht werden. Hier habe ich wirklich nichts auszusetzen und hatte über die rund 100 Seiten durchgehend Spaß. Ich wollte unbedingt wissen, wie der Comic ausgeht. Gut, dass dieser erste Arc bereits sehr abgeschlossen wirkt und wir nicht direkt zu sehr für das Kommende geteast werden. Es bleibt alles noch sehr offen, und das ist gut so.
Zeichnung:
Die Zeichnungen von German Peralta passen, genau wie die Story, perfekt zu Loki und erschaffen eine Welt, bei der man sich nie ganz sicher sein kann, was Lüge und was Wahrheit ist. Vor allem aber kann ich nur wiederholen, was ich auch schon bei Der unsterbliche Thor gesagt habe, denn auch in diesem Comic wirken die Zeichnungen stark, als entspringen sie direkt einem Geschichtsbuch zur nordischen Mythologie. Das macht richtig Lust, sich die Bilder einmal genauer anzuschauen und zu versuchen, jedes kleinste Detail im Panel wahrzunehmen. Hier und da versagt man leider bei richtig tollen Actionsequenzen, dafür sind aber die Direktzeichnungen der Gesichter ein wahrer Augenschmaus und bringen die Emotionen der einzelnen Akteure mit Bravour zur Geltung. Wirklich, wirklich gut geworden.
Fazit zu Loki – Der Lügner:
Loki – Der Lügner ist ein faszinierender und vielschichtiger Comic, der sowohl alteingesessene Fans als auch Neueinsteiger begeistern wird. Die Geschichte fängt den Trickster-Gott in all seiner Komplexität ein und bietet eine spannende Mischung aus Mythologie, Intrigen und emotionaler Tiefe. Die Darstellung von Loki als genderfluid ist nicht nur zeitgemäß, sondern auch perfekt passend zu seiner Gestaltwandler-Natur. Die Erzählweise, bei der die Fragmente des Schiffs als unzuverlässige Erzähler dienen, bringt eine interessante Dynamik und lässt den Leser ständig hinterfragen, was Wahrheit und was Lüge ist.
German Peraltas Zeichnungen ergänzen die Geschichte hervorragend und schaffen eine atmosphärische Welt, die direkt einem nordischen Mythos entsprungen zu sein scheint. Trotz kleiner Schwächen in einigen Actionsequenzen sind die detaillierten Charakterdarstellungen und emotionalen Momente ein echter Augenschmaus. Insgesamt ist Loki – Der Lügner ein gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht und einen tiefen Einblick in die schillernde Welt des nordischen Gottes bietet.