Final Fantasy VII Rebirth ist das bisher zweite Remake des Ursprungs-Rollenspiels aus dem Jahr 1997. Während der Vorgänger, Final Fantasy VII Remake, seine Szenerie noch auf Midgar und damit den ersten Akt des Originalspiels beschränkt hatte, geht es diesmal hinaus in die weite Welt, mit vielen neuen Gestalten und gefährlichen Monstern. Vier Jahre haben wir auf die Fortsetzung gewartet, trotzdem ist das Remake damit noch immer nicht vollständig. Ein drittes Spiel soll die Geschichte in Zukunft abschließen.
Bevor es jedoch so weit ist, haben wir mit Final Fantasy VII Rebirth schon genug zu tun. Nicht nur haben wir zum Durchspielen auf der PlayStation 5 mehr als 100 Stunden in dem JRPG aus dem Hause Square Enix versenkt, auch schafft es der Titel mit vielen verschiedenen Inhalten à la Yakuza, Spieler ständig bei der Stange zu halten. Für Abwechslung ist also definitiv gesorgt. Natürlich ist dieser Aspekt nicht der einzige Punkt, der das Epos zu einem fantastischen Rollenspiel macht, welches unserer Meinung nach jetzt schon ein Top-Anwärter für das Spiel des Jahres ist. Warum wir das Spiel so in den Himmel loben und warum ihr das Spiel auf keinen Fall verpassen solltet, erfahrt ihr in diesem Test zu Final Fantasy VII Rebirth.
Eine neue Welt zum Erkunden
Wir haben es geschafft, aus Midgar zu entkommen, oder haben wir das? Cloud und Co. finden sich in einer Herberge in Kalm wieder, wo sie nach den traumatischen Ereignissen in Midgar Zuflucht gefunden haben. Der todgeglaubte Sephiroth ist zurück und hat es sich zur Aufgabe gemacht, den ganzen Planeten zu zerstören. Eine Katastrophe riesigen Ausmaßes steht der Welt unserer Helden bevor, keine Wunder also, dass sie mit ihrer letzten Kraft versuchen wollen, den Planeten vor seinem endgültigen Tod zu bewahren. Das noch nicht genug, denn die Gruppe wird immer noch von Shinra verfolgt und muss sich mit den neuen Gefahren der Außenwelt auseinandersetzen. Keine leichte Aufgabe, bedenkt man, dass sie dem finalen Kampf in Midgar auch gerade so entkommen konnten. Dann sind da auch noch Clouds Erinnerungslücken… Ob das gut gehen kann?
Die Geschichte von Final Fantasy VII Rebirth beginnt zunächst schwach. Wir verfolgen lediglich die sogenannten Schwarzkutten und stolpern immer mal wieder in kleinere Abenteuer, die uns ins nächste Gebiet bringen. Woher das kommt, ist einfach zu begründen: Im Original war der Aufbau stetig, und man musste keine Pause für eine kommende Fortsetzung einlegen. Final Fantasy VII Rebirth muss sich wie ein neues Spiel anfühlen und dabei gleichzeitig auch eine Fortsetzung sein. Ein schweres Unterfangen, das das Spiel zwar meistert, wodurch die Geschichte aber etwas Zeit braucht, um Fahrt aufzunehmen. Sind wir dann aber endlich im Geschehen drin, folgt eine bombastische Szene der nächsten, und wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Generell hat es das Spiel geschafft, viel mehr Charaktertiefe zu liefern, die es so in der Vorlage nicht gab. Mehr Dialoge, mehr Cutscenes und vor allem ein neues Verbundenheitssystem geben jedem Charakter viel mehr Leben und sorgen dafür, dass sich die Geschichte viel persönlicher anfühlt. Das ist vor allem beeindruckend, da sich dieser Teil der Reihe viel näher an die Vorlage hält, als es noch beim Vorgänger der Fall war. Das mag zwar daran liegen, dass der Midgar-Abschnitt schon im Original eigentlich viel kürzer war, es mindert aber nicht die Treue, die Final Fantasy VII Rebirth der Grundlage entgegenbringt, ohne davor Angst zu haben, Neues auszuprobieren. Ohne zu spoilern, können wir hier zwar nichts Genaues nennen, aber wir sagen euch, dass ihr euch auf Kapitel 12 freuen dürft.
Ist das Yakuza… wir meinen natürlich Like a Dragon?
Final Fantasy VII Remake war ein lineares JRPG. Die Kämpfe bestanden aus einer Mischung von Echtzeitattacken und rundenbasierten Fähigkeiten. Man konnte also immer wieder das Kampfgeschehen unterbrechen, um seinen nächsten Move auszuwählen. Auch Final Fantasy VII Rebirth adaptiert dieses System und fügt dem Rezept noch eine Würze hinzu: Synchroattacken. Diese können im neuen Fähigkeitenbaum freigeschaltet und als Synergie mit mehreren Charakteren ausgespielt werden. Damit entscheidet sich das Spiel im Grunde dafür, keinen neuen Weg zu gehen, sondern auf Bestehendes aufzubauen und den Kampf enorm zu verbessern. Eine gute Entscheidung, bedenkt man, dass das Kampfsystem bereits im ersten Remake zu einem der Highlights gehörte.
Einen völlig anderen Weg geht das Spiel im Aufbau seiner Welt. Nicht mehr linear geht es durch die Level, dafür aber stolzieren wir in einer großen Open World, die vollgepackt mit Nebenaktivitäten und vielen Ungeheuern ist. Zwar gibt es immer noch gelegentlich Dungeons, hauptsächlich setzt man aber auf kleine, in sich geschlossene Welten, die Kenner des Originals in dieser Version neu entdecken dürfen. Ein großer Kritikpunkt ist jedoch, wie immer, womit die Open World gefüllt wurde. Es gibt Türme – richtig gehört – wie in Ubisoft-Spielen oder gar jedem bekannten Spiel mit einer offenen Welt, dürfen wir auch in Final Fantasy VII Rebirth Türme aktivieren, die dann unsere Karte mit einer Vielzahl an Aktivitäten füllen. Irgendwie ungewohnt. Ob das einem den Spielspaß zerstört, muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Wir finden, dass zumindest für genug Abwechslung in den Welten gesorgt ist, dass es nicht allzu sehr stört.
Apropos Abwechslung – was hat es eigentlich mit dem Yakuza-Vergleich am Anfang auf sich? Nun ja – Final Fantasy VII Rebirth ist voller Minispiele und Herausforderungen, die abseits der Hauptstory für eine Fülle an Beschäftigungen sorgen, die auch gerne mal selbst einige Stunden in Anspruch nehmen. Große Beispiele sind das Mario Kart ähnliche Chocobo-Rennen, die Polygon-Fights à la Punch-Out oder gar das Kartenspiel Blut der Königin, dem sogar ein eigenes Story-Kapitel gewidmet wurde. Wer hier nicht fündig wird, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Und das Beste: die meisten dieser Beschäftigungen sind optional, das heißt, ihr werdet nicht an Abarbeiten unnötiger Nebenaufgaben gebunden. Wer kann da schon etwas dagegen haben? Wir auf alle Fälle nicht. Da hat sich Final Fantasy etwas Tolles von den Yakuza (heute Like a Dragon) Spielen abgeschaut.
Ein weiterer Punkt – oder eher ein weiterer kleiner Forscher, den wir unbedingt erwähnen müssen, ist Chadley. Bereits aus dem ersten Teil bekannt hat Hojos „Experiment“ uns vor eine Vielzahl an Aufgaben gesetzt – hauptsächlich Kämpfe in einem Simulator – durch welche wir mehr Materia bekommen konnten und unser Geschick auf die Probe stellen durften. Dieses Mal dient Chadley aber auch als Verbindungselement zwischen den Open Worlds, da wir für ihn Forschungsdaten sammeln und dazu die Welt und ihre Lebewesen analysieren. Als Belohnung gibt es wieder Materia. Das ist ein guter Ansporn für Spieler, die Gebiete und ihre Beschäftigungen zu erforschen, da der Schwierigkeitsgrad von Final Fantasy VII Rebirth doch echt knackig ist und man gerne jede Hilfe annimmt, die man von Items bekommen kann.
Wunderschön, trotz anfänglicher Macken
Final Fantasy VII Rebirth ist wunderschön – Punkt. Das gilt für Cutscenes, aber auch für das normale Erkunden in der Welt. Man bleibt gerne mal einen Moment stehen, nur um die Umgebung zu bewundern oder die einzelnen Charaktere einmal genauer zu betrachten. Das große Problem ist der Performance-Modus. Während nämlich im Grafik-Modus alles super aussieht, müssen wir aber auf 60fps verzichten. Der Performance-Modus bietet durchgängig 60fps, aber man merkt deutlich die Abstriche in der Grafik. So weit, so normal. Es ist leider nur etwas sehr Unterschiedliches. Charaktermodelle wirken undetailliert, die Lichtverhältnisse stimmen nicht, und Grafiken laden viel zu spät ein, all das sind Probleme, die in unserem Spieldurchlauf aufgekommen sind. Zwar hat Square Enix Besserung angekündigt, für alle, die zum Release gespielt haben und auf die 60fps nicht verzichten konnten, war das aber wirklich ein Armutszeugnis.
Wollen wir mal aber nicht so sein, schließlich sind diese Probleme nur im normalen Gameplay vorhanden und werden durch die atemberaubenden Zwischensequenzen immer wieder obsolet. Es liegt also bei euch, ob ihr mit diesen Fehlern ein Problem habt oder ob ihr lieber noch auf die versprochenen Updates warten wollt. Dafür sind nämlich der Sound und vor allem die Musik wie in jedem anderen Final Fantasy großartig. Wer das Theme noch nicht auf YouTube angehört hat, der sollte unbedingt auf Kapitel 12 warten, wo Aeriths großer Auftritt für einen Gänsehaut-Moment nach dem anderen sorgt. Wir waren durch den Soundtrack definitiv mehr als nur einmal zu Tränen gerührt. Eine wirklich gelungene Arbeit.
Oh – und bevor wir es vergessen – auch die deutsche Synchronisation ist wie schon im Vorgänger richtig gut geworden. Jeder Charakter hat den passenden Sprecher gefunden. Vor allem Padmes Synchronstimme aus Star Wars passt zu Aerith wie die Faust aufs Auge. Mag bestimmt wieder subjektiv sein, man muss aber zugeben, dass hier ein guter Job gemacht wurde, die Figuren in ihren Charaktereigenschaften nahezu perfekt einzufangen. Wer aber doch keinen Bock auf eine deutsche Fassung hat, der kann auch einfach zu Japanisch oder Englisch wechseln. Alles unproblematisch.
Fazit zu Final Fantasy VII Rebirth:
Final Fantasy VII Rebirth ist eine eindrucksvolle Fortsetzung, die es schafft, die Erwartungen vieler Fans zu erfüllen und gleichzeitig mit neuen Ideen zu überraschen. Trotz anfänglicher Schwächen in der Storyentwicklung fesselt das Spiel mit seiner tiefgründigen Charakterdarstellung und einer Vielzahl von spannenden Handlungssträngen. Die Integration eines Verbundenheitssystems verleiht jedem Charakter mehr Tiefe und Persönlichkeit, was die Spieler in die Welt von Final Fantasy VII noch tiefer eintauchen lässt.
Das Kampfsystem bleibt dem erfolgreichen Mix aus Echtzeitaktionen und rundenbasierten Elementen treu, wobei die Hinzufügung von Synchroattacken für zusätzliche taktische Tiefe sorgt. Die Entscheidung, eine offene Welt zu schaffen, bietet den Spielern mehr Freiheit und eine Vielzahl von Nebenaktivitäten, obwohl einige Aspekte der Weltgestaltung möglicherweise gewöhnungsbedürftig sind. Technisch gesehen ist Final Fantasy VII Rebirth eine Augenweide, mit atemberaubenden Cutscenes und einer detailreichen Umgebung. Trotz einiger Performance-Probleme im normalen Gameplay sind die Musik und die deutsche Synchronisation herausragend und tragen maßgeblich zur Immersion bei.
Insgesamt ist Final Fantasy VII Rebirth ein Must-Have für Fans der Serie und ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie man ein beliebtes Franchise erfolgreich weiterentwickeln kann, während man gleichzeitig seinen Wurzeln treu bleibt. Mit seiner fesselnden Handlung, dem verbesserten Kampfsystem und der reichhaltigen Weltgestaltung bietet das Spiel stundenlangen Spielspaß und eine unvergessliche Erfahrung für jeden Spieler.