So langsam neigt sich auch das dritte Steam Next Fest 2023 dem Ende zu. Wieder einmal konnten Steam-Benutzer eine Woche lang hunderte Demos bevorstehender Spiele ausprobieren und auf ihre Wunschliste setzen. Wie sonst auch gibt es darunter Spiele, die für viel Vorfreude sorgen. Also habe ich eine kleine persönliche Auswahl an Titeln zusammengestellt, deren Kostproben mich besonders begeistert haben.
American Arcadia
Arcadia ist eine scheinbar idyllische Stadt. Im Retro-Look geschmückt weist auf den ersten Blick alles auf einen ganz normalen Alltag hin. Aber à la Truman Show sind alle Bewohner dieser Stadt unbewusst Teil einer Sendung – und die unbeliebten Charaktere werden langsam einzeln getötet. So wäre es wohl auch mit Trevor Hills geschehen, wenn er nicht rettende Hilfe von außen bekommen hätte.
Dieses cinematische Puzzle-Spiel benutzt eine Kombination aus 2,5D- und First-Person-Sequenzen, um die Geschichte zweier zusammenarbeitender Protagonisten zu erzählen. Man wechselt nicht nur zwischen den beiden Charakteren, sondern auch zwischen der falschen Stadt, die direkt aus den 70ern kommen könnte, und der futuristisch aussehenden Außenwelt. Das erzeugt sowohl thematisch als auch grafisch brilliante Kontraste und bietet Potential für mehr. Zwar ist der Anfang des Spiels in der Demo etwas abrupt, aber die Entwickler haben bereits mit ihrem letzten Spiel Call of the Sea ihre Fähigkeiten was Narrative angeht bewiesen.
Turnip Boy Robs a Bank
Es gibt wenige Spiele, die allein beim Lesen des Titels so amüsant sind wie Turnip Boy Commits Tax Evasion – und jetzt setzt Entwickler Snoozy Kazoo diesen Trend mit dem nächsten Teil fort. Die Story setzt direkt nach dem ersten Turnip Boy an – Diesmal setzt der Protagonist einen obendrauf und versucht sich zusammen mit der Gewürzgurken-Gang und ein paar alten Bekannten daran, die Botanische Bank auszurauben.
Das Gameplay ist im Vergleich zum Vorgänger etwas verändert – Die Adventure-Aspekte bleiben, aber anstatt einer großen Map, die man von Anfang bis Ende durchquert, verbringt man immer eine begrenzte Zeit in der Bank und nimmt alles mit, was man in die Finger bekommt. Turnip Boy Robs a Bank geht also eher in Richtung Roguelite und bietet damit hoffentlich ein etwas längeres Erlebnis, ohne vom Charme abzuziehen.
Forgive Me Father 2
Schon oft haben First-Person-Shooter versucht, Horror-Elemente einzubauen und relativ selten gehen die beiden Genres ineinander auf. Die meisten Versuche enden wie das berüchtigte Doom 3 und müssen entweder den FPS-Gameplay-Anteil oder das Horror-Feeling reduzieren, um die jeweils andere Hälfte zu verbessern. Forgive Me Father 2 ist hier eine Ausnahme: Die düstere, Lovecraft-inspirierte Atmosphäre des ersten Teils wird hier vervielfacht. Mithilfe eines noch stilisierteren Artstyles und noch vorsichtigerem Lighting verursacht die Fortsetzung furchteinflößende Level, ohne aber das Gunplay dafür zu opfern.
Wie verschiedene Spiele die Horror-Gefühlslage vermitteln, kann natürlich ganz unterschiedlich sein. Damals versuchten schon Boomer-Shooter wie beispielsweise Blood Horror-Elemente in das FPS-Genre einzubauen. Aber Forgive Me Father 2 vereint einen actionreichen Movement-Shooter mit einer gut umgesetzten Atmosphäre derart, dass es sich wie eine sehr gute moderne Umsetzung dieser Kombination anfühlt.
Cursorblade
Cursorblade ist kein besonders kompliziertes Spiel. Der Cursor wird zu einem Schwert, das möglichst über Gegner gezogen wird, um Schaden zu verursachen, aber den Angriffen derer ausweicht, wenn welche anstehen. Auch wenn Upgrades und verschiedene Gegnertypen das Ganze auffrischen, steckt hinter Cursorblade ein geradezu verblüffend simples Konzept, das einfach gut funktioniert.
Die Steam Next Fest-Demo ist hier auf 20 Wellen begrenzt, also hoffe ich, dass die Vollversion kein Limit für die Anzahl der Wellen haben wird und man seine Runden natürlicher ausspielen kann. Aber auch wenn man hier keine besonders herausfordernde Erfahrung findet, ist das Gameplay angenehm beruhigend.
Foundry
Foundry lässt sich vereinfacht durch eine Kombination zweier anderer Spiele beschreiben: Satisfactory trifft Minecraft. Das grundsätzliche Gameplay ist Satisfactory sehr nahe, denn es geht um Automatisierung. Man hat in beiden Spielen Quellen, von denen man Ressourcen abbaut, diese dann schmilzt und weiterverwertet. Wenn ihr Satisfactory kennt, kennt ihr das Konzept: Produktionsketten sind das A und O. Der vermutlich größte Unterschied liegt dann eben im Voxel-Raster, in dem sich Terrain und Gebäude befinden. So hat man also was das Bauen angeht mehr kreativen Freiraum.
Bei diesem Spiel bin ich gespannt, wie es sich ausgehend von dieser Steam Next Fest-Demo weiterentwickelt. Vielleicht bin ich von Satisfactory verwöhnt, aber es gibt bei Foundry hier und da viele kleine Probleme, die Controls fühlen sich teils unnatürlich an, Geräusche haben an manchen Stellen eine seltsam niedrige Qualität, trotzdem ist das Potential da. Wenn Foundry also mit der Zeit einige Quality-of-Life-Verbesserungen vornimmt und noch mehr seine eigene Identität herauskristallisiert, dann kann ich das Release kaum erwarten.
Jusant
Spiele, in denen man Berge oder Türme erklimmen kann, sind nichts neues. Spiele, in denen das das Hauptziel des Spiels ist, schon seltener. Spiele, die das dann auch noch interessant halten, die Nadel im Heuhaufen. Wenn man sich in Breath of the Wild an einer Wand entlang hangelt, dann erwartet man meist nicht das spannendste Gameplay. Jusant schafft es aber mithilfe von schlauem Level Design diese Aufgabe wirklich fesselnd zu gestalten.
Mehrere Mechaniken sind an Ort und Stelle, um das zu gewährleisten. Wenn man keinen festen Boden unter den Füßen hat, kann man eine begrenzte Anzahl an Karabinern sozusagen als Checkpoints zwischendurch nutzen. Man kann sich aber auch von den Karabinern dann absichtlich abseilen, wenn die Umgebung es erfordert, um sich zum Beispiel zum nächsten Stück Boden zu schwingen. Dadurch, dass die Welt um diese Mechaniken herum gebaut ist, wird Jusant statt eintöniger Bewegung an einer Wand entlang zu einem Action-Puzzlespiel, bei dem man nachdenken muss, wie man den Protagonisten zum Ziel bewegt.
Bei dem Ganzen gibt es keinen Zeitdruck, also kann das Tempo frei gewählt werden, sodass das Erlebnis entspannt bleibt. Und ganz nebenbei ist die Kulisse auch wunderschön.
Was das Steam Next Fest sonst noch zu bieten hat
Das ist jetzt natürlich nur ein kurzer Ausschnitt aus dem Katalog dieses Steam Next Fests. Ich habe weder jede einzige Demo gespielt, noch habe ich alle nennenswerte Demos eingebracht, aber das waren die Spiele, die ich fürs erste teilen wollte. (Andere Beispiele guter Spiele wären SpellRogue, The Talos Principle 2 oder das neue Deep Rock Galactic Spin-Off DRG: Survivor.)
Ich kann nur empfehlen, selbst auch einige andere Demos auszuprobieren, die noch spielbar sind, und beim nächsten Steam Next Fest im Februar 2024 dabei zu sein. Das einzige, was es kostet, ist eure Zeit und man kann durchaus ein paar Juwele darunter finden.