Fae Farm im Test – Ein echt magisches Farming-Rollenspiel

Sind wir ehrlich, Farming Sims gibt es mittlerweile so viele wie Saatgüter bei dessen Händlern. Während einige als reines Mittel zum Zweck Einkommen generieren sollen und schon nach kurzer Zeit zur üblichen 0815 Standardkost herangewachsen sind, stellen sich andere als eine genussvolle Überraschung heraus, in die am Ende stundenlanger Spielspaß fließt. Das Studio Phoenix Labs bietet nun mit Fae Farm eine eigene Sorte „Anbau-Abenteuer“ an, die seit dem 08. September auf Nintendo Switch und PC Wurzeln schlägt.

Klar, mit Stardew Valley, Animal Crossing, Story of Seasons und allen anderen Ablegern des Genres ist die Konkurrenz groß, aber kein Grund, den Versuch nicht zu wagen. Kann sich Fae Farm also als einzigartige Farming-FAEntasy von allen anderen abheben, oder bricht es sich beim angestrebten Höhenflug die Feenflügel?

 

Der Beginn einer Reise

Da ohne Held logischerweise auch kein Abenteuer zustande kommt, geht es als erstes in die Charaktererstellung. Generell ist diese recht abgespeckt und so ziemlich auf das Nötigste reduziert, weshalb hier neben vier Körpertypen, den üblichen Optionen für Augen, Mund und Haare nicht viel zu machen ist. Zusätzlich stehen Stimme und geschlechtliche Zuweisung noch frei zur Auswahl, genau wie ein bisschen Gesichtsbemalung in Form von Narben und Tattoos. Ein kleiner Trost war die Farbwahl, denn diese überzeugt durch eine breite und bunt gefächerte Palette.

Wer im Laufe des Spiels feststellt, dass das Aussehen doch nicht gefällt, kann sich in einem magischen Spiegel beliebig oft umstylen. Zwar hätten wir uns insgesamt mehr individuelle Freiheit gewünscht, aber mit sich selbst unzufrieden zu sein ist ja auch irgendwie nichts Neues… Oder?

Naja, die erste freudige Überraschung war dann der Beginn der Handlung. Anstatt sein stressiges Leben endlich hinter sich lassen zu wollen oder die pseudo-traurige “Mein Verwandter ist gestorben, jetzt mach’ ich den Scheiß halt” – Schiene zu fahren, flattert Fae Farm einen etwas anderen Weg entlang. Auf der Suche nach Abenteuern finden wir am Strand eine Flaschenpost, die von der Insel Azoria und ihrer Not berichtet. Eine wie keine andere, die ein Zuhause für die wahrhaft Mutigen bietet. 

Natürlich schnappen wir uns kurzerhand ein kleines Boot und segeln dem Hilferuf entgegen. Dort wachen wir in den zertrümmerten Überresten unseres Schiffchens auf und treffen kurz darauf die Bürgermeisterin, die uns mit offenen Armen empfängt, uns ein Heim inklusive überwucherten Hof bietet und uns zum Anbau von Rüben ermutigt. 

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Mehr als stumpfe Hofarbeit

Ab hier geht auch das klassische Farming los, wie ihr es vermutlich schon aus diversen anderen Anbau-Abenteuern kennt. Baut die gewünschte Anzahl an bepflanzbaren Feldern, haut eure Samen in die jungfräuliche Erde und bewässert das Ganze. Nach ein paar Tagen ist das erste Gemüse erfolgreich großgezogen und zum Auszug aus dem Boden bereit. 

In Fae Farm müsst ihr euch nur daran gewöhnen, dass die Händlerin in jeder Jahreszeit dieselben Saatgüter verkauft. Egal, ob Frühling, Sommer oder Herbst, ihr könnt Rüben, Kohl und Bohnen kaufen. Mit steigendem Feldarbeits-Level werden zwar noch Kartoffeln und Paprika-Saatgüter freigeschaltet, aber saisonale Pflanzen entstehen ausschließlich durch speziellen Verwandlungsdünger. 

Diesen gibt es ebenfalls zu kaufen, kann mit den richtigen Materialien aber auch hergestellt werden. Das gilt ebenso für neue Saat, die über einen Pflanztisch aus bereits geernteten Nutzpflanzen erzeugt wird. Klingt alles ziemlich kompliziert, ist nach einer kurzen Eingewöhnung aber ein Kinderspiel.

Eure Erzeugnisse können dann nach Belieben verkauft, verzehrt oder verarbeitet werden. In einer der vielen Kochstationen zaubert ihr effektive Booster-Mahlzeiten und steigert beispielsweise eure Sammeleffektivität, oder Getränke, die den Wetterbedingungen entgegenwirken. Da an heißen und kalten Tagen eure Ausdauer beim Holzen, Hacken oder Sammeln schneller weg ist als die Lust, morgens überhaupt aufzustehen,  können Heiß- und Kaltgetränke Abhilfe schaffen. Ein kühlender Eistee oder ein wärmender Beerenlikör bringen dann die nötige Motivation, um weiterzumachen.

Nebenbei könnt ihr euch an der Tierhaltung versuchen und kuschelige Tierwesen kaufen, die euch im Gegenzug zur täglichen Pflege Milch, Eier und Wolle schenken. Alternativ könnt ihr euch euren Kescher schnappen und Insekten jagen gehen. Oder ihr versucht euch an der Blumenzucht und kreuzt alle Arten, bis ihr die Blume eurer Träume geschaffen habt. Auf eurem Hof gibt es eigentlich immer etwas zu tun, so dass auch die Dekoration ordentlich Zeit in Anspruch nehmen kann – sofern ihr wollt. 

Apropos Dekoration, auch das Innere eures Hauses kann und sollte eingerichtet werden. Je nachdem, was für Möbel ihr herstellt und platziert, haben diese einen Einfluss auf  Leben, Mana und Ausdauer. Stellt ihr genügend Objekte eines bestimmten Typs in eure eigenen vier Wände, erhöht sich nicht nur die allgemeine Behaglichkeit, sondern auch die Statusleisten. Und weil mehr in diesem Fall definitiv besser ist, macht es euch gemütlich und treibt den Wohlfühlfaktor in ordentlich die Höhe.

Besonders umfangreich ist vor allem die Herstellung neuer Materialien. Denn nach und nach kommen immer mehr Werkstationen dazu, an denen ihr Rohstoffe zu neuen Objekten umwandeln könnt. So werden Steine zu dekorativen Gegenständen, Wegen oder Barren. Hinterlassenschaften von Insekten werden zu Zutaten, aus denen ihr dann Tränke brauen könnt. Ihr versteht, wie der Hase läuft.

 

Schöne Szenerien vs. gehaltlose Gespräche

Für Abwechslung sorgen auch die verschiedenen Kulissen und Szenerien in Fae Farm. Ob ihr am Strand Muscheln und Fische jagt, in der Mine Steine, Erze und Monster kloppt oder im Wald nach Holz, Schluff sowie Beeren Ausschau haltet – überall gibt es neben einem schönen Ausblick auch wertvolle Ressourcen zu finden. Später geht es dann noch ins verseuchte Feenland, eisige Höhen und an Orte, an denen wir selbst noch nicht gewesen sind, die aber unbedingt nach ungewöhnlichen Materialien durchforstet werden wollen.

In der Stadt trefft ihr dagegen hauptsächlich auf NPCs, die entweder als Händler von Tag bis Nacht an ihren Ständen ausharren, oder euch mit Quests bombardieren. Denn neben der eigentlichen Haupthandlung, die euch in immer neue Gebiete schickt und das Spiel vorantreibt, gibt es… noch mehr. Nebenaufgaben, die neue Mechaniken einführen und erklären. Jobs, die ihr bei Händlern bekommt, um besondere Belohnungen zu erhalten. Und dann sind da noch romantische bzw. freundschaftliche Gefallen, mit denen ihr die Zuneigung zu den Inselbewohnern steigert. 

Zwar gibt es in Fae Farm datebare Figuren, die sind allerdings nur auf’s Flirten aus. Alle anderen steigen in der Friendzone immer weiter auf, wenn ihr euch mit ihnen beschäftigt. Wäre an sich alles nicht problematisch, wenn die Interaktion mit NPCs auch tatsächlich Spaß machen würde.

Stattdessen wiederholen die Figuren immer wieder ihre charakterlich leeren Standardphrasen, wodurch wir die Dialoge möglichst schnell nur durchgeklickt und die Annäherungsversuche größtenteils einfach ausgelassen haben. Geht man irgendwann mit jemandem auf ein richtiges Date, schimmert immerhin etwas von dessen Persönlichkeit durch, aber auch nicht genug, um ihnen tagtäglich hinterherzurennen und sie mit Geschenken zu überhäufen.

Mit einem NPC auf einem Date… immerhin zeigt er mal gewisse Charakterzüge.

 

Die Magie von Fae Farm

Obwohl die Gespräche mit den NPCs von Fae Farm sich kaum von denen mit einem Stein unterscheiden, tut das dem allgemeinen Spielfluss meistens keinen Abbruch. Es gibt so viel zu tun und zu erkunden, dass es zwar schade um den sozialen Faktor ist, wir aber trotzdem stundenlang in den magischen Welten von Fae Farm versunken sind. Und falls ihr euch fragt, was daran “magisch” sein soll – eine ganze Menge! 

Verbesserte Werkzeuge wirken durch den Einsatz von Mana in einem größeren Radius – so zerdeppern wir mit der Eisenspitzhacke beispielsweise bis zu 9 Steine auf einmal. Oder wir nutzen die Zaubersprüche des Zauberstabs, um Gebiete zu bereinigen und Gegner in die Luft zu wirbeln. Dabei sollte nur das Mana im Auge behalten werden, denn ist es erstmal leer, gibt’s auch keine Magie mehr. Außer, ihr habt den passenden Manatrank parat oder beendet den Tag, dann füllt sich die Leiste auch.

Zum Glück betrifft das nicht die Feenflügel, die wir im Laufe der Haupthandlung freischalten. Denn damit springen wir in ungeahnte Höhen, hüpfen steinige Berge hinauf wie damals in Skyrim und verbrauchen weder Ausdauer, noch Mana. Unser Highlight, wenn es um ein magisches Gefühl geht, ist allerdings sehr viel simpler: Ins Wasser springen und wie ein Delfin durch die Meere gleiten!

Ja, man kann tatsächlich schwimmen und anmutig durch Flüsse sowie Meere hechten. Ist eigentlich absolut irrelevant für Plot und Progress, aber wir empfehlen trotzdem, es auszuprobieren. Einfach des Spaßes wegen. Vertraut uns.

Auch magische Wesen hat es nach Fae Farm verschlagen

 

Technisch ist das (un)möglich

So groß der Unterhaltungsfaktor auch sein mag, in unserer Testversion für die Nintendo Switch hatten wir leider mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Angefangen bei der Performance, die durch regelmäßige Framedrops, nervig lange Ladezeiten beim Spielstart, Öffnen der Karte oder Tagesabschluss sowie einige matschige Texturen oft für Frust gesorgt haben. Klar, die Switch kommt sicher nicht an die Leistung eines halbwegs brauchbaren Rechners ran, aber dauerndes Ruckeln unterbricht nun mal den Spielfluss und muss echt nicht sein. 

Zusätzlich überschwemmen die Benachrichtigungen für neue Freischaltungen gerne mal den rechten Bildschirmrand und blockieren die Sicht. Auch, dass die Zeit in einigen Menüs, beim Dekorieren und in manchen Gesprächen nicht pausiert, ist lästig. Wer hat schon Bock, Haus und Hof ansprechend zu dekorieren, wenn dabei mehr als ein ganzer Tag flöten geht und manchmal einfach mittendrin der Tag beendet wird?

Fae Farm hat definitiv noch kleine Baustellen, um die sich gekümmert werden muss, doch Grafik und Soundtrack brauchen sich keinesfalls zu verstecken. Bis auf einige verwaschene Texturen auf der Switch ist der Wechsel zwischen süßer 3D Optik und ästhetischen Illustrationen in Zwischensequenzen stets ein Augenschmaus, während die Musik ein Fest für die Ohren darstellt. Mal melancholisch, mal abenteuerlustig und mal an das freudige Versacken in Tavernen erinnernd dudeln im Hintergrund angenehme Fantasy-Tracks vor sich hin.

Interface-Design grandios gescheitert – Wäre schön, wenn rechts nicht alles überlappen würde.

 

Fazit

Insgesamt erinnern viele Mechaniken an einen Mix aus Stardew Valley und Animal Crossing mit einem Hauch Fantasy, und das ist eine ziemlich gute Mischung! Fae Farm erinnert ebenfalls stark an Rollenspiele und schafft es damit, den eigentlichen Fokus von der Hofarbeit zu nehmen. Außer, ihr wollt all euer Herzblut in den Anbau von Gemüse legen, aber genauso gut könnt ihr als Abenteurer die Quests abarbeiten, den schönsten Hof von allen bauen oder einfach das Meer leerfischen.

So entsteht ein einzigartiges Erlebnis, welches sich ganz klar von der Konkurrenz abhebt und in dem man Stunden seiner Lebenszeit versenken kann.  Das fantasievolle Setting überzeugt auf ganzer Linie, und auch die Multiplayer-Option animiert dazu, gleich mit seinen Freunden in die magischen Welten abzutauschen. Da wir diese jedoch nicht getestet haben, gehen wir darauf nicht weiter ein.

Wo die sozialen Interaktionen noch schwächeln, bieten abwechslungsreiche Aufgaben und das Individualisieren der Farm also durchaus spannenden Spielspaß. Leider trüben auch die technischen Probleme auf der Switch den eigentlich positiven Gesamteindruck, doch insgesamt lohnt sich ein Blick auf Spiel und den Trailer im Folgenden allemal. 

 

— Wertung: 8,5 / 10 —

 

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