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Wann ich das letzte mal ein wirklich neues Spiel getestet habe? Keine Ahnung, ist auf jeden Fall schon länger her! Aber alles halb so wild, die ersten Wochen im noch jungen Jahr 2019 haben uns immerhin schon ein paar echt hochwertige Remakes, Remasters und Portierungen beschert. Nach neu aufgelegter Zombie-Apokalypse und zeitlosem Anime-Märchen, folgt nun Funsport in Reinform. 

Ganz genau, denn einmal mehr lockt Entwickler Roll7 aufs virtuelle Skateboard und veröffentlicht mit OlliOlli: Switch Stance zwei Indie-Hits im Doppelpack für die Nintendo Switch. Ob sich ein weiterer Ausflug ins Paradies für Pixel-Skater lohnt, erfahrt ihr in unserem Test.

Um es gleich mal vorwegzunehmen: OlliOlli ist mehr seitlich scrollende Highscore-Jagd, als ernstzunehmende Funsport-Simulation. Trotz des eher arcadelastigen Spielgefühls, setzt der Titel seine Thematik aber außerordentlich gut um. Im Trickbuch finden wir so ziemlich jeden Flip oder Grind, den es gibt, und bestaunen ihn in überraschend detailreicher Darstellung auf dem Bildschirm. Sofern das denn überhaupt gelingt, denn wie gewohnt sind OlliOlli und OlliOlli 2: Welcome to Olliwood zwei beinharte Spiele, die vor allem auf Geschick und Timing setzen.

Die Steuerung lässt diese Komplexität erstmal nicht vermuten. Eine Taste zum Pushen, also um Geschwindigkeit aufzubauen, und der linke Stick für Sprünge und Tricks jeglicher Art – na das klingt doch eigentlich recht simpel. Der Knackpunkt liegt allerdings in der Landung, denn die geschieht keinesfalls automatisch. Bei OlliOlli müssen wir aktiv eingreifen und kurz vor dem Boden die B-Taste betätigen. Je nach Timing, bewertet das Spiel unsere Landung, lässt uns also bestenfalls mit gleichem Tempo weiterfahren oder bestraft uns entsprechend durch Slowdowns oder Stürze. Beim Anfahren von Rails verhält es sich ähnlich, denn auch Grinds / Slides machen von dieser Mechanik Gebrauch. Schnelles Reaktionsvermögen und gute Feinmotorik sind also absolut notwendig, um einen der zahlreichen Level überhaupt zu schaffen. Bereits hier steckt der Teufel im Detail, für hohe Punktzahlen und ebensolche Kombos dürfen wir uns kaum einen Patzer erlauben.

Zugegeben, trotz flottem Respawn am Levelanfang und der komfortablen Funktion eines Retry-Buttons, kommt da schon mal Frust auf. Gerade für Anfänger steigt die Lernkurve extrem schnell an. Doch wer den Bogen einmal raus hat und anfängliche Schwierigkeiten ehrgeizig überwindet, mag gar nicht mehr aufhören. Ein kleines bisschen magisch baut OlliOlli diesen unverwechselbaren Flow auf, dank dem wir schon bald blitzschnell und trickreich durch die Level rollen. Ohne groß darüber nachzudenken, reihen wir gekonnt Tricks aneinander und treiben den Score in die Höhe. Mit ebenso viel Feingefühl versteht es OlliOlli, die Grenze zwischen Frustration und Motivation auf Gartenzaunhöhe zu senken. Wir müssen uns schon ordentlich anstrengen, werden im Gegenzug aber auch ständig bei Laune gehalten, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern.

Bis auf leichte Abwandlungen, kann man die Handhabung des grobpixeligen Rollbrettfahrers übrigens hervorragend mit der betagten Skate-Serie von Electronic Arts vergleichen. Ähnlich der Flickit-Steuerung, vollführen wir Tricks in OlliOlli nämlich ebenfalls mithilfe des linken Sticks. Für normale Sprünge halten wir den Stick kurz gerade nach unten und lassen ihn dann wieder los, während Kickflip und Co. natürlich andere Richtungen und auch schon mal kreisförmige Bewegungen von uns fordern. Mit den Schultertasten lassen sich zusätzlich Spins ausführen und gewöhnliche Tricks abwandeln. So wird beispielsweise aus dem Kickflip ein Frontside Flip 180 und aus dem Nosegrind ein Crooked Grind. Was auf Xbox One, Playstation 4, Nintendo 3DS und PC bereits perfekt funktioniert hat, geht auch mit der Nintendo Switch extrem gut von der Hand. Mit dem Pro-Controller ist man selbstredend am besten bedient, doch selbst die Joy-Cons leisten einen guten Dienst, um Tricks punktgenau vom Stapel zu lassen.

Und wir erwähnen es wirklich gerne noch ein zweites mal: Die optische Umsetzung der Tricks ist, trotz minimalistischer Präsentation, richtig gut gelungen. Der Tre Flip schaut wirklich wie einer aus, was für andere Manöver selbstverständlich genauso gilt. Ein weiteres Lob geht außerdem an das Leveldesign, das vorbildlich an sämtliche Mechaniken von OlliOlli angepasst wirkt und sich dementsprechend flüssig spielt. Das Setting reicht dabei von ernüchternd realistisch, bis hin zu ziemlich abgedreht. Mit entsprechendem Fortschritt lassen wir das graue Mauerwerk der Großstadt hinter uns und skaten über Müllhalden, russische Luftwaffenstützpunkte und landen schließlich im grell-bunten Tokio. Mal elektronisch und aufgeregt zu Höchstleistungen anspornend, dann wieder locker-lässig als jazziger Hip Hop, dröhnt der Beat-lastige Soundtrack aus den Lautsprechern und transportiert den konstanten Flow von OlliOlli auch auf akustischer Ebene. Sicher keine Schande, hier mal die Kopfhörer aufzusetzen und einfach abzuschalten.

Langweilig wird es aber nie, dafür sorgen schon allein die zahlreichen Aufgaben in den einzelnen Leveln. Neben dem Erreichen einer vorgesetzten Punktzahl, stehen auch ausgefallene Herausforderungen an der Tagesordnung. So ist es zum Beispiel mal verboten, die ersten 300 Meter zu grinden oder unsauber zu landen. Selbst Sammelaufgaben finden sich hin und wieder im Challenge-Portfolio. Die fallen wegen der automatisch scrollenden 2D-Struktur beider Titel aber eher in die Kategorie Geschicklichkeit und verzichten somit auf nerviges Suchen.

Für den Umfang ist ebenfalls bestens gesorgt. Jedes der fünf unterschiedlichen Szenarien kommt mit jeweils fünf kompakten Leveln, die nach komplettem Abschluss mit fünf weiteren Profi-Varianten locken, in denen der ohnehin schon hohe Schwierigkeitsgrad nochmal straff anzieht. Insgesamt ergibt das angenehm umfangreiche 50 Stages pro Titel. Wem das immer noch nicht genügt, der wagt sich an Spot-Battles mit nur einem wöchentlichen Versuch, Online-Challenges oder wirft einen Blick in die weltweiten Bestenlisten.

OlliOlli 2: Welcome to Olliwood legt als Nachfolger nochmal gehörig einen drauf und führt den Manual als neues Gameplay-Element ein. Das Fahren auf zwei Rollen verbindet Trick-Combos nun auch ganz ohne Grinds, erfordert aber gleichzeitig noch mehr Aufmerksamkeit und korrektes Timing. Trotzdem schafft der Titel es ohne jeglichen Tadel, diese Mechanik sinnvoll zu integrieren und die Spielerfahrung positiv zu steigern. Auch optisch hat sich einiges getan, so erstrahlt der zweite Ableger in deutlich bunteren Farben und präsentiert sich im polierten Gewand, das gegenüber dem charmanten Pixel-Look des Vorgängers nur leider nicht mehr ganz so charakteristisch wirkt. Den Spielspaß trübt das wenig, für Liebhaber des ersten Ablegers ist natürlich auch OlliOlli 2 absolutes Pflichtprogramm.

Die Portierung auf Nintendos Hybridkonsole hat OlliOlli: Switch Stance problemlos überstanden. Wie bereits erwähnt, ist der Titel eine überwiegend schnelle Erfahrung, bei der hauptsächlich Geschick und Reaktionsvermögen gefragt sind. Ob auf dem großen TV oder im Handheld-Modus, die Umsetzung stellt uns kein Bein, das Geschehen aber jederzeit flüssig dar.


OlliOlli: Switch Stance ist ab dem 14. Februar 2019 exklusiv und vorerst ausschließlich digital für die Nintendo Switch erhältlich und kostet 14,99 €.

Für diesen Test wurde uns ein Reviewcode für OlliOlli: Switch Stance von unseren Medienpartnern der Cosmocover PR- und Marketing-Agentur zur Verfügung gestellt.

https://www.youtube.com/watch?v=-8dJts5g2cs

Dennis
94%

8 Rollen für ein Halleluja!

OlliOlli: Switch Stance ist ausgezeichneter Arcade-Spaß im Doppelpack. Mit einem großartigen Soundtrack und charmanter Optik im Hintergrund, rollen beide Titel gewohnt qualitativ über den Bildschirm der Nintendo Switch. Schnelles, anspruchsvolles Gameplay trifft auf cleveres Design und entwickelt dabei einen einzigartigen Flow. Ob man sich stundenlang festbeißt und versucht, Highscores zu knacken und Herausforderungen abzuschließen, oder einfach die nächste Viertelstunde an der Bushaltestelle überbrücken möchte, OlliOlli macht süchtig und hat auf der Nintendo Switch das perfekte Zuhause gefunden.

  • Grafik
  • Sound
  • Umfang
  • Story/Atmosphäre
  • Steuerung
About author

Dennis

Nicht der Redakteur, den diese Seite verdient, aber der, den sie braucht. Oder wie war das? Pride und Rocket League. Selbstgestrickte Socken und Visual Novels.

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