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Mega Man ist ein Relikt der Gaming-Historie – und in den letzten Jahren nur durch Collections der bisherigen Werke mehr oder weniger präsent gewesen. Doch nun hat das Warten ein Ende: Acht Jahre nach dem letzten Teil der Hauptserie gibt es endlich frischen Stoff für Fans des blauen Roboters mit dem Blasterarm. Dabei hat sich die kultige Platformer-Serie schlussendlich vom Retro-Pixel-Look gelöst – ob dies die richtige Entscheidung war, und ob die klassische Mega Man-Formel auch im Jahr 2018 noch funktioniert, erfahrt ihr hier bei uns im Test.

Dr. Wily hat wieder Böses vor – seid ihr in der Lage ihn zu besiegen und eure Freunde zu retten?

Eigentlich alles beim alten

Ich denke kein Fan, der damals die Mega Man-Spiele auf dem Gameboy oder dem SNES rauf und runter gespielt hat, wünscht sich vom elften Ableger der Serie ein grunderneuertes Spiel. Und soviel kann ich vorweg nehmen: Mega Man 11 ist ganz klassisch bei seinen Wurzeln geblieben. Das bezieht sich zum einen auf die Story, in dem der Langzeitantagonist Dr.Wily wieder irgendwelche Gemeinheiten plant, und ihr zuerst seine acht Roboterbosse besiegen müsst, um deren Fähigkeiten zu übernehmen, bevor ihr euch mit dem Bösewicht selber messen und somit eure Freunde retten könnt.

Durch das Besiegen der Bosse habt ihr Zugang zu dessen individuellen Fähigkeiten.

Zum anderen bezieht sich das auch auf die Grundmechaniken des Spiels. Wie bereits gesagt, ist der Auswahlscreen ganz klassisch aufgebaut, und ihr könnt zwischen acht Stages frei wählen. Die Reihenfolge, in der ihr die Level angeht, ist dabei euch frei überlassen. Jedoch hat jeder Boss, wie auch in den früheren Ablegern, immer eine Schwäche gegen ein bestimmtes Gadget, was den Bossfight um einiges einfacher macht. Hier gilt wie bei so vielen Dingen im Leben: Probieren geht über studieren! Solltet ihr mal nicht weiter kommen, probiert eine andere Stage, oder eignet euch vorher andere Fähigkeiten an und kommt später wieder. Mega Man 11 bleibt diesem Prinzip treu, und dieser Freiraum für Spieler funktioniert im Jahr 2018 wunderbar und ist eine gelungene Abwechslung zu den vielen Spielen, die euch zwanghaft an die Hand nehmen und durch das Spiel führen.

Hier könnt ihr wählen, welche der acht Stages ihr spielen wollt, und welchem der zahlreichen Bosse ihr schlussendlich gegenübertretet.

Knackig wie damals

Woran Mega Man 11 auch festhält, ist die gewohnt knackige Grundschwierigkeit des Spiels. Um alle Zielgruppen mitzunehmen, könnt ihr vor Beginn des Spiels zwischen vier Schwierigkeitsgraden wählen. Zwischen blutigem Anfänger und Hardcore-Fan der ersten Stunde ist da alles dabei. Dabei habe ich mich für den zweiten Schwierigkeitsgrad „Rückkehrer“ entschieden, der auf Spieler ausgelegt ist, die mit den Mechaniken vertraut sind, jedoch lange nichts mehr mit Mega Man am Hut hatten. Und selbst „nur“ beim zweiten von vier Schwierigkeiten musste ich feststellen, dass das Game tatsächlich so knackig wie damals ist. In den Levels ist immer Vorsicht geboten, da ansonsten der Abgrund oder einer der vielen Gegner euch schnell mal eines eurer Leben klaut. Zum Glück sind in den unteren Graden die Checkpoints recht gütig verteilt worden, sodass die Motivation stets hoch bleibt, und ihr nicht riesige Abschnitte abermals wiederholen müsst, während ihr eure Skills erst wieder auftauen müsst. Auch beim ersten Boss wurden einige virtuelle Leben gelassen, bis ich die Vorteile des neuen Double-Gear Systems für mich entdeckt habe.

Ich habe mich für den Schwierigkeitsgrad „Rückkehrer“ entschieden. Wer von euch schafft das Spiel auf „Superheld“?

Abwechslung durch Neues

Bewährtes Gameplay schön und gut, aber hätte Mega Man nach acht Jahren Abwesenheit nichts neues zu bieten, wäre das schon ein wenig schade. Zum Glück ist dem nicht so, und wir haben ein neues Feature in unserem Repertoire: das sogenannte Double-Gear System. Dabei besteht dieses System aus zwei Mechaniken: Zum einen ein ganz klassisches Power Up, mit dem ihr stärkere Blasterschüsse abfeuert, und sogar eure Spezialgadgets werden verstärkt. Zum anderen besitzt ihr nun die Fähigkeit, die Zeit um euch herum zu verlangsamen, sodass ihr gegnerischen Angriffen deutlich besser ausweichen könnt. Da diese Mechaniken äußerst stark sind, könnt ihr sie nur für eine bestimmte Zeit einsetzen. Setzt ihr sie zu lange ein, müsst ihr einige Zeit warten, bis sich das System erholt hat. Das Double-Gear System ist also eine wirklich starke Waffe, jedoch müsst ihr beim Gebrauch davon gutes Timing beweisen. Zu guter Letzt könnt ihr auch beide Features vom Double Gear gleichzeitig benutzen, wenn eurer Leben eine bestimmte Grenze unterschritten hat. Dabei könnt ihr das Double-Gear System aber auch nicht mehr ausschalten, sodass es so lange benutzt wird, bis es zur Abkühlung gezwungen wird. Somit habt ihr noch eine finale Waffe in der Hinterhand, wenn es mal im Bosskampf schlecht steht, um das Blatt doch noch zu wenden. Meiner Meinung nach eine wirklich sinnvolle und spaßige Mechanik, die ein bisschen mehr Würze und Taktik in das bekannte Mega Man-Gameplay bringt.

Oben rechts unter euren Lebenspunkten findet ihr die Anzeige für das Double-Gear System. Übrigens sieht Mega Man 11 einfach nur spitze aus.

Bekannter Held in neuem Gewand

Zu guter Letzt ist eine der wichtigsten Änderungen natürlich der Grafikstil. Vielleicht auch durch den Einfluss der Konkurrenz von Mighty No.9 hat man sich endlich von den Pixeln gelöst und setzt auf ein waschechtes 2,5D Grafikgerüst. Dabei bewegt ihr euch mit den dreidimensional gestalteten Figuren vor einer zweidimensionalen Hintergrundlandschaft. Und dies bringt nur Vorteile mit sich: die Levels strotzen nun vor Farben und Details und sind noch abwechslungsreicher als früher. Die Effekte der verschiedenen Waffen und Gadgets sehen auch einfach hübsch aus, viel mehr bleibt da nicht zu sagen. Es macht Laune, dass bekannte Spielprinzip endlich in einem zeitgemäßen Gewand zu sehen, ohne das irgendwas von der Grundidee der Mega Man-Serie verloren geht. Diesen Umschwung hätte man schon viel früher wagen sollen.

 

81%

Mega Man 11 macht einfach alles richtig. Die bekannte Mega Man-Formel aus klassischer Platformer-Action, knackigem Schwierigkeitsgrad und freier Herangehensweise in der Levelauswahl funktioniert auch in zeitgemäßer Optik. Wir haben unseren blauen Helden nun lange genug in Pixeloptik gesteuert - der neue Grafikstil belebt das Retro-Relikt wieder und lässt es in neuem Glanz erstrahlen. Fans der alten Games greifen bedenkenlos zu, und auch für Neueinsteiger, die einen schnellen Spaß für zwischendurch suchen ist Mega Man 11 definitiv empfehlenswert.

  • Grafik 90%
  • Sound 85%
  • Story 70%
  • Steuerung 90%
  • Umfang 70%
About author

Markus

Chefredakteur, Inhaber MB Verlag, erster Ansprechpartner und Gründer von Games-Mag

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