Made in Abyss: Binary Star Falling into Darkness bei uns im Test

von Dennis
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Authentische Anime-Adaption oder lahme Lizenzgurke? Naja, vielleicht ein bisschen von beidem – Unser Test zu Made in Abyss: Binary Star Falling into Darkness auf der Nintendo Switch.


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Runter kommen sie alle…

Eine Studio Ghibli-esque Präsentation, ein absurd starker Kontrast zwischen niedlicher Aufmachung im Chibi-Stil und brutalen Gewaltszenen und ein Plot, der selbst die größten Kritiker begeistern kann: Das ist Made in Abyss. Zumindest der Anime. Für den ersten Ausflug in die Welt der Videospiele, trifft Entwickler Chime Corporation leider ein paar fragwürdige Entscheidungen, die der gewohnt hohen Qualität der Manga- und Animationsfilmreihe nicht immer ganz gerecht werden.

Worum geht’s? Die Welt von Made in Abyss ist unserer eigentlich ziemlich ähnlich, jedoch mit einem erheblichen Unterschied. Mitten im Meer klafft ein riesiges Loch mit einem Durchmesser, der mehrere Kilometer umfasst. Allerdings ist es viel mehr die unergründliche Tiefe des geheimnisvollen Kraters, die der Geschichte ihren markanten Anhaltspunkt verleiht. In mehrere Ebenen unterteilt, lockt der namensgebende Abgrund mit Reichtum und Ruhm. Zwar stellt der Abstieg selbst keine unüberwindbaren Hürden dar, doch für das Bergen von Artefakten und dem damit verbundenen Aufstieg, zahlen wagemutige ErkunderInnen einen hohen Preis. Angefangen bei der obersten Schicht, klagen Betroffene über Schwindel und Übelkeit, während die wirklich lohnenswerten Tiefen rückkehrende EntdeckerInnen sogar mit dem Tod bestrafen. Um der Handlung eine persönliche Note zu verpassen, werden die Geschehnisse aus der Perspektive von Riko, einem Waisenkind aus dem Städtchen Orth, das sich wie ein Kranz um den Abyss gegründet hat und AbenteurerInnen aus der ganzen Welt anzieht, erzählt. Auf den Spuren ihrer berühmten, aber in den Untiefen als verschollen geglaubten Mutter, möchte das quirlige Mädchen unbedingt zu einer Weißpfeife, dem höchsten Rang unter den Glücksrittern, befördert werden. Nur gut, dass sie auf einem ihrer Erkundungstrips den Roboterjungen Reg trifft, der dank ausfahrbarer Arme, vernichtendem Laserstrahl und anderen Gimmicks eine Unterstützung der besonderen Art darstellt. Den zahlreichen Gefahren, cool designten Monstern und dem ikonischen Fluch des Aufstiegs längst nicht mehr so wehrlos gegenüber, begeben sich beide auf eine gemeinsame Reise ins Ungewisse und hoffen, im tödlichen Schlund des Abgrunds einen Hinweis auf den Verbleib der legendären Weißpfeife zu erhalten.

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Entdeckungsreise im Doppelpack

Dass sich eine so spannende Geschichte größter Beliebtheit erfreut, dürfte nur wenig verwundern. Im Fall von Made in Abyss, führt das jedoch zu einem kleinen Problem, über das auch wir schmerzhaft stolpern mussten. In freudiger Erwartung auf das anstehende Review-Exemplar, wollten wir uns im Vorfeld schon mal richtig warmlaufen und haben die insgesamt dreizehn Episoden der ersten Anime-Staffel quasi verschlungen. Keine gute Idee, denn der Modus Hello Abyss lässt uns genau diese Ereignisse noch einmal interaktiv nacherleben. Klar, endlich mal selbst in den Abyss hinabsteigen zu dürfen, das ist dann schon ein spannendes Gefühl, die exakt selbe Story in abgespeckter Form und inhaltlich um einige Details erleichtert erneut vorgekaut zu bekommen leider nicht mehr.

Immerhin stellt sich dieser Modus lediglich als erweitertes, knapp fünfstündiges Tutorial heraus, in dem wir unsere ersten Gehversuche in die unendlichen Tiefen wagen und alle grundlegenden Mechaniken ausführlich erklärt bekommen. Neben der relativ freien Erkundung, steht natürlich das Finden und Sammeln von Artefakten im Vordergrund. Aber auch Schleichpassagen, Monster vermöbeln und klassisches Crafting sind wichtige Bestandteile des Action-RPGs. Dabei stets präsent: Der Fluch des Aufstiegs. Oft reicht schon eine kleine Anhöhe, die wir im Stil eines The Legend of Zelda: Breath of the Wild und unter ständiger Beobachtung des Ausdauerbalkens erklimmen, um uns mit einem der zahlreichen Negativeffekte auseinandersetzen zu müssen. Ein umgedrehter Magen ist beim Besteigen einer meterhohen Steilwand sicher kein guter Begleiter, doch auch feindlich gesinnte Monster sehen einen Vorteil in unserer Not. Jetzt helfen nur noch selbst gekochte Mahlzeiten, deren Zutaten wir zuvor fleißig eingesammelt haben und daraus etwas Leckeres zubereiten konnten, damit Hunger, Ausdauer und die Lebensleiste wieder auf ein erträgliches Niveau steigen. Auch Waffen wollen teilweise eigenhändig hergestellt und selbstverständlich regelmäßig geschwungen werden. Trotzen wir den Strapazen und schließen die Mission erfolgreich ab, hagelt es Geld für neue Ausrüstung und Erfahrungsstufen, mit denen wir ein paar hilfreiche Fähigkeiten dauerhaft freischalten. Doch keine Panik, zumindest noch nicht, denn dieser Modus ist tatsächlich nur der friedliche Auftakt in Kinderschuhen…

Fast schon Soulslike will jeder nächste Schritt mit Vorsicht bedacht und jedes Problem mit kühlem Kopf gelöst werden.

Sein wahres, unerbittliches Potential entfaltet Made in Abyss erst im zweiten Modus, Deep in Abyss. Hier verzichten wir auf die tatkräftige Unterstützung von Robo-Boy Reg und lassen auch den offiziellen Plot des Anime weit hinter uns. Zwar ist es jammerschade, dass wir dieses Alternativszenario erst mit dem vollständigen Abschluss von Hello Abyss freischalten, angesichts der bevorstehenden Gefahren, bietet ein so ausgeprägtes Tutorial aber auch diverse Vorteile. Denn nun geht es mit einem selbsterstellten Charakter in die Tiefen des Abyss, wo der Tod an jeder Ecke lauert und wir sind ein bisschen froh, ein paar der wichtigsten Mechaniken bereits verinnerlicht zu haben. Waffen verfügen jetzt über eine begrenzte Haltbarkeit und selbst das Gewicht unseres Rucksacks sollten wir stets berücksichtigen, um nicht irgendwann wie eine Schnecke durch dichte Wälder und außerirdisch anmutende Fels- und Höhlenlandschaften zu kriechen.

Auch wenn Made in Abyss seine Höhen und Tiefen optisch extrem ansprechend darstellt und uns sogar das aufgeräumt übersichtliche UI-Design mit wertvollen Daten zu diesen und weiteren Aspekten versorgt, bleiben Ab- und vor allem Aufstieg im Abyss eine spielerisch zähe Herausforderung. Keiner der voneinander getrennten Bereiche verfügt über eine praktische Schnellreise-Funktion oder ähnliches. Den Weg, den wir hinab genommen haben, nehmen wir auch wieder zurück – ganz ohne Abkürzungen oder sonstige Erleichterungen. Zusammen mit den Effekten des Fluchs, unentwegten Angriffen durch die fantastischen Kreaturen der Serie und allgegenwärtigen Survival-Elementen wie Hunger oder Ausdauerverlust, lässt uns Made in Abyss regelmäßig mit den Zähnen knirschen, gewinnt dadurch aber auch einen Großteil seiner Faszination. Fast schon Soulslike will jeder nächste Schritt mit Vorsicht bedacht und jedes Problem mit kühlem Kopf gelöst werden. Als besonders unterhaltsam empfanden wir übrigens den Umgang mit der eigenen Gier. Gehen wir noch ein wenig weiter und sacken vielleicht ein extrem seltenes Artefakt ein oder entdecken gar ein geheimes Areal? Aber packen wir dann noch den Rückweg? Ist es das Risiko überhaupt wert?

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Nach dem Aufstieg kommt der Fall

So spaßig das alles klingen mag, einem großen Negativpunkt kann sich Made in Abyss nur schwer entziehen: Dem doch ziemlich repetitiven Spielablauf. Irgendwann fühlt sich jeder noch so aufregende Erkundungstrip wie der andere an. Gepaart mit einigen Momenten voller Frust, hauptsächlich im späteren Verlauf, sind wir dann doch nicht mehr sonderlich motiviert, die letzten Geheimnisse des Abgrunds ans Tageslicht zu befördern. Einen Großteil trägt dazu auch die Steuerung bei, die etwas überladen wirkt. Zudem fühlt sich die Navigation durchs unübersichtliche Waffenrad immer etwas umständlich an. Das Button-Mapping dürfen wir zwar frei nach Wunsch verändern, die Doppelbelegung mancher Tasten bleibt uns aber erhalten. Vor allem beim Sprinten/Ausweichen nervt das gehörig, denn ein doppelter Tastendruck dauert natürlich deutlich länger, was blitzschnelle Reaktionen bereits im Vorfeld verhindert. Komfortable Ergonomie bleibt also ein schwieriges Thema, egal welches Gamepad wir benutzen. Zu allem Überfluss stecken wir also nicht bloß ungewollt ein, auch die Kämpfe selbst lassen durch das viel zu lasche Trefferfeedback nie ein wirklich befriedigendes Gefühl aufkommen. Spaß sieht jedenfalls anders aus und bereits in den ersten Gebieten kloppen wir nur mehr lustlos auf die Viecher ein.

Schade, denn zumindest optisch fängt der Titel die Stimmung der Vorlage gekonnt ein und verwöhnt Fans mit Originalszenen aus dem Anime und eigens für die Versoftung erstellten 3D-Sequenzen. Soundtrack und Vertonung legen nochmal einen drauf und locken mit dem atmosphärisch komponierten Score und toller Synchronisation an die Kopfhörer. Zu hören gibt es dabei wahlweise englische oder japanische Sprecher, während sich die Texte gut lesbar auf dem Bildschirm platzieren. Eine deutsche Lokalisierung fehlt wie zu erwarten, auch hier müssen wir mit Englisch oder Japanisch vorliebnehmen. Auf der Nintendo Switch gibt es technisch nur wenig zu bemängeln. Schnelle Ladezeiten und eine knackig scharfe Auflösung, sogar im Handheld-Modus, verdienen ein ganz besonderes Lob. Lediglich die Bildwiederholungsrate kann da nicht immer ganz mithalten, weshalb es öfter zu nervigen Rucklern kommt und sogar Pop-Ins die ansonsten hübsche Weitsicht trüben. Hier wird hoffentlich noch mit einem entsprechenden Patch nachgebessert.

Qualitativ weit von einem AI: The Somnium Files entfernt, liefert uns Publisher Spike Chunsoft den nächsten Titel nicht aus den eigenen vier Wänden, sondern vom eher kleinen Entwicklerteam Chime Corporation. Bereits ihr letztes Werk, Re: ZERO Starting Life in Another World, überzeugte uns durch sein mitreißendes worldbuilding, die Visual Novel-artige Erzählstruktur und den etlichen Details im Design. Beim Gameplay hingegen, wanderte man auf seltsamen Pfaden. Eine Mischung aus Fire Emblem und eigenen Ideen sollte es wohl werden, woraus letztendlich aber leider nur komplett spaßbefreiter Unsinn entstand. Für Made in Abyss: Binary Star Falling into Darkness scheint sich das Studio die Kritik zu Herzen genommen zu haben, doch ein roter Faden ist immer noch deutlich zu erkennen. Neben charmanter Vorlagen-Verwertung und frischem Setting durch den Abyss, gerät vor allem das Gameplay mit seinem monotonen Verlauf, den häufigen Frustmomenten und zahlreichen weiteren Schwächen in die Kritik. Ohne die Lizenz würde der Titel ganz schön schlecht dastehen, könnte uns dann aber auch sofort den Weg zum wesentlich spannenderen Modus freigeben – ohne erst durch ein stundenlanges Tutorial zu zwingen, das uns narrativ in einen gelangweilten Wiederkäuer verwandelt.

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Made in Abyss: Binary Star Falling into Darkness ist seit dem 02. September 2022 für Nintendo Switch, Playstation 4 und den PC via Steam erhältlich. Hierzulande könnt ihr den Titel ausschließlich digital und zum Vollpreis von 59,99€ erwerben. 

Der Test zu Made in Abyss: Binary Star Falling into Darkness basiert auf einem Reviewcode für die Nintendo Switch-Version des Spiels, der uns freundlicherweise vom Publisher zur Verfügung gestellt wurde. Screenshots stammen aus dem offiziellen Presse-Kit.

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