Metro Redux (Switch) bei uns im Test

Brauchen wir Metro Redux auf der Nintendo Switch? Ja, unbedingt, denn es ist der bislang beeindruckendste und wichtigste Port für Nintendos Hybridkonsole! Warum, und was das eigentlich für die gesamte Branche bedeutet, lest ihr in unserem Test zum unheimlichen U-Bahn-Unterfangen.

Unglaubliche zehn Jahre ist es schon wieder her, da erschien mit Metro 2033 der erste Titel des ukrainischen Entwicklerstudios 4A Games. Basierend auf Vorlage des gleichnamigen Romans von Dmitry Glukhovsky, brachte der Ego-Shooter mit Survival-Horror-Elementen die Hardware von PC und Xbox 360 deutlich an ihre Grenzen, lenkte das Genre aber auch spielerisch in neue Bahnen. Spannende Stealth-Passagen lockerten die taktisch anspruchsvollen Feuergefechte gelungen auf und ein nicht zu unterschätzender Teil der Spielzeit wurde dazu verwendet, um in gescripteten Sequenzen Story und Charaktere zu erläutern. Das tat der ohnehin dichten Atmosphäre des postapokalyptischen Settings ungemein gut und zog den Spieler noch tiefer in seinen faszinierenden Bann aus düsteren U-Bahnschächten und dem darüber liegenden, vom nuklearen Krieg zerstörten Moskau.

Kein Wunder also, dass die Reise des jungen Protagonisten Artjom als absolut zeitloser Klassiker gilt und nur wenige Jahre später mit Metro Last Light einen würdigen Nachfolger fand, der als typisches Sequel die Geschichte konsequent fortsetzt und bestehende Mechaniken verbessert, bzw. völlig neue hinzufügt. Mittlerweile existieren beide Titel in einer modernisierten Fassung mit dem hübschen Beinamen Redux auch für die aktuelle Konsolengeneration.

Heute, im Jahr 2020, geht es quasi zurück. Zurück in die Zukunft, zurück in das Moskau von 2033. Auf einer weitestgehend mobilen Konsole, die immer wieder mit der Frage zu kämpfen hat, ob sie das denn überhaupt schafft. Die ambitioniert fremde Triple A-Produktionen in ihr Line-Up aufnimmt, dabei hin und wieder positiv überrascht, aber nie auf ganzer Linie überzeugt. Wo man begeistert mit Geralt von Riva durch Novigrad schlendert oder mit Terror-Billy Nazis meuchelt, während man selbst höchstens mal das Bettdeck umschlägt, gibt es oft größere Differenzen, als die Nasenlänge Abstand zum handlichen LCD-Display. Wer nach Mobilität fragt, bekommt leider auch viele Kompromisse als Antwort.

Doch Metro Redux macht einfach alles anders. Die hauseigene Engine fest im Griff, zaubert Entwickler 4A Games eine Doppelpack-Portierung ohnegleichen auf die Nintendo Switch. Ob am TV oder im Handheldmodus, ihr dürft mit jederzeit konstanten 30 Bildern pro Sekunde rechnen. Das ist zwar nur die Hälfte dessen, was die Current Gen-Versionen mit 60 Fps bieten, dafür aber wirklich fix und frei von jeglichen Einbrüchen. Bei der Auflösung wird es tatsächlich spannend. Docked 1080p und im Handheldmodus 720p – kompromisslos, sprich: Immer. Und während andere Portierungen gerne ein scharfes Bild versprechen, dann aber oft selbst an ihrer dynamischen Auflösung scheitern, die durch ihre Flexibilität eben nicht nur knackige Höhen, sondern auch Tiefen von bis zu 270p erreichen kann, liefert Metro Redux entweder durchweg ab oder kaschiert durch andere Technik-Kniffe.

Metro Redux ist damit die erste Portierung eines First-Person-Shooters auf der Nintendo Switch, die permanent scharf dargestellt wird und dabei von zu geringer Weitsicht, einem verschwommenem Bild und sonstigen Begleiterscheinungen verschont bleibt. Um das zu gewährleisten, wurde selbstverständlich ordentlich in die Trickkiste gegriffen, weshalb wir euch das weiter unten verlinkte Video der Kollegen von Digital Foundry ans Herz legen, das dieses technische Wunder bis ins kleinste Detail erklärt.

Damit längst nicht genug, denn sogar an die Umsetzung der Steuerung hat das ukrainische Team gedacht. Ohne jegliche Eingabeverzögerung wandern wir durch die dunklen Tunnel der Moskauer Metro und nehmen dabei Mitglieder feindlicher Gruppierungen oder Monster präzise aufs Korn, wahlweise sogar mit Gyro-Steuerung. Selbst die sogenannte Deadzone der Sticks muss niemand fürchten, beide Titel wurden auch in diesem Aspekt vorbildlich für die Eingabegeräte der Nintendo Switch überarbeitet. Metro Redux schaut extrem hübsch aus, geht dabei wunderbar von der Hand, egal ob man nun die Joy Cons oder den Pro Controller bevorzugt, und sogar der Ton klingt durch das Ausreizen des systemeigenen Surround-Sounds ziemlich stimmig.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dann aber doch, denn mit Ladezeiten von bis zu über einer Minute fallen zwischen den einzelnen Levels teils große Zwangspausen an. Im normalen Spielverlauf lassen die sich noch relativ gut verschmerzen, in schwierigen Abschnitten kommt dagegen oft ein wenig Frust auf. Trial and Error-Passagen und lange Wartezeiten sind einfach keine gute Kombination, wobei wir dieses Manko im Gegenzug für die technische Perfektion von Metro Redux gerne in Kauf nehmen.

Apropos, denn mit knapp 50€ für die Retailversion, bei der ihr beide Titel auf einer 16GB-Cartrigde erhaltet, fällt die preisliche Gestaltung recht hoch, im Hinblick auf das Gesamtpaket aber durchaus angemessen aus. Wer sich unschlüssig ist oder erstmal testen möchte, kann sowohl Metro 2033 Redux, als auch Metro Last Light Redux einzeln zu je 24,99 € im Nintendo eShop digital erwerben. In beiden Fällen sind sämtliche DLCs und alle grundsätzlichen Inhaltsverbesserungen der Redux-Fassungen enthalten. Darunter auch die Möglichkeit, alle vier Schwierigkeitsgrade von Beginn an wählen zu dürfen, was vor allem mit dem neuen Ranger-Modus die Spielerfahrung dramatisch ändern kann.

Nachfolgend nochmal alle wichtigen Fakten auf einen Blick:

  • 1080p am TV / 720p im Handheldmodus (beides konstant)
  • 30 fps (konstant)
  • Beide Titel in einem Doppelpack auf 16GB-Cartridge (physisch) oder einzeln (digital) erhältlich
  • Alle DLCs und Verbesserungen enthalten
  • Kein Input-Lag

Natürlich steht er wieder im Raum, der riesige Elefant. Die ledrige Haut mit grellen, unverkennbaren Lettern übersät. Braucht es diesen Port? Braucht irgendjemand ein über zehn Jahre altes Spiel auf der Nintendo Switch? Zumindest der Endverbraucher muss sich diese Frage ganz individuell stellen, denn das obliegt schlicht dem eigenen Geschmack. Ein Titel für unterwegs ist Metro Redux eher nicht. Dafür spielt die Immersion eine zu große Rolle, die auch heute noch wunderbar in den düsteren Bann zieht, aber eben gar nicht erst entsteht, wenn man zwischendurch um die Fahrkarte gebeten wird und helle Lichtstrahlen die Sicht trüben.

Für die Branche hingegen, stellt der Titel einen echten Meilenstein dar. Raus aus der Schmuddelecke verwaschener Portierungen, hinein in eine konstant flüssige, knackig-scharf dargestellte Erfahrung. Fast schon revolutionär spart 4A Games ein, hebt hervor, bügelt aus. Das Endergebnis ist das, woran sich alle anderen Entwickler und Publisher eine Scheibe abschneiden sollten, stellt es sie doch gerade buchstäblich in den Schatten. Plötzlich passt auch alles auf eine Cartridge. Kein störender Downloadcode, keine zusätzlichen Inhalte zum Herunterladen.

Klar, absolut ebenbürtig zu seinen großen Vorbildern ist Metro Redux in dieser Fassung nicht, es handelt sich schließlich immer noch um einen Port für eine vergleichsweise schwache Konsole, doch es ist der erste richtige Schritt in eine Richtung, die nicht zwangsläufig zu schwerwiegenden, das Gesamterlebnis stark beeinflussenden Abstrichen führt. Denn so beeindruckend ein The Witcher 3 auf der Nintendo Switch auch sein mag, die starken technischen Kompromisse sind nur schwer auszublenden. Vor allem dann, wenn die optisch stärkere Version in greifbarer Nähe liegt und wieder mal nur der Mobilitätsfaktor zum erneuten Kauf geführt hat. Aber es ist eben auch dieser Weg, der unglaublich wichtig ist, da er etliche Technologien hervorbringt, die solche Spiele auf der Nintendo Switch erst möglich machen. Wenn in nächster Zeit alle portablen Portierungen so aussehen wie Metro Redux, steht uns jedenfalls eine rosige Gaming-Zukunft bevor.


Veröffentlichung: 28.02.2020 / Reviewcode: Publisher / Quelle: https://presse.kochmedia.com/de

 

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