Spider-Society – Comic-Kritik

Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Spider-Society.

Erscheinungsdatum 10.06.2025
Zeichner Andrés Genolet, Salvador Larroca, Scott Godlewski
Autor Alex Segura
Format Softcover
Seitenanzahl 120
Stories Spider-Society (2024) 1–4, Material aus Web of Spider-Man (2024) 1
Preis 16,00€

Seit über sechzig Jahren schwingt sich Spider-Man durch die Straßenschluchten von New York und ist längst mehr als nur Peter Parker. Der tragische Ursprung eines Jugendlichen mit Spinnenkräften, der sich dem Kampf gegen das Verbrechen verschreibt, bildet nur den Anfang einer Superheldengeschichte, die sich über Generationen und Medien hinweg immer wieder neu erfunden hat. Im Lauf der Jahre ist aus einem einzelnen Helden ein ganzes Netzwerk geworden, in dem viele verschiedene Spider-Wesen ihren Platz gefunden haben.

Was einst als Experiment mit alternativen Versionen begann, hat sich zu einem dichten Geflecht aus Geschichten und Figuren entwickelt. Charaktere wie Miles Morales, Spider-Gwen oder Spider-Man 2099 haben sich nicht nur in den Comics einen festen Platz erkämpft, sondern auch im Kino eine neue Dynamik entfaltet. Die erfolgreichen Animationsfilme von Sony haben dem Multiversum rund um Spider-Man einen enormen Popularitätsschub verliehen und ein breites Publikum für die Idee der Spider-Society begeistert. Vor allem visuell und emotional setzten die Filme neue Maßstäbe und weckten die Lust auf noch mehr Geschichten aus dem Spinnenkosmos.

Der neue Comic Spider-Society aus dem Jahr 2025 greift diese Faszination auf und verspricht ein spannendes Kapitel im erweiterten Spider-Verse. Die Erwartungen sind hoch, denn hier sollen nicht nur bekannte Figuren zurückkehren, sondern auch neue Perspektiven auf die Organisation eröffnet werden, die über das Gleichgewicht im Multiversum wacht. Ob dieser ambitionierte Ansatz gelingt und welche Stärken der Comic ausspielt, verrät unsere ausführliche Kritik.

Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!

Inhalt:

Ein düsteres Omen liegt über dem Spider-Verse: Madame Web erkennt eine gewaltige Bedrohung, die sich durch die Dimensionen schleicht. Um das drohende Unheil aufzuhalten, ruft Spider-Man 2099 alias Miguel O’Hara eine gewaltige Allianz aus Spider-Wesen sämtlicher Realitäten zusammen. Doch noch bevor sich das multiversale Heldenteam formieren kann, bricht das Chaos los: Die furchteinflößende Sinister Squadron schlägt gnadenlos zu. Angeführt von einer finsteren Version von Gwen Stacy als Green Goblin, überfallen sie Miles Morales, Spider-Gwen, Spider-Woman, Arana, Spider-Punk und ihre Mitstreiter – ein brutaler Angriff, der den Kampf um das Schicksal aller Welten entfesselt.

Die Spider-Verse-Comics haben allgemein den Ruf, nicht gerade zu den besten Veröffentlichungen im Marvel-Kosmos zu gehören, obwohl die Filme so stark überzeugen. Auch ich bin immer wieder zwiegespalten. Manchmal erzählen die Comics wirklich gute Einzelgeschichten, die sich jedoch allzu oft hinter einem Wirrwarr aus mittelmäßigen Ideen verstecken. Spider-Society bildet da leider keine Ausnahme. Mit Aranya hat man zwar eine spannende zentrale Figur gefunden, die versucht, das Chaos der Storyline zusammenzuhalten. Doch dieser Versuch geht nur bedingt auf, da der Comic wieder einmal zu viel will und dabei zu wenig erreicht.

Das ist besonders schade, weil in Figuren wie Anya oder auch der sogenannten „Badame Web“ interessante Ansätze stecken. Diese versinken aber in einem Haufen unnötiger Ereignisse, die den Fokus verwässern. Es ist einfach zu viel. Zu viele Figuren, zu viele Ideen und zu viele belanglose Dialoge, die nirgendwohin führen. Die Filme haben eindrucksvoll gezeigt, wie man ein überbordendes Multiversum in den Griff bekommt. Die Comics schaffen diesen Spagat bislang nicht. Trotz aller Kritik bleibt eine unterhaltsame Geschichte mit vielen coolen Momenten für Fans der Wandkrabbler. Man muss jedoch wirklich Fan sein, um diesen Comic genießen zu können.

Zeichnung:

Die Illustrationen von Andrés Genolet, Salvador Larroca und Scott Godlewski können die erzählerischen Schwächen leider nicht ausgleichen. Die Bilder wirken zu generisch, zu uninspiriert und vermitteln kaum ein Gefühl für Atmosphäre. Die Panels sind zwar sauber gezeichnet und handwerklich solide, bleiben aber inhaltlich blass und entwickeln selten eine eigene visuelle Kraft, die das erzählerische Durcheinander auffangen könnte. Zumindest die Actionsequenzen und das Design der Charaktere bringen etwas Schwung und verleihen dem Comic stellenweise eine positive Note. Doch wie auch beim Inhalt gilt hier: Nur echte Fans werden ihren Spaß haben. Alle anderen lassen besser die Finger davon.

Fazit zu Spider-Society:

Spider-Society ist ein ambitionierter Versuch, das wachsende Spider-Verse im Comicformat weiter auszubauen und an die Dynamik der erfolgreichen Animationsfilme anzuknüpfen. Die Grundidee, eine Organisation aus Spider-Wesen zu beleuchten, die über das Multiversum wacht, bietet viel Potenzial für spannende Geschichten, neue Figuren und emotionale Konflikte. Leider bleibt dieser Ansatz hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die Story wirkt überladen, das Figurenensemble zu groß, und der rote Faden verläuft sich zwischen zu vielen Erzählsträngen, die selten konsequent zu Ende geführt werden.

Besonders enttäuschend ist, dass einzelne starke Elemente wie Aranya als Hauptfigur oder die düstere Variante von Gwen Stacy als Antagonistin kaum genug Raum bekommen, um sich wirklich zu entfalten. Stattdessen verliert sich der Comic in Action und überflüssigen Dialogen, die oft mehr verwirren als voranbringen. Es fehlt an erzählerischer Klarheit und einem echten Fokus, der die Geschichte zusammenhält. Die emotionale Tiefe, die die Filme so meisterhaft transportieren, sucht man hier vergeblich.

Auch visuell kann Spider-Society nicht überzeugen. Die Zeichnungen sind zwar durchgehend solide und technisch gut umgesetzt, bleiben aber stilistisch blass und tragen wenig zur Atmosphäre bei. Das Design der Figuren ist ansprechend, und einige Actionmomente wissen durchaus zu gefallen, aber insgesamt wirkt das Artwork zu generisch und wenig inspiriert. Es fehlt der visuelle Wagemut, den man sich bei einer Geschichte über ein interdimensionales Netzwerk von Spider-Wesen wünschen würde.

Unterm Strich ist Spider-Society ein Comic, der vor allem für eingefleischte Fans des Spider-Verse interessant sein dürfte. Wer mit den Charakteren vertraut ist und Spaß daran hat, neue Varianten bekannter Helden zu entdecken, findet hier trotz aller Schwächen unterhaltsame Momente. Für alle anderen bleibt es ein durchwachsener Titel, der weder erzählerisch noch visuell an die Klasse der Filme heranreicht und damit leider nicht das große Highlight geworden ist, das er hätte sein können.

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