Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Venom War 1-3.
| Erscheinungsdatum | 29.04.2025 / 27.05.2025 / 24.06.2025 |
| Zeichner | Iban Coello, Carlos Nieto |
| Autor | Al Ewing |
| Format | Softcover |
| Seitenanzahl | 136 |
| Stories | Venom War (2024) 1-5 |
| Preis | 5,99€ / 5,99€ / 5,99€ |
Wohl kaum eine Figur aus dem Marvel-Universum hat sich in den letzten Jahrzehnten so radikal gewandelt wie Venom. Was einst als düsterer Gegenspieler von Spider-Man begann, ist heute eine komplexe Figur voller Widersprüche – mal Antiheld, mal Monster, mal galaktischer Weltenretter. Eddie Brock und der außerirdische Symbiont sind längst mehr als nur schwarze Spiegelbilder des freundlichen Netzschwingers aus der Nachbarschaft. Diese Entwicklung zeigt sich nicht nur in den Comics, sondern auch im Kino, wo Venom in gleich mehreren Filmen die Leinwand eroberte, zuletzt sogar mit einem eigenen Filmuniversum, das sich vom klassischen Marvel-Kanon lossagt.
Die Faszination für Venom liegt in seinem Zwiespalt: Er ist kein Held im traditionellen Sinne, aber auch kein klarer Schurke. Stattdessen steht er sinnbildlich für eine unheilvolle Verbindung, für den ewigen Kampf zwischen Kontrolle und Kontrollverlust, zwischen Schuld und Erlösung. Diese Dynamik ist der Nährboden für zahllose Geschichten – mal wild und actionreich, mal düster und emotional. Mit der Eventreihe Venom War scheint Marvel nun ein neues Kapitel aufzuschlagen, das nicht nur Fans der klassischen Venom-Saga aufhorchen lässt, sondern auch all jene, die sich für vielschichtige Figurenkonflikte interessieren.
Was passiert, wenn nicht nur ein Venom, sondern gleich mehrere Träger des Symbionten gegeneinander in den Krieg ziehen? Was bedeutet Macht, wenn sie geteilt ist – oder gar geraubt? Ohne zu viel vorwegzunehmen: Venom War verspricht genau die Art von eskalierendem Superheldendrama, das man von einem großen Event erwartet. Doch hält die Miniserie auch, was ihr Name verspricht? Lohnt sich der Einstieg für Gelegenheitsleser? Und wie fügt sich das Ganze in die inzwischen überaus dichte Mythologie rund um die Symbionten ein? All das klären wir in der folgenden Kritik.
Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!
Inhalt:
Eddie Brock verwandelt eine verlassene Halle mitten in New York in eine bizarre Kampfarena – inklusive Wrestling-Ring. Hier soll nichts Geringeres entschieden werden als das Schicksal von Venom selbst. Doch die Lage eskaliert, als sein Sohn Dylan auftaucht und plötzlich seinem zukünftigen Ich gegenübersteht. Alte Konflikte brechen auf, neue Bedrohungen zeichnen sich ab, und ein Kampf zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beginnt. Und natürlich mischt auch Spider-Man mit…
Venom War überzeugt vor allem darin, sich der Vergangenheit zu stellen und zu zeigen, welchen Weg Venom bereits zurückgelegt hat. Der erste Band startet direkt mit einem Auftritt von Spider-Man und verknüpft geschickt neue Entwicklungen mit alten Geschichten. Diese Rückbesinnung auf die Ursprünge des Symbionten ist nicht nur ein gelungenes erzählerisches Stilmittel, sondern auch ein starker Auftakt für ein großes Venom-Event.
Und ja, richtig gelesen: Venom War ist wirklich gut gelungen. Die Action sitzt, die Charaktere bekommen ihre Momente – besonders dann, wenn man mit dem bisherigen Kontext vertraut ist – und die Story rund um Familie, Schuld und Zombie-Elemente spielt auf einem durchgehend hohen Niveau. Es macht einfach Spaß, den seit zwei Jahren aufgebauten Konflikt endlich eskalieren zu sehen, ohne dass das Ganze je überladen oder ermüdend wirkt. Klar, es gibt stellenweise Cringe-Momente, und nicht jede Wendung ist logisch nachvollziehbar. Doch wenn der Comic seine emotionalen und erzählerischen Knöpfe richtig drückt, dann ist Venom War ein wahres Fest – ein echtes Highlight für Symbionten-Fans. Und alle anderen bekommen zumindest erstklassige Action serviert.
Zeichnung:
Die Zeichnungen von Iban Coello und Carlos Nieto sind insgesamt eher klassisch gehalten und verzichten weitgehend auf stilistische Experimente. Das fällt besonders im Vergleich zu den vorangegangenen Carnage-Bänden auf, die visuell mutiger waren. Dennoch gelingt es den beiden Künstlern, mit dieser klassischen Ästhetik eindrucksvolle Panels zu schaffen. Viele Szenen bleiben im Gedächtnis – voller Dynamik, Wucht und inszenatorischer Stärke. Vor allem die Actionsequenzen stechen hervor: kraftvoll, intensiv und visuell beeindruckend. Auch wenn man sich insgesamt etwas mehr Mut zur Eigenständigkeit gewünscht hätte, sind die Zeichnungen ein klares Highlight und zeigen Venom in einem absolut überzeugenden Licht.
Fazit zu Venom War 1-3:
Venom War beweist, wie wandlungsfähig und erzählerisch kraftvoll die Figur Venom auch heute noch ist. Die Miniserie schafft es, sowohl eingefleischte Fans als auch neugierige Neueinsteiger mitzunehmen, sofern man bereit ist, sich auf die manchmal überdrehte, aber stets spannende Welt der Symbionten einzulassen. Im Mittelpunkt steht dabei die Beziehung zwischen Eddie und Dylan Brock, die nicht nur für dramatische Konflikte sorgt, sondern auch emotionale Tiefe verleiht. Es geht um Verantwortung, um Erbe, um den ewigen Kampf mit sich selbst und um die Frage, was einen Menschen zum Helden macht.
Trotz aller ernsten Themen ist Venom War in erster Linie ein unterhaltsames und actiongeladenes Superhelden-Event. Es gelingt dem Comic, vertraute Elemente aus der Vergangenheit mit neuen Ideen zu verbinden. Besonders gelungen ist die Entscheidung, den Fokus wieder stärker auf persönliche Konflikte zu legen, anstatt sich in rein kosmischen Bedrohungen zu verlieren. Diese Bodenhaftung verleiht der Geschichte Glaubwürdigkeit und macht sie nahbar, auch wenn es auf der erzählerischen Bühne gewaltig zur Sache geht.
Natürlich gibt es auch Schwächen. Manche Dialoge wirken holprig, einzelne Wendungen sind vorhersehbar oder ein wenig konstruiert, und nicht jede Szene trifft den richtigen Ton. Dennoch überwiegt der Eindruck, dass hier mit viel Leidenschaft erzählt wurde. Die Action ist packend, die Zeichnungen liefern beeindruckende Bilder und die Atmosphäre stimmt. Wer Venom bereits vorher mochte, wird diese Geschichte lieben. Und selbst jene, die bislang skeptisch waren, könnten hier positiv überrascht werden.
Unterm Strich ist Venom War ein starkes Kapitel innerhalb der Symbionten-Saga. Es zeigt, wie lebendig diese Figur geblieben ist, wie viel Potenzial noch in ihr schlummert und wie gut es Marvel gelingt, aus einem ehemaligen Bösewicht eine faszinierende Hauptfigur zu machen. Das Ergebnis ist ein düsteres, spannendes und emotionales Event, das Lust auf mehr macht und einmal mehr unterstreicht, warum Venom zu den spannendsten Figuren im Marvel-Kosmos gehört.