Lonely Mountains: Snow Riders im Test – Die Wahrheit nach 1000 Gamerscore…

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Tausche schroffen Gebirgspass gegen Winterwunderland. Lonely Mountains ist zurück und sattelt vom Mountainbike auf ein flottes Paar Skier um. Zwischen gewohnt waghalsigen Abfahrten und völlig neuen Stolperfallen: Unser Test zu Lonely Mountains: Snow Riders auf der Xbox Series X.

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Tausche Gebirgspass gegen Winterwunderland

Ach, wie schön. Auf dem Gipfel des Berges funkeln mir die schneebedeckten Hänge nur so entgegen, während mir ein Meer aus gemächlich fallenden, strahlend weißen Flocken locker um die Ohren weht. Etwas neblig ist es hier, doch gleich geht es los und ich kann das subtropische Klima am Fuß der Erhöhung bereits spüren. Meine Fahrt geht über zugefrorene Seen und Flüsse, streift die Terracotta-farbenen Klippen eines meterhohen Massivs mitten in der Wüste und lässt mich scharf durch Palmenwälder navigieren. Dabei höre ich nichts anderes, als den stillen Klang der Natur sowie das Geräusch meiner Skier, die über die weiße Masse zu gleiten scheinen.

Ja, Lonely Mountains: Snow Riders ist derart hübsch, dass ich fast vergessen habe, wie lange der Release des Vorgängers bereits zurückliegt. Immerhin sind das fast sechs Jahre und es fällt sofort auf, wie viel Herzblut und Detailverliebtheit in den optischen Beitrag des jüngst veröffentlichten Nachfolgers geflossen sein müssen. Zwar geht es visuell weiterhin eher minimalistisch, geradezu brutalistisch zu, doch das richtige Auge für etliche Details, einen grundsätzlich feineren Grafikstil und das neue Experimentieren mit der Weitsicht kann ich dem deutschen Entwicklerstudio Megagon Industries nun wirklich nicht absprechen. Ganz im Gegenteil, denn auch thematisch hat sich das hiesige Team scheinbar voll austoben dürfen. Neben einem obligatorischen Skigebiet, geht es diesmal nämlich auch in subtropische Gefilde und eine schroffe Wüste, auf deren riesigen Gebirgen gerade noch genügend Schnee fällt, um das spaßige Vorhaben auf zwei Brettern zu gewährleisten.

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Ein kleiner Traum, der genauso vergessen lässt, worum es in Lonely Mountains: Snow Riders eigentlich geht. Die entspannten Eindrücke nehme ich gerne mit, allerdings sind es der knackige Schwierigkeitsgrad, etliche Herausforderungen und Bestzeiten, weshalb die Reihe weiterhin als absoluter Spitzenreiter unter den arcadigen Fun-Racern gilt. Eine gehörige Pulverschnee-Prise Anspruch gibt es gratis obendrauf und was so wunderschön auf dem Bildschirm erscheint, muss ich bald in Windeseile hinabsausen. Auf dem Weg zur Ziellinie verschmelzen Instinkt und Gefühl mit Kenntnissen über die aktuelle Strecke, blitzschnellen Reflexen und einer gewissen Risikobereitschaft. Stürze vermeide ich mit klopfendem Herzen und lausche gleichzeitig dem scharfen Kurvengeräusch meiner Skier, wie sie waghalsig die letzte Kurve vorm Abschluss der Strecke nehmen. Ein Blick auf den Ingame-Timer verrät: Geschafft, nach weit über zehn Versuchen ist die Bestzeit endlich mein! Auf zur nächsten Challenge.

Mountainbike oder Skier – Wo ist da schon der Unterschied?

Virtuosen des Vorgängers, also Lonely Mountains: Downhill, finden sich auch in Snow Riders schnell zurecht, schließlich bleibt man der grundlegenden Formel hier treu – prinzipiell wurde lediglich das Mountainbike gegen ein Paar Skier ausgetauscht. Sogar das Spielgefühl lässt sich zwischen beiden Titeln kaum unterscheiden. Gut so, denn das Gameplay war bereits damals perfekt auf ein clever vorherrschendes Leveldesign in Kombination mit der durchdachten Physik und einer fixen, sich selbst wechselnden Kameraperspektive zugeschnitten. Zwar dürft ihr diesmal auf eine direkte Eingabe-Variante zurückgreifen, die relative Steuerung zum Bildschirm bleibt aber das Mittel der Wahl, um spielerisch wie immersiv voll in den Schnee…pardon, den Titel einzutauchen.

…gliedern sich perfekt ins Spielgeschehen ein und lassen mich alten Funsport-Hasen ganz wuschig werden.

Selbst strukturell geht es ziemlich gewohnt zu. Lonely Mountains: Snow Riders bietet drei Gebirge mit jeweils vier Abfahrten. Pro Abfahrt locken nochmal sechs Herausforderungen, die sich in blaue und schwarze Pisten aufteilen. Während Blau für eher lockere Aufgaben steht, gilt sein düsteres Pendant als bereits ziemlich knackig und sollte deshalb erst mit reichlich Erfahrung bestritten werden. Versteckte Spots zum Ausruhen sind ebenfalls wieder mit von der Partie und wer sich neue Skier – allesamt mit eigenen Attributen und unterschiedlichen Werten versehen – wünscht, steigt bestenfalls im neu hinzugefügten Charakterlevel. Alternative Kostüme und quietschbunte Kleidung lässt sich so ebenfalls freischalten, doch Fortschritt generell, treibt ihr wie gewohnt nach Abschluss der Herausforderungen an. Weltweite Ranglisten für absolute Spitzenzeiten runden die Erfahrung einmal mehr ab und es darf erneut um die schnellste Uhr gebuhlt werden.

Die Lernkurve erscheint zunächst extrem anspruchsvoll, ist aber der beste Beweis für euren persönlichen Fortschritt. Während schwarze Herausforderungen in den ersten Spielstunden noch wie unüberwindbare Hürden wirken, hakt ihr sie im späteren Verlauf locker ab und blickt ein wenig amüsiert auf euer früheres Anfänger-Ich zurück. Schon bald driftet ihr mit Höchstgeschwindigkeit um zahlreiche Hindernisse, nehmt selbstbewusst Sprungschanzen und bemerkt ganz nebenbei: Dieses Leveldesign ist genial und genau das, was Lonely Mountains: Snow Riders verdient. Die Strecken sind mit Abkürzungen und alternativen Routen nur so gespickt und es bringt einfach riesengroßen Spaß, sich auf Erkundungstour zu begeben und den für sich besten, bzw. schnellsten Weg zur Ziellinie zu entdecken.

Nach wie vor ist jede Piste in mehrere Abschnitte unterteilt, deren Markierungen als Kontrollpunkte dienen und ein wenig dafür sorgen, stets das volle Risiko einzugehen. Schließlich sind diese Checkpoints nie weit voneinander entfernt und zu erreichende Bestzeiten bewegen sich meist in einem überschaubaren Rahmen zwischen zwei und vier Minuten. Doch Vorsicht, einige Challenges sind zusätzlich mit einer maximalen Anzahl von Stürzen verbunden, weshalb ihr irgendwann ganz automatisch maximale Perfektion anstrebt.

Stolperfalle Online-Modus

Lonely Mountains: Snow Riders legt einen deutlich größeren Fokus auf Sprünge und Airtime, als noch sein Vorgänger Downhill. Ob zufällig passend platzierte Felsen oder massive Gletscherspalten in schwindelerregender Höhe, diesmal dürft ihr so richtig durch die Lüfte segeln. Damit das auch langfristig spannend bleibt, lasst ihr dabei eine ganze Reihe an Tricks vom Stapel. Spins, Flips und Grabs gliedern sich perfekt ins Spielgeschehen ein und lassen mich alten Funsport-Hasen ganz wuschig werden. Umso schmerzvoller also, wie dieses Feature lediglich zum schmückenden Beiwerk verkommt und ansonsten komplett ausgeklammert wird. Bis auf einen Online-Modus, um den ich mich gleich noch kümmern werde, erfüllen die Tricks nämlich keinerlei Zweck. Vor allem an dieser Stelle hätte ich mir ein ausgereiftes Punktesystem gewünscht, das diese Manöver bedient und daraus Herausforderungen macht, die mir während des Hauptfortschritts begegnen. Leider bleibt es wie gewohnt bei zu schlagenden Zeiten und möglichst wenig Stürzen (trotz einer coolen, eigentlich ja bereits integrierten Mechanik!).

Und außerdem. Ich liebe dieses Spiel zwar und habe viel zu lange auf diese Veröffentlichung gewartet, aber Lonely Mountains: Snow Riders bietet mir schlicht zu wenig Inhalt. Ist der Groschen erst einmal gefallen, lassen sich sämtliche Challenges in buchstäblicher Rekordzeit abschließen. Was dann bleibt, sind die versteckten, aber schnell auffindbaren Erholungsgebiete und ein zugegebenermaßen unausgegorenes Charakterlevel, das mir, hui, auf Stufe 35 endlich einen hellblauen Helm spendiert.

Oh, und, ja klar, da war ja doch noch was: Der Online-Modus. Im ersten Moment mag die Idee spaßig klingen, sich gemeinsam mit sieben weiteren FahrerInnen den Berg – Crossplay mit der PC-Version inklusive – hinunter zu stürzen. In der Praxis laggt das Geschehen allerdings jedes mal, sobald ich mich auch nur in der Nähe eines anderen Snow Riders befinde, was wiederum zu unverschuldeten und nervigen Stürzen führt. Und irgendwie habe ich auch das scheinbar seltene Glück, ein wenig begabter in diesem Spiel zu sein, weshalb ich in meiner knapp 15-stündigen Spielzeit das häufige Vergnügen hatte, etliche Minuten hinter der Ziellinie warten zu dürfen. Einsam und allein. Versteht mich nicht falsch, es geht hier gar nicht so sehr um fehlende Konkurrenz. Viel mehr fühle ich mich bestraft, auf dem Podium zu erfrieren und nichts weiter tun zu dürfen, als mir, dank Beobachtungs-Funktion, das Leid meiner MitspielerInnen hilflos anzuschauen und dabei Herzchen-Emojis zu spammen. Gerne hätte ich geholfen, wäre zum Beispiel als Geist auf die Strecke zurückgekehrt, um Wege zu weisen oder anderweitig eine Unterstützung darzustellen.  Und warum heißt es dann überhaupt noch LONELY Mountains?

Viva la Verfügbarkeit, doch insgesamt betrachtet, stellt die Integration im Xbox Game Pass Lonely Mountains: Snow Riders ein langes Bein. Es ist schön, viele SpielerInnen versammelt zu haben, damit sich die zahlreichen Lobbys auch füllen. Fehlt letztendlich ein passender Ranglistenmodus, gerät der angedachte Spielspaß allerdings völlig außer Kontrolle. Den natürlichen Vorgang, sich im dedizierten Einzelspielermodus die Sporen zu verdienen, um erst dann einen vorsichtigen Blick ins Geschehen des Multiplayers zu werfen, verstehen scheinbar nur wenige. Stattdessen wuseln hier Groß und Klein wild durcheinander, ohne eine Möglichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen.

Auf dem Weg zur Ziellinie verschmelzen Instinkt und Gefühl mit Kenntnissen über die aktuelle Strecke…

Ebenjener Mehrspieler-Modus trägt dann übrigens auch dazu bei, weshalb ich überhaupt auf eine Spielzeit von guten 15 Stunden komme. Das Zauberwort Achievement (ja, das letzte in der Liste, damit ich endlich meine 1000 Gamerscore genießen darf) ließ mich hier etliche Zeit verharren, um im zusätzlichen Team-Modus eine gemeinsame Trickpunktzahl zu erreichen, an der wirklich alle in der Lobby mitarbeiten müssen. Was stattdessen passierte, könnt ihr euch langsam selbst vorstellen und ist wohl das beste Beispiel für einen nicht zu Ende gedachten Multiplayer-Part, in dem SpielerInnen vollkommen willkürlich aufeinandertreffen. Mir gefällt der Gedanke überhaupt nicht, womöglich auf Einzelspieler-Inhalte zu verzichten, weil es nun einen Ressourcen-fressenden Mehrspielermodus gibt. Dass der nicht besonders gut funktioniert und zusammen mit einem eher schmalen Inhalt für EinzelspielerInnen und dem omnipräsenten Tricksystem einen leicht gebeutelten Gesamteindruck hinterlässt, wirft mich schmerzvoll in die nächste Schlucht. Doch kann ich nicht leiden, ohne zu lieben…


Lonely Mountains: Snow Riders ist seit dem 21. Januar 2025 für die Xbox Series X/S und den PC via Steam vorerst ausschließlich digital erhältlich und mopst euch 24,99€ aus dem Geldbeutel. Zudem ist der Titel aktuell im Xbox Game Pass verfügbar.

Für diesen Test von Lonely Mountains: Snow Riders auf der Xbox Series X, wurde uns freundlicherweise ein Reviewcode für Lonely Mountains: Snow Riders vom Publisher Megagon Industries zur Verfügung gestellt. Screenshots stammen aus dem offiziellen Pressekit.


Fazit – Score: 8.5/10

Lonely Mountains: Snow Riders ist ein Nachfolger aus dem Lehrbuch. Grundsätzliche Mechaniken und das spaßig-motivierende Spielgefühl des Erstlings bleiben dem Nachfolger erhalten, während an der Optik und einigen Feinheiten ordentlich geschraubt wurde. Ein nicht zu Ende gedachter Mehrspieler-Modus und das seltsam integrierte Tricksystem trüben diesen Eindruck zwar leicht und schmerzen ungefähr so sehr wie ein gescheiterter Nosegrab zwischen zwei Felsmassiven, doch bleibt das Gerüst ja weiterhin bestehen und fordert euch dank motivierender Lernkurve stets zu neuen Bestleistungen heraus, an denen ihr zeitweise frustriert scheitern werdet. Doch Scheitern und Verstehen, das bleibt der Schlüssel zum Erfolg in Lonely Mountains: Snow Riders. Und wer auch nur ein wenig die holprige Piste des Leidens betritt, wird sie voller Freude und Liebe für diesen Titel wieder verlassen.

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