Shines Over: The Damned – Ein verdammt nerviger Höllentrip im Test

In Shines Over: The Damned macht ihr einen kurzen Abstecher in die Hölle. Oder so.

Horrorspiele sind die erste Anlaufstelle, wenn es um das schaurig-wohle Gefühl der beklemmenden Angst geht. Damit „keine Zeit zum Zocken“ endlich keine Ausrede mehr ist, mit der ihr euch vorm Gruselspaß drücken könnt, hat das Entwicklerstudio Firenut Games am 20. März 2024 eine mögliche Lösung auf den Markt geworfen. In Shines Over: The Damned könnt ihr auf der PS5 exklusiv einen kurzen, maximal einstündigen Abstecher in die Hölle machen. Horror ist trotzdem nichts für euch? Keine Sorge, denn dieses Game mag zwar schrecklich sein, aber nicht so, wie ihr vielleicht denkt.

Shines Over: The Damned ist in mehrere Kapitel aufgeteilt.

Der Mythos einer Handlung

Wir würden am liebsten ganz am Anfang starten und euch von der packenden Story erzählen, der ihr in Shines Over: The Damned gespannt folgt. Allerdings gibt es da nicht viel, von dem wir euch berichten könnten. Neben einer Notiz im Startmenü und einem Schlusssatz am Spielende ist da einfach nichts. So erfahrt ihr zwar von einer mysteriösen Frau, die dem Protagonisten begegnet ist und einer dunklen Welt abseits der Realität lebt, aber das wars dann auch schon.

Im Spielverlauf ploppen immer wieder mal statische Bilder dieser mysteriösen Frau auf, mal seht ihr sie auch anderweitig, allerdings gibt es absolut keinen weiteren Kontext dazu. Wer sie ist, was ihr mit ihr zu tun habt oder warum ihr überhaupt durch die Welt schlendert, die sich wie das Jenseits anfühlt, erfahrt ihr einfach nicht. Klar, ihr könntet nun eure Interpretationskünste aus dem Deutschunterricht auspacken und anfangen, jedes noch so kleine Detail zu analysieren, aber das sollte nicht die Hauptmechanik eines vermeintlichen Horrorspiels sein.

Trotzdem ist Shines Over: The Damned in mehrere Kapitel unterteilt, was aufgrund der angepeilten Spielzeit von unter einer Stunde nicht wirklich Sinn macht. Habt ihr das Ende von einem erreicht, erwartet euch ein weißleuchtendes Portal, eine schwarze Blende oder ein plötzlich auftauchendes „Synchronisation“-Bild, das euch nach einem stockenden Übergang weiterspielen lässt. Was genau synchronisiert werden soll und warum die mysteriöse Frau an dieser Stelle zu sehen ist, haben wir auch nicht verstanden. Auch, warum zwischen diesen Übergangsarten andauernd gewechselt wurde, bleibt ein einziges Rätsel.

Hätten die Entwickler die Kapitel weggelassen und nahtlose Übergange zwischen den Orten geschaffen, wäre das Spielerlebnis immerhin etwas angenehmer gewesen. Bei der kurzen Spielzeit noch solche Unterbrechungen mit Ladescreens einzubauen, stoppt nicht nur den Flow des Spiels, sondern nervt auch. Jedenfalls kam dadurch und durch den kaum erklärten Plot der Geschichte nicht dieses langsam durch die Knochen schleichende Grauen auf, sondern hauptsächlich Verwirrung. Und selbst die war meistens noch verwirrt.

In Shines Over: The Damned seid ihr nicht allein. Meistens jedenfalls.

Ein fast treuer Begleiter

Immerhin kommt ihr in Shines Over: The Damned auf den Hund, denn in der so gut wie nicht vorhandenen Handlung begleitet euch ein knuffiger Schäferhund. Oder so ähnlich, denn eigentlich rennt dieser immer wieder weg und verschwindet im nächstbesten Portal, um später ganz zufällig wieder irgendwo auf euch zu warten. Was es mit dem Hund auf sich hat? Gute Frage. Zwar hakt euer Charakter einmal nach, ob sein Besitzer schon ohne ihn fortgegangen sei, aber eine Antwort gab es darauf natürlich nicht.

Ist der namenlose Hund dann tatsächlich doch mal bei euch, warnt sein verängstigtes Jaulen euch vor Gefahren. Zugegeben, diese sind meistens sehr offensichtlich oder kriechen in Form eines dunklen Schemens direkt vor euch durch eine eigentlich geschlossene Tür, aber am liebsten hätten wir den Kleinen trotzdem schützend in die Arme geschlossen. Doch selbst diese Gefühlsregung ist schnell wieder vergessen, denn mit der Gefahr haut auch der Schäferhund ab und rennt fröhlich weiter, als wäre nie etwas gewesen.

Greifen euch die Seelen an, geht es ans Buttonsmashing.

Die Gefahren in Shines Over: The Damned

Sicher wollt ihr jetzt wissen, welche Gefahren und Grausamkeiten da im Dunklen auf euch lauern. Ob nervenaufreibende Kämpfe, abnormale Gestalten oder fiese Fallen euch auf schrecklich-schöne Art um euer Leben fürchten lassen. Ob da endlich ein bisschen Horror auf euch wartet. Naja, kurz gesagt, nein. Während es in Alone in the Dark noch Abwechslung in Sachen Gegner und Gefecht gab, gibt es hier einmal eine Art von Falle und genau ein Wesen, dass euch mehrfach und an sehr offensichtlich hervorstechenden Stellen in der Spielwelt an den Kragen will.

Eine dunkle Seele, die ihr mittels Quick Time Event abstoßen müsst. Dieses ist dabei immer dasselbe und verlangt von euch, wie wild auf R1 und L1 eures Controller einzudreschen. Und dann ist die Seele auch schon weg und kommt nicht mehr wieder. Zumindest nicht an dieser Stelle, aber immerhin taucht sie ganze drei oder vier Mal im gesamten Spiel auf.

Solltet ihr trotzdem davon überrascht werden und es nicht schaffen, passiert erst einmal nicht viel. Ihr sterbt nicht sofort und könnt mehrere solcher Fehlschläge einstecken, bevor es euch doch erwischt und ihr am letzten automatischen Checkpoint wieder einsteigt. Egal, ob ihr den Kampf (wenn man es denn so nennen will), gewinnt oder verliert, in beiden Fällen sind die Seelen danach endgültig verschwunden. Permadeath gibt es nicht und auch ansonsten fühlt sich das Sterben nicht wirklich wie eine Konsequenz an, die um jeden Preis vermieden werden sollte.

Sammelt Orbs, indem ihr über abtauchende Steinplattformen springt.

Jumpscare mal anders

Obwohl Shines Over: The Damned mit richtigen Konsequenzen und der Angst vorm Scheitern geizt, geht ihr trotzdem oft vor die Hunde – auch ohne das Heulen des sporadisch anwesenden Begleiters oder die aufdringlichen Seelen. Diverse Rätsel wollen dem Gameplay nämlich etwas Variation verschaffen, lassen euch dabei aber meistens nur in ein tiefes Loch fallen. Wortwörtlich, denn ungefähr die Hälfte der angepriesenen Rätsel sind Sprungpassagen, bei denen ihr bei einer falschen Bewegung in den Tod stürzt. Und das passiert sehr oft, denn entweder zickt die recht klobige Steuerung oder ihr trefft die nächste Plattform einfach nicht. Der einzige Scare, der hier beim Jump also aufkommt, ist das nervig laute Geräusch, dass euch dabei aus dem Controller entgegendröhnt.

Wie gewohnt landet ihr dann am letzten Checkpoint, wobei euer Charakter dabei gerne mit dem Gesicht zur Wand steht. Allerdings nie im selben Winkel, denn nach jedem Tod hat sich die Figur am Checkpoint ein bisschen gedreht und es braucht einen Moment, bevor ihr die Orientierung zurückhabt und euch erneut in die Abgründe der Rätsel stürzen könnt. Oder erst einmal voller Elan in die falsche Richtung rennt, wie es bei uns manchmal der Fall war.

Die andere Hälfte der Rätsel sind Puzzle, bei denen bestimmte Aufgaben in der richtigen Reihenfolge erledigt werden sollen. Um euch keinen Spoiler um die Ohren zu hauen, verzichten wir an der Stelle auf eine detaillierte Beschreibung. Ihr könnt euch jedoch auf nerviges Herumprobieren einstellen. Mal gibt es keine Hinweise, mal müsst ihr zuvor die im Level verteilten Orbs einsammeln, um welche zu bekommen. Macht ihr beim Lösen etwas falsch, passiert entweder gar nichts, oder ihr werdet mittels plumpen Jumpscares ausgeknockt und landet – wer hätte es gedacht – wieder am Checkpoint. Warum es mal so, mal so gelöst wurde, fanden wir unverständlich. Und auch die Jumpscares sorgen höchstens beim ersten Mal für einen kurzen Schreckmoment.

Eine Bootsfahrt, bei der euch Vögel und Felsen vor den Kopf stoßen.

Schiff- und Nervenbruch

Abseits der „Handlung“, des einen Gegners und dieser „Rätsel“ ist Shines Over: The Damned ein reiner Walking-Simulator, den ihr in maximal einer Stunde durchlaufen habt. Ihr folgt den vorgegebenen Wegen, sammelt die erwähnten Orbs ein, kloppt auf die Tasten und das wars. Die einzige Ausnahme ist das letzte Kapitel des Spiels, in dem ihr mit einem Boot einen Fluss entlangschippert. Was im ersten Moment nach einer spannenden Abwechslung klingt, stellt sich jedoch zügig als anstrengende Strapaze heraus.

Auf eurer Jungfanfahrt weicht ihr kleinen Felsbrocken und vorbeifliegenden Geistervögeln aus, was an sich recht einfach ist. Abgesehen davon, dass ihr manchmal auch ohne Kollision mit einem von beidem Schaden nehmt. Vielleicht waren wir einfach blind und haben Hindernisse übersehen, allerdings kam das dafür viel zu häufig vor, sodass es sich durchaus um einen Bug am Bug des Bootes handeln könnte.

Kassiert ihr dann drei- oder viermal Schaden, müsst ihr das Kapitel komplett von vorne spielen. Dadurch, dass die Fahrt an sich eine ganze Weile dauert und dabei nichts außer Felsen, Vögeln und zufällig erlittenen Schaden zu bieten hat, entwickelt sich das Ganze schnell zu einer nervtötenden Aktion. Angst und Schrecken konnten wir hier nicht finden, lediglich das schrecklich frustrierende Wiederholen lästiger Abschnitte blieb uns eine treue Konstante in Shines Over: The Damned.

Sieht schick aus, aber wo bleibt der Horror?

Nach all den missglückten Ansätzen, die Shines Over: The Damned abliefert, bleibt richtiger Horror leider auch auf der Strecke. Zwar kann das Spiel mit seiner beeindruckenden und realistischen Grafik durchaus punkten und erschafft damit sogar hin und wieder eine bedrückende Atmosphäre, gruselig wird es trotzdem nicht. Durch einen Mangel an Soundeffekten in der Spielwelt und dem einen Hintergrundlied auf Dauerschleife könnt ihr davon ausgehen, dass hier kein immersives Erlebnis auf euch wartet. Wellen plätschern nicht und plötzlich auftauchende Lichtsäulen sind stumm, nur die Gedanken an einen vorzeitigen Spielabbruch drängen sich lautstark in den Vordergund.

Auch die Optionen lassen zu wünschen übrig. Zum einen könnt ihr das Spiel an keiner Stelle wirklich pausieren, sodass ihr bei spontanen Klopausen oder Türklingeln einfach in der Welt stehenbleibt und hoffen müsst, dass nichts passiert. Zum anderen gibt es keine Möglichkeit, irgendetwas einzustellen. Ist euch das Bild zu dunkel, was bei OLED-Geräten tagsüber durchaus passieren kann, habt ihr Pech gehabt. Ist die Empfindlichkeit der Joysticks nicht angenehm für euch, ist das euer Problem. Seid ihr auf Einstellungen für Barrierefreiheit angewiesen, tja, schade, die gibt es auch nicht.

In Shines Over: The Damned ist alles sehr unauffällig und total überraschend.

Fazit

Insgesamt liefert Firenut Games hier ein schreckliches Armutszeugnis ab, bei dem statt Gruselspaß nur Verwirrung und Frustration auf euch warten. Die Handlung ist so non-existent wie abwechslungsreiches Gameplay und generelle Einstellungsmöglichkeiten. Für knapp 15 Euro bekommt ihr prinzipiell nichts außer einer hübschen Grafik, was wirklich schade ist. Dabei haben schon Silent Hill: The Short Message und P.T. gezeigt, dass Horror in kurzer Spielzeit nicht nur möglich ist, sondern mit wirkungsvoller Gruselstimmung für spannende Momente sorgen kann. Shines Over: The Damned will dagegen zu viel und bietet wenig, um seine Versprechen zu halten.

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