Captain America 1 – Comic-Kritik

Ständig erscheinen neue Comics aus verschiedenen Universen, da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Egal, ob DC, Marvel, Star Wars oder komplett andere Serien – immer stellt sich die Frage, was man sich als Nächstes holen soll. Um euch die Entscheidung etwas zu erleichtern und eine stärkere Übersicht zu gewährleisten, geben wir euch immer mal wieder Kritiken zu den neuesten deutschen Ausgaben verschiedener Comics. Viel Spaß mit unserer Kritik zu Captain America 1.

Erscheinungsdatum 28.05.2024
Zeichner Jesus Saiz, Lan Medina
Autor J. Michael Straczynski
Format Softcover
Seitenanzahl 152
Stories Captain America (2023) 1–6
Preis 20,00 €

Captain America ist einer der wichtigsten Marvel-Helden. Nicht, weil er im generellen Kosmos viel bewegt oder weil er zu den ersten Helden gehört, die vom Verlag erschaffen wurden. Es geht um seine Bedeutung. Auch wenn er etwas zu patriotisch präsentiert wird, ist er doch ein starkes Symbol gegen Nazis und gegen den Krieg. Eine Thematik, die so wichtig ist wie noch nie. Umso besser, dass Captain America mit einer neuen Reihe zurück ist, die uns nicht nur auf den neuesten Stand des Helden bringt, sondern auch von einer Vergangenheit erzählt, die wir so noch nicht sehen durften. Es geht um eine Zeit, bevor Steve Rogers der Armee beigetreten ist und bevor er sich entschieden hat, aktiv gegen die Nazis zu kämpfen. Ob dieser Comic aber damit gut umgehen kann und ob ich eine Kaufempfehlung aussprechen kann, erfahrt ihr in dieser Comic-Kritik!

Danke an Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!

Inhalt:

Vor vielen Jahrzehnten hat Steve Rogers das Schicksal der Welt auf eine Weise geprägt, die niemand je für möglich gehalten hätte. Heute jedoch haben sich mächtige und hinterlistige Kräfte formiert, um sicherzustellen, dass er niemals wieder solchen Einfluss ausübt. In einem dramatischen Aufeinandertreffen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sieht sich der einstige Held, nun ein Schiffbrüchiger der Zeit, einer existenziellen Bedrohung gegenüber. Diese Bedrohung ist fest entschlossen, die Menschheit in eine neue Ära der Dunkelheit zu stürzen, ohne Rücksicht auf Verluste. Mit allem, was auf dem Spiel steht, beginnt ein verzweifelter Kampf gegen ein übermächtiges Unheil, das die Welt ein für alle Mal verändern könnte.

Ohne viel Gelabber hier direkt, wie es mir beim Lesen ergangen ist: Ich hatte Angst. Nicht weil der Comic mit Horror gespickt ist oder weil ich Dinge gesehen habe, die mich verstört haben, nein, eher weil der Comic erschreckend real wirkt. Captain America 1 befasst sich mit Steves Vergangenheit, als er in jungen Jahren einer Nazi-Vereinigung in New York die Stirn geboten hat, welche jedoch hinterrücks von einem Dämon angeleitet wurde. Das Erschreckende kommt daher, dass das erneute Aufkommen dieser Nazi-Ideologie in unserer heutigen Gesellschaft deutlich zu spüren ist. Auch wenn (womöglich) kein Dämon dahintersteckt, so ist dieser unnötige und verklärte Hass ständiger Teil unserer Welt. Diese Nähe zur Realität sorgt zwar für genannte Angst, macht den Comic aber unglaublich wichtig und extrem gut.

Weiterhin mochte ich einfach den Einblick in Steves Vergangenheit. Immer nur die gleiche Geschichte über das Supersoldatenserum zu lesen, ist öde. Autor J. Michael Straczynski hat hier einen tollen Weg gefunden, neue Aspekte auf den Tisch zu bringen, von denen ich nicht wusste, dass ich sie sehen möchte. Auch dass beide Zeitebenen parallel spielen und wir dadurch direkt auf die Gemeinsamkeiten aufmerksam werden, ist genial und sorgt für einen einzigartigen Lesefluss, den ich schon lange nicht mehr hatte. Nur hätten es nicht schon wieder Dämonen sein müssen. Es sind in letzter Zeit ständig Dämonen. Wo ist die gute alte Straßenkriminalität oder die böse Wissenschaft geblieben? Naja – trotzdem ein wirklich guter Comic.

Zeichnung:

Was dagegen in meinen Augen nicht so gut gelungen ist, sind die Zeichnungen in Captain America 1 von Jesus Saiz und Lan Medina. Aufgepasst! Kunst ist wie immer subjektiv, das möchte ich eindeutig an diesem Punkt klarstellen. Ich mag diese kantigen und blockhaften Stile einfach nicht. Das wirkt mir persönlich zu undynamisch, und die Figuren wirken richtig emotionslos. Das Positive diesmal ist, dass die Charaktere stark durch die Dialoge getragen werden, was vor allem hilfreich ist, da mir der Zeichenstil dabei nicht geholfen hat. Dafür möchte ich aber auch anmerken, dass mir zumindest der Stil von Lan Medina etwas besser gefallen hat, da er etwas ins Abstraktere verfällt und damit viel mehr die dynamischen Panels mit dem Dämon einfangen kann. Trotz dieser Kritik schaffen beide Zeichner es hin und wieder, richtig gute Bilder zu präsentieren, bei denen ich kurz innehalten musste, um jedes Detail zu erkunden (Hinweis auf das Spiel mit den Schatten im Hintergrund).

Fazit zu Captain America 1:

Captain America 1 von J. Michael Straczynski ist ein bemerkenswerter Einstieg in eine neue Reihe, die den legendären Helden in einem frischen Licht präsentiert. Die Erkundung von Steve Rogers‘ Vergangenheit und die geschickte Verknüpfung von historischen und gegenwärtigen Themen machen den Comic besonders relevant und fesselnd. Trotz des wiederholten Einsatzes von Dämonen als Gegner bleibt die Handlung spannend und bietet tiefgründige Einblicke in die Motive und Herausforderungen des Helden.

Die Zeichnungen von Jesus Saiz und Lan Medina mögen polarisieren, aber sie tragen zur düsteren und intensiven Atmosphäre bei, die die Geschichte untermalt. Besonders die dynamischen Panels und das Spiel mit Schatten sorgen für visuelle Höhepunkte, auch wenn der kantige Stil nicht jedermanns Geschmack trifft. Insgesamt überzeugt Captain America 1 durch seine starke Story und die gelungene Kombination aus Charakterentwicklung und gesellschaftlich relevanten Themen. Der Comic ist nicht nur für langjährige Fans des Helden eine Empfehlung, sondern auch für Neueinsteiger, die eine tiefgründige und packende Erzählung zu schätzen wissen.

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