Sympathy Kiss im Test – Büroromanze der Extraklasse?

Sympathy Kiss entführt euch in eine Romanze am Arbeitsplatz. ©IDEA FACTORY

Herzklopfen am Arbeitsplatz? Ja, bitte! Mit der Visual Novel Sympathy Kiss lassen IDEA FACTORY und DESIGN FACTORY diese Fantasie auf der Nintendo Switch nun digitale Wirklichkeit werden. Seit dem 27. Februar 2024 könnt ihr nun schon eure Work-Love-Balance ins Ungleichgewicht stürzen und zwischen Kaffeemaschine und Aktenordnern die Träumereien von euren heißen Kollegen Wirklichkeit werden lassen. Doch konnte Amors Pfeil damit einen Volltreffer landen, oder sollte er nochmal für ein paar Stunden auf den Schießstand verbannt werden?

Sympathy Kiss zeigt euch, wie viel Spaß ihr im Büro haben könnt.

Arbeit, Liebe, Sympathy Kiss

Ein Jahr ist es her, dass Akira Amasawa ihren Job als Designerin beim App-Entwickler Estario begonnen hat. Doch mittlerweile fehlt ihr einfach die brennende Leidenschaft für ihren Job und nach der jährlichen Leistungsbeurteilung wird sie dann auch noch in ein anderes Department versetzt. Das neue Team soll versuchen, die Erstlings-App der Firma, Estarci, wieder populär zu machen und so ihr Ende zu verhindern.

In Sympathy Kiss schlüpft ihr in die Rolle von Akira, die ihr zu Beginn jedoch umbenennen könnt, und müsst Liebesdrama und Arbeitsstress irgendwie unter einen Hut bekommen. Im Vordergrund stehen dabei acht datebare Gentlemen, die ihr durch eure Arbeit kennenlernt und die euch nach und nach den Kopf völlig verdrehen. Immerhin steht euch dabei eure Kollegin und gute Freundin Oe Nanami mit Rat und Tat zur Seite. Schafft ihr es, die perfekte Balance zwischen Romanze und Beruf zu finden?

Alles hat ein Ende, nur die Routen haben drei

Wie für Otome üblich, gibt es auch in Sympathy Kiss verschiedene Routen mit mehreren Enden, die ihr erreichen könnt. Dafür müsst ihr lediglich im Dialog Entscheidungen treffen und könnt so den Ausgang eurer Beziehungen beeinflussen. Während ihr dabei normalerweise auch auf schlechte Enden mit Herzschmerz oder anderen Verletzungen stoßen würdet, geht dieser Titel einen etwas anderen Weg.

Neben dem perfekten Ende jeder Route könnt ihr jeweils das sogenannte Love End oder Work End erreichen, bei denen dann entweder die Arbeit oder die Liebe im Fokus steht. Diese sind beide gleichermaßen befriedigend, was den Ausgang der Geschichte angeht, kommen aber ohne besondere Grafiken oder wirklich großes Herzklopfen daher. Das Perfect End liefert dagegen nicht nur mehr Story, sondern präsentiert euch in der idealen Balance zwischen Arbeit und Liebe auch noch eine abschließende Illustration der Protagonisten mit dem Mann ihrer Wahl.

Viele Otome erzählen ihre Geschichten dabei so, dass nach Abschluss aller Routen das “wahre Ende” zugänglich und der Plot der Handlung aufgedeckt wird. Sympathy Kiss macht das jedoch nicht, sodass es keine “richtige” Reihenfolge der Routen gibt und ihr alles nach Lust und Laune einfach durchspielen könnt. Das macht diesen Titel zu einer milden Variante der Otome, die sonst den Markt beherrschen, jedoch finden wir es grundsätzlich spannender, wenn sich das große Ganze am Ende offenbart.

In Sympathy Kiss müsst ihr klug wählen, um die Beziehung voranzutreiben.

Die Qual der Wahl

Neben den klassischen Entscheidungen, die ihr in den Gesprächen mit euren Love Interests hin und wieder treffen müsst, gibt es in Sympathy Kiss noch einige andere Mechaniken. Zum einen müsst ihr neben Worten manchmal auch eine Emotion wählen, mit der ihr auf eine Situation reagieren wollt. Manchmal tauscht ihr euch mit den anderen aber auch über die RiNG-App aus und sollt dann passende Antworten für den Textmessenger wählen.

Was an sich nach spannenden Neuerungen zu anderen Visual Novels klingt, konnte sich in unseren Augen allerdings nicht wirklich behaupten. Viel zu selten hatten wir die Möglichkeit, die anderen per Handy zu kontaktieren oder gar bei Anrufen verträumt ihren Stimmen zu lauschen, wie es besonders bei Mystic Messenger häufig der Fall ist. Klar, wir haben natürlich nicht damit gerechnet, das angepriesene Feature in genau demselben Umfang vorzufinden, jedoch kommt es wirklich nur sehr selten und dann auch recht kurz zum Einsatz, was wir schade fanden.

Und die Idee mit den Emotionen ist zwar durchaus eine innovative und ziemlich gute, doch manchmal hatten wir Probleme damit, die Bedeutung dessen richtig nachvollziehen zu können. Wenn wir in einer Situation beispielsweise traurig reagierten und bestimmte Erwartungen daran hatten, was passieren würde, hatte die Protagonistin davon manchmal ein ganz anderes Verständnis und war zwar wirklich traurig, aber eben aus einem etwas anderen Grund als gedacht. Das ist zwar manchmal einen Moment verwirrend, aber trotzdem spannend zu sehen, wie unterschiedliche Menschen doch denken und fühlen.

Das Innere zählt

Unterschiedliche Denkweisen kommen normalerweise mit verschiedenen Persönlichkeiten einher, und diese wurden in Sympathy Kiss durchweg gut umgesetzt. Egal, ob es um den aufgedreht-fröhlichen Kollegen geht, der vor Ideen und Freude nur so durch die Gegend rennt, oder den zurückhaltenden Nebencharakter, der hinter seiner gewissenhaften und liebevollen Art tatsächlich große Zweifel beherbergt – jede einzelne Figur hat besondere Charakterzüge und Sorgen, die unter der Oberfläche treiben.

In den verschiedenen Routen erfahrt ihr nach und nach mehr darüber, wie es wirklich hinter der attraktiven Fassade der Kerle aussieht, doch auch Figuren, die keine tragende Rolle spielen, zeigen sich immer wieder von ihrer ganz eigenen Seite. Unsere Freundin Oe erarbeitet sich als extrovertierte Unterstützerin einen guten Ruf bei uns und nervige Gestalten aus anderen Departments werden auch immer wieder mal auf den Zeiger gehen.

Schließlich bestimmen wir durch unsere Entscheidungen zwar einen Großteil der Art, wie unsere Protagonistin drauf ist, doch dazwischen zeichnet sich auch bei ihr eine gewisse Persönlichkeit ab. Und wir sind mehr als froh darüber, nicht wieder als willenlose Ja-Sagerin durch die Welt zu irren und alles einfach hinnehmen zu müssen.

Nur kurz reinkommen, um dann für immer zu bleiben? Wer weiß…

Eine schnelle Nummer?

Leider trifft die Freude über gut geschriebene Figuren in Sympathy Kiss nicht im selben Umfang auch auf die eigentliche Story zu. Diese drückt in Sachen Liebe ganz schön auf die Tube und macht keinen Hehl daraus, es eilig zu haben. Pro Route haben wir gerade einmal knappe 4-6 Stunden investiert, um vom Kennenlernen in die Beziehung zu rutschen. Das könnte natürlich den acht möglichen Partnern liegen, was schon eine ganz schöne Menge ist im Vergleich zu anderen Titeln wie Aokana – Four Rhythms Across the Blue, wo es gerade mal vier Optionen gibt.

Natürlich kann der Spaß auch mehr Zeit in Anspruch nehmen, sofern ihr auf einen Guide verzichtet und euch selbst durch die Entscheidungen probieren wollt. Aber immerhin gibt es neben den fünf offensichtlichsten Love Interest auch zwei „geheime“ Routen, die nicht ganz so offensichtlich auswählbar sind wie die anderen. Die achte Route schaltet sich dagegen erst frei, sobald ihr einmal ein perfektes Ende erreicht habt.

Die Erzählung selbst ist dabei zwar flott unterwegs, doch die eigentlichen Gefühle entwickeln sich immerhin recht natürlich. Immer wieder gibt es zwar Zeitsprünge von einigen Wochen oder Monaten, in denen die Protagonistin voll mit Arbeit oder Besuchen bei ihrem Liebling beschäftigt ist, doch dazwischen erlebt ihr alles, was zu einem Kennenlernen dazu gehört. Die Anfangsphase, die ersten Schmetterlinge im Bauch, Zweifel und am Ende dann die große Liebe, der sich beide bewusst geworden sind.

Sympathy Kiss wagt sich inhaltlich an eine recht realitätsnahe Thematik: die Verzwicktheiten der Liebe und der Stress am Arbeitsplatz. Diesem Ansatz bleibt das Spiel auch durchweg treu, sodass es keine extremen Situationen gibt, die so garantiert niemals passieren würden, sondern eher nur milde Abweichungen wie Fahrräder, die euch versehentlich fast umnieten – aber glücklicherweise fangen euch ein paar Starke Arme auf, bevor ihr bedauerlicherweise euren Schädel in den Bordstein donnert. Dementsprechend schockiert es wenig, dass körperliche Gefälligkeiten und intime Situationen vorkommen.

Zwiegespaltene Persönlichkeiten

Je nachdem, mit wem ihr anbändeln wollt, erlebt ihr einen anderen Werdegang der Geschichte. Jeder der verführerischen Singles präsentiert sich dabei zwar als authentische Persönlichkeit, bedient jedoch gleichzeitig auch ein nicht immer ganz so glücklich gewähltes Klischee. Euch stehen neben einem überangagierten Spaßkopf beispielsweise auch ein gleich doppelt so alter Herr oder gar ein Stalker zur Auswahl, die zwar allesamt auch nur Menschen mit Problemen und Gefühlen sind, aber für einige unter euch sicherlich auch Triggerthemen darstellen könnten.

Wir wollen hier natürlich niemanden für Vorlieben verurteilen und fanden sogar, dass die Geschichten sich allesamt auch ziemlich plausibel aufgelöst haben, nur hinterließen das angesprochene Stalking sowie ein aufdringliches Einquartieren in unserer Wohnung gegen unseren Willen ein etwas seltsames Gefühl in der Magengrube.

Andererseits ist es schon eine ziemliche Doppelmoral, solche Dingen einem Spiel anzukreiden, bei dem man mit einem Kerl nach dem anderen anbandelt, bis man alle einmal durch hat. Am Ende geht es eben einfach darum, eine schöne Zeit und ein paar Schmetterlinge im Bauch zu haben, während die Fantasien virtuell lebendig werden.

Ist ja irgendwie süß, wie er das Top retten will, das er beschmutzt hat.

Wenn die Bilder im Kopf illustriert werden

Die fragwürdigen Szenarien mal beiseite, belohnt euch Sympathy Kiss regelmäßig in allen Routen mit mal süßen, mal anzüglichen Illustrationen. Diese warten nicht nur am Ende einer Romanze auf euch, sondern geben euch zwischendurch immer wieder eine visuelle Darstellung dessen, was gerade geschieht. Und sind wir ehrlich, sauber umgesetzte Zeichnungen der Momente, in denen unser Liebling uns zärtlich die Haare aus dem Gesicht streift oder wir ihm den ersten Kuss verpassen, machen Visual Novel erst zu etwas Besonderem.

Auch die Illustration der Hintergründe und Charaktere ist nicht zu verachten. Outfits untermalen die Charakterzüge der Figuren auf beste Weise, Emotionen kommen deutlich rüber und die Hintergründe waren glaubhaft. Zusammen mit Soundtracks wie schnellen Schritten oder Klopfgeräuschen wurde aus dem textbasierten Dating-Sim schnell eine immersive Leseerfahrung. Zusätzlich sorgt der Soundtrack im passenden Moment für noch mehr Herzklopfen, wenn plötzlich hoffnungsvolle Noten voller Erleichterung über den Ausgang der Romanzen ins Ohr dudeln.

Die original japanische Synchronisation ist die perfekte Ergänzung zu den sowieso sehr passenden Eigenschaften und sorgt dafür, dass sie sich noch lebendiger anfühlen. Jedoch an dieser Stelle der Hinweis, dass sämtliche Texte in Sympathy Kiss auf Englisch sind und sich die Sprachausgabe auf Japanisch beschränkt. Sollte euch das stören, könnt ihr leider auch nichts daran ändern. Wir fanden es jedoch sehr überzeugend und gut umgesetzt.

Fazit

Insgesamt schafft Sympathy Kiss es, sich als solides Abbild eines Otome darzustellen und konnte uns einige kuschelige Stunden voller Schmunzeln und Herzklopfen bescheren. Dabei bleibt es den klassischen Ansätzen treu und erzählt acht Liebesgeschichten, die nah an der Realität bleiben, ohne dabei ins Gefilde von Fantasy, Horror oder einfacher Unglaubwürdigkeit abzurutschen. Natürlich sind sicherlich nicht alle Routen für jeden geeignet und auch das generelle Erzähltempo hätte etwas langsamer sein können, doch wer damit zurechtkommt, wird garantiert eine ordentliche Portion Spaß haben.

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