So viel verschwendetes Potenzial – Imaginary Kritik

Ich liebe Horrorfilme. Die guten, die schlechten und die richtig miesen. Für mich spielt es keine Rolle, ob die Geschichte eine gesellschaftliche Relevanz birgt oder ob man ein richtig grässliches Monster kreiert. Es geht mir um die Atmosphäre, die Spannung und vor allem die kreativen Einfälle. Während Filme wie The Black Phone oder gar A Quiet Place hier richtig viel zu bieten haben, sind Titel wie M3GAN oder Smile einfach nur das pure Grauen – und das nicht im positiven Sinne. Nachdem wir von Blumhouse zuletzt Night Swim oder gar Five Nights at Freddy’s bekommen haben, versucht es das Studio jetzt mit einem Teddybären und der Thematik von imaginären Freunden erneut. Warum Imaginary aber deutlich hinter meinen Erwartungen zurückbleibt und an jeder Ecke Potenzial verschwendet, erfahrt ihr in dieser Kritik.

Von Kindheitsfreunden und Teddybären

Jessica, gespielt von DeWanda Wise, ist gespannt auf ein friedliches Leben in der Vorstadt, nachdem sie mit ihrem neuen Ehemann und den beiden Stieftöchtern in ihr altes Elternhaus zurückkehrt. Doch die Idylle wird durch ihre jüngste Stieftochter Alice, gespielt von Pyper Braun, gestört, die im Keller den alten Teddybären Chauncey findet. Dieser Bär wird schnell zu Alices ständigem Begleiter, aber ihre Verbindung zu ihm nimmt unheimliche Ausmaße an, als Alice beginnt, auf Anweisung von Chauncey gefährliche und schmerzhafte Dinge zu tun. Zuerst sind die Erwachsenen ratlos angesichts des besorgniserregenden Verhaltens des Kindes, bis Jessica den Verdacht hegt, dass Chauncey mehr ist als nur ein harmloses Kuscheltier.

Die Geschichte von Imaginary ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Durchzogen mit lieblos verwendeten Klischees schafft es der Film nie wirklich Interesse zu wecken. Die Figuren wirken eindimensional, die Jumpscares vorhersehbar und irgendwie glaube ich, der Film weiß nicht, was er sein will. Ein Horrorfilm, eine Komödie oder doch eher ein klassisches Drama? Imaginary lässt eine klare Vision vermissen, wodurch es schwer ist, eine Bindung zu den Ereignissen aufzubauen. Es war mir letztendlich einfach egal, was mit den Figuren passiert. Das ist schlecht – vor allem, weil es so auch zu keiner Spannung kommt oder gar eine passende Atmosphäre aufgebaut werden kann.

Atmosphäre ist auch gleich ein weiteres Stichwort. Zwar schafft es Imaginary immer mal wieder, eine gewisse Gruselstimmung zu erzeugen, diese kann aber nie durchgehend gehalten werden und wechselt sich ab mit der trögen Langweile vom Rest des Films. Es ist so schade – die Thematik des imaginären Freundes mit einem lebendigen Teddybären hätte so viel Potenzial und könnte auf eine wirklich tolle und kreative Weise für den Horror genutzt werden. Es gibt nämlich eine Szene mit der Figur Liam, die den Bären und seine Aufziehschnur richtig gut in die erzeugte Spannung einbaut. Wenn der Teddy immer wieder unter einer Decke auftaucht und dann auch noch seinen Kopf von alleine bewegt, dann ist das gruselig und man spürt Angst. Das ist aber die einzige Szene, die wirklich kreativ ist, sonst verschenkt man jegliches Potenzial, einen Horrorbären in den Mittelpunkt der Geschehnisse gesetzt zu haben.

Das Budget sitzt an den falschen Stellen

Leider geht man sogar noch einen Schritt weiter als das Potenzial zu verschwenden: man verschwendet auch das ganze Budget von Imaginary an den völlig falschen Stellen. Am Ende des Films erwarten Zuschauer eine CGI-Welt, in welcher die Protagonisten von einem großen Bären verfolgt werden. Ohne zu viel zu spoilern, hat man hier einen echt unnötigen Handlungspunkt erschaffen, der nur dazu dient, ein pompöses Ende zu kreieren, das jegliche Spannung vermissen lässt und auch in Sachen Effekte nur das Minimum anbietet. Es wäre mir so viel lieber gewesen, hätte man das Geld für das Finale lieber in die kreativen Effekte für den restlichen Film gesteckt, um vom doch sehr mittelmäßigen Schauspiel und der schlechten Story abzulenken.

Sonst kann man nur erwähnen, dass die deutsche Synchronisation zumindest gut gelungen ist und auch der Sound sowie die Musik durch den ganzen Film gut sind. Das Schauspiel ist wie bereits erwähnt leider nicht das Gelbe vom Ei. Es muss nicht unbedingt am Cast selbst liegen, sondern kann auch zum Großteil dem Skript und den beteiligten Personen geschuldet sein, trotzdem bekommt man hier keine überragenden Darstellungen. Besonders deutlich wird es an dem Punkt, in welchem der Vater der Hauptfigur aus der Fantasiewelt entkommt. Irgendwie wirkt seine Flucht echt nicht gut und man erkennt deutlich, dass man es hier nur mit einem Schauspieler und ein paar lächerlichen Effekten zu tun hat. Das reißt einen definitiv aus der Immersion – die zwar nicht vorhanden ist, ich hätte mir aber gerne eingeredet, sie spüren zu können. Ich war sowas von enttäuscht, vor allem, weil ich durch die Prämisse doch irgendwie Hoffnungen an Imaginary hatte.

Fazit zu Imaginary:

Imaginary verspricht mit seiner Prämisse eines lebendigen Teddybären und der Thematik von imaginären Freunden eine interessante Mischung aus Horror und Fantasie. Leider bleibt der Film weit hinter seinen Möglichkeiten zurück und verschwendet sein Potenzial auf bedauerliche Weise. Die Geschichte leidet unter lieblos verwendeten Klischees und einer fehlenden klaren Vision, was zu einer mangelnden Bindung zu den Charakteren und Ereignissen führt. Die Figuren wirken eindimensional, die Spannung ist vorhersehbar und die Atmosphäre schwankt zwischen Gruselstimmung und tröger Langeweile.

Obwohl es vereinzelte kreative Momente gibt, insbesondere in Bezug auf die Darstellung des lebendigen Teddybären, werden diese nicht konsequent genutzt, um eine durchgehende Faszination beim Publikum zu erzeugen. Stattdessen wird das Budget an den falschen Stellen eingesetzt, um ein enttäuschendes Finale zu inszenieren, das die Spannung vermissen lässt und keine beeindruckenden Effekte bietet. Trotz solider Leistungen bei der deutschen Synchronisation, dem Sound und der Musik kann Imaginary letztendlich nicht überzeugen. Das durchschnittliche Schauspiel und die schwache Story trüben das Gesamterlebnis, und selbst vielversprechende Ansätze werden nicht vollständig ausgeschöpft.

Insgesamt hinterlässt Imaginary den Zuschauer enttäuscht und mit dem Gefühl, dass das Potenzial des Films nicht ausgeschöpft wurde. Trotz seiner interessanten Ausgangsidee bleibt er letztendlich weit hinter den Erwartungen zurück.

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