Horror-Trashfilme gibt es genug. Wir haben zum einen bekannte Filme wie das beliebte Sharknado oder das mit Five Nights at Freddy’s vergleichbare Willy’s Wonderland und zum anderen eher unbekanntere Werke wie Attack of the Killer Donuts. Zwischen all diesem mehr oder weniger guten Müll verbergen sich aber auch immer mal wieder wirklich coole Horrorfilme mit interessanten Ansätzen. So auch der nun auf Blu-ray erhältliche Apokalypsen-Film Into the Abyss von Regisseur Matías Xavier Rispau.
In Argentinien produziert, ähnelt Into the Abyss Horrorwerken wie A Quiet Place und erzählt aus der Sicht eines einzelnen Überlebenden, wie dieser sich in einer neuen Welt zurechtfinden muss. Zwar ist das keine wirklich neue Geschichte, trotzdem fand ich persönlich die erste Hälfte unglaublich fantastisch. Allerdings muss ich euch auch vor der zweiten und schlechteren Hälfte klar warnen. Woran das liegt und warum ihr Into the Abyss zumindest eine Chance geben solltet, erfahrt ihr in dieser Kritik zum Sci-Fi-Horror aus der Feder von Boris C.Q. und Matías Xavier Rispau.
Apokalypsen-Horror, wie er sein muss
Aus den Himmeln herabgekommen, brachten sie eine unendliche Nacht mit sich. Bald darauf folgte eine Flut, die das Schicksal der Menschheit für immer veränderte. Bannon befindet sich in einer isolierten Stadt, die ständig von einem düsteren, schwarzen Himmel überzogen ist und das Ende sowie den Verfall der alten Welt symbolisiert. In seinem Bestreben, diesen verfluchten Ort zu verlassen, muss er erkennen, dass seine eigene Existenz die Überreste jener Welt mit sich trägt. Nun steht er aber auf dem Prüfstand – entweder muss er sich bewähren oder im Abgrund untergehen.
Into the Abyss kann philosophischer nicht sein. Viel erfahren wir von dieser Welt nicht. Alles wird uns über die Handlung der Figuren sowie die Hintergründe in den Szenen erklärt, wodurch die im Film kreierte Welt ständig unserer Interpretation überlassen bleibt. Ich liebe es, wenn man nicht direkt davon ausgeht, dass der Zuschauer dämlich ist und man ihm oder ihr alles erklären muss. Ich habe mich während des gesamten Films unglaublich schlau gefühlt und immer versucht, für mich selbst festzustellen, wie wohl die gesamte Vorgeschichte unserer Hauptfigur aussieht und was es mit den vom Himmel gekommenen „Aliens“ auf sich hat.
Dabei schafft es der Film durchgehend spannend zu bleiben und über seine bedrückende Atmosphäre einen Sog zu entwickeln, durch welchen man schwer seinen Blick von den gezeigten Bildern abwenden kann. Generell sind die Szenen alle großartig mit der Kamera eingefangen. Wenn der Himmel aufblitzt und sich die Monster das erste Mal zu erkennen geben, bekommt man definitiv Gänsehaut und beginnt, sich vor den Gefahren dieser Welt zu fürchten. Das Bildverhältnis von 4:3 (zumindest, wie ich es wahrnehme) lässt Into the Abyss noch einengender wirken, was zusätzlich zum Horror beiträgt. Aber all das gilt nur für die erste Hälfte des Films…
Into the zweite und deutlich schlechtere Hälfte
Sobald die Hauptfigur beginnt, Menschen zu vertrauen und sich aus seiner normalen Umgebung herauszuwagen, beginnt auch der Film eine 360-Grad-Wendung hinzulegen. Das 4:3-Verhältnis wechselt in 16:9, die dunklen Farben werden ausgetauscht mit leuchtendem Glanz und die Monster aus der ersten Hälfte spielen plötzlich keine Rolle mehr. Damit sind die letzten 30 Minuten von Into the Abyss ein völlig anderes Erlebnis und in keiner Weise vergleichbar mit dem Anfang.
Man kann an dieser Stelle argumentieren, dass der Regisseur hier den Fokus auf die Menschen setzt und immer noch versucht, der eigentlichen Botschaft des Films (auch Menschen können gefährlich sein) tiefer auf den Grund zu gehen. Weil die erste Hälfte mit ihrem Horror und dem tollen Design von Monstern und Welt jedoch bereits wirklich toll waren, ist dieser Wechsel verdammt schade. Das liegt vor allem daran, da dadurch die Qualität der ersten Hälfte nicht aufrechterhalten werden kann. Vor allem auch deswegen, weil dieser neue Teil eher wie eine kurzfristige Entscheidung wirkt, die relativ wenig zum restlichen Film beiträgt. Damit ist und bleibt die erste Hälfte von Into the Abyss eine wirkliche Horror-Perle, während man die zweite Hälfte gerne auslassen kann.
Dafür kann ich aber zumindest eine Empfehlung für die Blu-ray-Fassung des Films aussprechen. Diese kann die gezeigten Bilder in einer wunderschönen Optik präsentieren und macht die düstere Atmosphäre von Into the Abyss noch greifbarer. Extras gibt es neben dem Trailer nicht wirklich, womit die Kaufempfehlung nur auf die Qualität des Gesehenen übertragen werden kann. Wer sich mehr erhofft, wird aber dennoch von dieser Fassung enttäuscht.
Fazit zu Into the Abyss:
Into the Abyss präsentiert sich in der ersten Hälfte als echter Horror-Geheimtipp mit fesselnden Ansätzen und einer düsteren Atmosphäre, die durch das geschickte 4:3-Bildverhältnis verstärkt wird. Die philosophische Herangehensweise an den Apokalypsen-Horror und die Interpretationsspielräume für den Zuschauer machen diesen Film zu einem intensiven Erlebnis. Die Kameraarbeit und das Design der Monster tragen maßgeblich zur Faszination bei.
Leider verliert der Film in der zweiten Hälfte an Qualität, wenn er plötzlich von einem atmosphärischen 4:3-Format auf ein konventionelles 16:9 wechselt. Die anfängliche Spannung und das originelle Design der Monster treten in den Hintergrund, während die Handlung eine unerwartete Richtung einschlägt. Diese Wendung, die eher wie eine kurzfristige Entscheidung wirkt, trägt wenig zum Gesamterlebnis bei und enttäuscht angesichts der starken ersten Hälfte.
Trotz dieser Schwächen bleibt Into the Abyss eine Horror-Perle, die vor allem durch ihre einzigartige Herangehensweise und visuelle Gestaltung in Erinnerung bleibt. Die Blu-ray-Fassung präsentiert die düstere Welt in wunderschöner Optik, wodurch die Stärken des Films noch besser zur Geltung kommen. Empfohlen sei jedoch, sich auf die erste Hälfte einzulassen und die Erwartungen für den späteren Verlauf zu dämpfen, um das Beste aus diesem ambivalenten Horrorerlebnis zu ziehen.
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