Neptunia, wie auch Senran Kagura, gehören zu den beliebtesten Franchises im asiatischen Raum. Es war also lediglich eine Frage der Zeit, bis wir ein Crossover der beiden Reihen erleben dürfen. Am 26. Oktober 2021 war es dann so weit und Fans beider Reihen konnten mit Neptunia x Senran Kagura: Ninja Wars in eine komplett neue Geschichte eintauchen, welche beide Titel miteinander verbinden soll – leider aber erst nur für die PlayStation 4. Am 11. Mai 2022 wird zwar noch ein PC Port nachgereicht, dafür bekommen wir jedoch am 22. April 2022 die Nintendo Switch Version präsentiert, welche das Abenteuer auch unterwegs spielbar machen soll. Wir durften eben diese Fassung bereits vor dem Release antesten. Was wir also von der Nintendo Switch Version von Neptunia x Senran Kagura: Ninja Wars halten, erfahrt ihr in diesem Test.
Nationen im Krieg
Heartland und Marveland, zwei große Ninja-Imperien, sind seit Jahren im Krieg und kämpfen um die Vorherrschaft des Landes. Während die Ninjas des Heartland auf den Compa-Style setzen, um ihre Gegner zu besiegen, so setzen die Ninjas des Marveland auf den sogenannten Honeypa-Style, was den beiden Völkern ihren eigenen Stil im Kampf erlaubt. In einem Kampf der beiden Nationen greift jedoch plötzlich die Steeme-Legion, mit ihrem Anführer Yoh Gamer, an. Dies noch nicht genug ruft dieser Anführer den Super-NINJA-Krieg aus, welcher die stärkste Schule der Welt bestimmen soll. Um dieser Bedrohung Einhalt zu gebieten, müssen sich Heartland und Marveland nun zusammenschließen und ein für alle Mal, ihre Differenzen beiseitelegen.
Habt ihr die Kreativität in den Namen erkannt? Natürlich meine ich dies sarkastisch, da viele der Namensgebungen schlicht auf den Namen ihrer zugrundeliegenden Spielereihen zurückzuführen sind. Heartland basiert zum einen auf dem Entwickler Compile Heart, wobei Marveland den Publisher Marvelous repräsentieren soll. Auch die Stile folgen diesem Prinzip. Compa-Style kommt auch durch den Entwickler Compile Heart, während der Honeypa-Style demnach dem Entwickler Honey Parade gewidmet ist. Diese unkreative Herangehensweise and Namensgebungen gleichen die Entwickler aber mit einer kompetenten Geschichte wieder aus, welche zwar nicht auf einem philosophisch hohem Niveau ist, dafür aber unterhält und mit einigen interessanten Plotpunkten auf Spieler:innen wartet. Die Geschichte von zwei Nationen im Krieg, welche zusammenarbeiten müssen, um eine neue Bedrohung auszuschalten, erinnert an japanische Filme, was vor allem durch das Setting der feudalen Zeit untermauert wird.
Hier stören nur die üblichen und klischeehaften Anime-Charakteristiken. Hierfür kann das Spiel aber direkt nicht wirklich etwas, da es sich bei den Figuren der Originalspiele bedient, welche an sich schon nicht gerade die tiefsten Charaktere sind. Die durch die Figur erzeugten Durchbrechungen der vierten Wand waren aber dennoch ein Highlight des Spiels, wo dies doch manche ernsthafte Momente ins Lächerliche gezogen – das Spiel nimmt sich aber generell nicht immer ernst, deswegen ist dies völlig in Ordnung. Insgesamt also eine solide Story, die uns wirklich gut unterhalten und an der Stange gehalten hat.
Wunderschöne Kunst mit dem Nintendo Switch Problem
Das Gameplay wird regelmäßig von Geschichtsabschnitten unterbrochen, welche als Visuel Novels präsentiert und animiert werden. Zwischensequenzen fehlen komplett. Dies ist aber deswegen nicht schlimm, da die Charakterzeichnungen wunderschön gezeichnet wurden und zudem noch ihren jeweiligen Spielereihen angepasst sind. Zwar entsteht hierdurch eine kontrapunktierende Wirkung, wenn die Neptunia Charaktere den Senran Kagura Charakteren unähnlich sind, durch das Crossover-Attribut und der nicht vorhandenen Ernsthaftigkeit des Spiels, ist dies jedoch schnell und einfach zu verkraften. Auch gibt es immer mal wieder groß angelegte Zeichnungen, welche Events darstellen. Diese sind ausnahmslos künstlerisch schön in Szene gesetzt, was die langen Dialoge immer wieder auflockert. Wenn auch manche „Bewegungsanimationen“ komisch wirken (weil sich die Bilder nicht wirklich bewegen), so haben die Entwickler und Künstler mit dem Visuel Novel Anteil fantastisch anzusehende Dialoge gezaubert, die mir auch nach dem Spielen noch im Kopf blieben.
Anders sieht es aber im normaler Gameplay aus. Neben dem Visuel Novel Part, gibt es auch normale Gameplayabschnitte, in welcher wir uns in bester Hack and Slash Manier durch Gegner schnetzeln. Die Modelle und Umgebungen hier sehen zwar recht schön aus, durch die runtergedampfte Optik und die durchgängigen 30FPS verliert dieser Teil schnell seinen Charme und wirkt nur noch wie eine zusammengewürfelte Matchbrühe. Ein weiteres Problem ist, dass die grafische Darstellung auf dem Fernseher noch schlimmer wirkt. Das ist sehr schade, vor allem wenn man die Grafik mit der PlayStation 4 Version vergleicht, welche deutlich besser aussieht. An diesem Problem ist aber nicht nur die Switch selbst schuld. Es handelt sich hierbei um eine Port, was bedeutet, dass die Entwickler nicht unbedingt eine Extraversion produziert haben, sondern lediglich die PlayStation 4 Fassung genommen und die Grafik heruntergeschraubt haben. Das ginge bestimmt besser.
Ninja-Kunst mit Unterbrechungen
Bleiben wir doch direkt beim Gameplay und kommen auf die Mechaniken zu sprechen. Neben normalen Angriffen, Sprüngen und einer Taste zum Blocken, gibt euch das Spiel noch weitere Möglichkeiten an die Hand. So könnt ihr euer Element wechseln und Ninja Art Skills per Knopfdruck aktivieren. All das funktioniert super gut und baut einen spaßigen Flow auf, der über die gesamte Spieldauer aufrechterhalten werden kann. Es stört aber die Balance zwischen Visuel Novel Anteilen und dem eigentlichen Hack and Slash Elementen. Denn auf jede 5 Minuten Spielspaß folgen fast 30 Minuten Geschichte, was das Gameplay zu häufig unterbricht und dadurch am Drahtseilakt scheitert. Trotzdem macht das Kämpfen gegen Gegnerhorden ungemein Spaß und es entwickelt sich schnell eine Faszination, wie man die eigenen Combos aufbessern kann. Zumal man außer der Geschichte noch Nebenaktivitäten nachgehen kann.
In der Shinobi Base könnt ihr Ninja Art Skills auswechseln, zwischen den 10 Charakteren eure Formation bestimmen und sogenannte Spirit Gems einsetzen, die gewissen Attribute verändern. In der sogenannten Market Street könnt ihr euch Items kaufen oder neue von den gerade eben genannten Spririt Gems einkaufen, was es euch ermöglicht, sich auf neue Missionen vorzubereiten. Weiterhin könnt ihr im Komotsu Shrine Nebenmissionen nachgehen, um euer Level zu steigern. Im Meditation Raum können dann noch kurzfristige Buffs erworben werden und im NinChat könnt ihr mit eurer Gruppe reden, sowie Charaktermissionen freischalten. Zu guter Letzt folgt dann noch die World Map. Damit gibt es einiges zwischen den Hauptmissionen zu tun, ich wollte aber noch auf etwas ganz anderes raus: Das Spiel kann nur in der japanischen Synchronisation und englischen Texten gespielt werden. Es gibt keine deutschen Texte und auch die Sprachausgabe bleibt wie im Original. Man möge meinen, dies sie etwas Positives, ist aber vor allem aufgrund der Barrierefreiheit ein großes Problem und sollte unbedingt mit anderen Möglichkeiten erweitert werden. Um ein barrierefreies Spielen zu ermöglichen, kann gerne etwas mehr Geld in die Hand genommen werden. „So war es bei japanischen Spielen schon immer“ ist einfach keine Ausrede mehr…
Überschaubarer Umfang mit gut inszeniertem Sounddesign
Mit 10 bis 20 Stunden Spielzeit, ist das Spiel für ein RPG zwar nicht allzu lange, fühlt sich dafür aber nie gestreckt und auch nicht zu kurzweilig an. Für 49,99 € definitiv kein allzu großes Problem und auch das Komplementieren von Neptunia x Senran Kagura: Ninja Wars nimmt nicht zu viel Zeit in Anspruch. Wer jedoch eine große und episch angelegte Geschichte mit viel Inhalt erwartet, der ist hier an der falschen Stelle. Schließlich ist den Entwickler besonders Fan-Service hinsichtlich des Crossovers wichtig und dies merkt man auch an allen Enden und Ecken.
Sound und Musik sind zwar auch nicht weltbewegend, aber immer passend eingesetzt. Hin und wieder gibt es dann auch Momente, in welchen Musik mit einer singenden Stimme einsetzt, was dann auch die meiste Zeit zu Gänsehaut führt. Nur wenn sich dann Synchronisation und Vocals überschneiden, entsteht ein Sounddesign, welches schnell zu viel wird. Jedoch muss man dem Spiel auch zugutehalten, dass in der Hauptstory jede Zeile des Dialogs vertont ist, was in vieler solchen Spiele nicht der Fall ist. Dies hat für uns den Text um einiges aufgewertet und so dazu geführt, dass wir Dialoge nicht unbedingt überspringen wollten. Ein musikalisches Erlebnis, welches zumindest über dem Durchschnitt angesiedelt ist, aber nicht zu den Topwerken gehört.