Jedes Jahr behaupten viele Filme, sie beinhalten die brutalsten und blutigsten Szenen, die Zuschauer:innen jemals gesehen haben. Auch wenn dies häufig nur dem Marketing geschuldet ist, so gibt es doch einige wenige Filme, welche dieses Versprechen einhalten. The Sadness vom Regisseur Rob Jabbaz verspricht genau das und geht noch einen Schritt weiter, indem sich der Film im Trailer als grenzüberschreitend beschreibt. Ob der Film damit nun aber nur versucht scharenweise Zuschauer:innen ins Kino zu locken oder ob er zu den wenigen Film gehört, die zu ihrem Wort stehen, klären wir in dieser Filmkritik.
Blut, Gewalt und sexuelle Übergriffe am laufenden Band
Kat und Jim, ein junges Paar aus Taiwan, gehen ihrem ganz normalen Leben nach und versuchen jeden Tag aufs neue in einer überbevölkerten Stadt zu überleben. Eines Tages, nach dem Jim Kat zum Bahnhof bringt, verwandeln sich die Menschen um die beiden jungen Personen zu grausamen Mördern. Neben scheinbar normalen Menschen, die ihre Mitbewohner ohne Reue abschlachten, entscheiden sich andere Menschen dazu, hilflose Passanten zu vergewaltigen. Für all dies ist der sogenannte Alvin-Virus verantwortlich, welcher sich schneller verbreitet, als anfangs noch angenommen…
Ihr seht schon, dass der Film einiges an Gewalt zu bieten hat, die oftmals expliziter dargestellt wird, als dem Zuschauer lieb ist. Ein gutes Beispiel hierfür ist eine Szene recht zu Beginn des Filmes, in welcher die Protagonisten in einem Zug verweilt, während plötzlich Menschen um sie herum anfangen zu morden und zu vergewaltigen. Obwohl ich der Meinung war ich wäre auf eine solche Gewaltdarstellung vorbereitet, wurde mir doch ganz unwohl beim Anblick und ich war regelrecht schockiert von den Bildern, die der Regisseur auf die Leinwand bringt. Solche Szenen folgen aber am laufenden Band, was Zuschauer:innen keine Pause gönnt und damit stetige Spannung garantiert. Obwohl all dies recht grausam übermittelt wird, so hat die Film durchgehend unterhalten und die perfekte Balance zwischen langsamen und schnellen Szenen gefunden, was vor allem dadurch unterstützt wird, dass der Film mit rund 100 Minuten sein Dasein nicht überstrapaziert. Zudem wird der Regisseur oftmals extrem kreativ mit den Methoden, wie die Verrückten ihre Opfer quälen und töten.
Ein Hauch Gesellschaftskritik unter den Toten
Was mich hier dann aber doch etwas gestört hat, ist wie der Film lustige Momente einstreut. Während ich in einem Moment noch von den gewalttätigen blutigen Szenen fest in meinem Stuhl verankert war, haben mich die humorvoll inszenierten Szene aus der Atmosphäre gerissen, haben mich aber trotzdem zum Lachen gebracht. Ich war mir einfach unsicher, ob der Film nun eine Comedy oder doch ein Horrorfilm sein will, was leider immer wieder zu inneren Konflikten geführt hat. Hier hätte sich der Film eher für eine Seite entscheiden sollen.
Wenngleich ich diesen kleinen Kritikpunkt erwähnen musste, so hat mir der Rest des Filmes ungemein gefallen. Besonders die immer wieder mit eingewobene Gesellschaftskritik hat bei mir einen bestimmten Nerv getroffen, durch welchen ich immer wieder in Gedanken versunken bin, die ich normalerweise nur in Filmen wie Ex Machina erfahren habe. Am Anfang des Filmes wird zum Beispiel auf die Covid-19-Pandemie angespielt und wie die Regierung, sowie die Bevölkerung mit der Situation und den gefundenen wissenschaftlichen Erkenntnissen umgeht. Zu meinem Erschrecken habe ich in dem Gezeigten viel zu viele Parallelen erkannt, die den Film doch etwas realistischer gemacht haben, als ursprünglich gedacht. Auch dass Menschen ohne den Virus Gewalt anwenden und sich bereits wie die Monster verhalten, zeigt ein Weltbild, dass so auch in der realen Welt zu finden ist.
Fazit zum Apokalypsen-Splatter
Wie der Film trotz seiner Thematik, seiner expliziten Gewalt und seiner brutalen Darstellung in Deutschland ungeschnitten erscheinen konnte, bleibt mir ein Rätsel. Damit möchte ich jetzt nicht aussagen, dass dem Film die Schere drohen sollte, es ist für mich lediglich wunderlich, wie ein Film mit sexuellen Übergriffen in diesem Ausmaße bei uns im Kino laufen kann. Wer vor solch extremen Bildern nicht zurückschreckt und auch unpassenden Humor erträgt, der wird mit The Sadness eine Menge Spaß haben und einen brutalen, wie auch blutigen Film erleben, der auf Ansage Grenzen überschreitet. Ob das Gezeigte zu weit geht, muss dennoch jeder für sich selbst entscheiden und auch ob ein solches Massaker verkraftbar ist, wird wohl individuell ermittelt werden müssen. Zudem ist der Film eine tolle Abwechslung zur Hollywood-Standardkost, welche tagtägliche in die deutschen Kinos strömt. Ich aber mochte das Gemetzel und freue mich auf weitere Filme des taiwanesischen Regisseurs.
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