Descendants ist das Märchen der nächsten Generation – Disney Channel Legacy

High School Musical ist ein Klassiker unter den Disney Channel Original Movies. Nicht viele Filme konnte dieselbe Masse an Fans zum hauseigenen Sender locken. Die Marke war weiterhin so groß, dass der dritte Teil obendrein vom Mutterkonzern selbst produziert wurde. Irgendwann werden wir in diesem Format bestimmen über diese Reihe sprechen, nicht aber heute. Es gibt nämlich eine gänzlich andere Reihe, die es geschafft hat, eine ebenbürtige Fanbase aufzubauen. Ich rede natürlich von Descendants, einer Filmreihe, die besonders durch ihre Musik einen gewissen Status unter Fans erreicht hat. Auch die direkte Verbindung zu Märchenadaptionen des Mauskonzerns könnten dem Film zu dieser hohen Stellung verholfen haben. Ist der erste Teil von Descendants nun aber das Meisterwerk, für das ihn alle halten oder ist das alles nur eine Fassade aufgrund der Figuren und dem Bezug zu großen Disney Franchises?

Willkommen zu Disney Channel Legacy, einem Format, indem ich versuche alle Disney Channel Originals zu schauen und euch meine Erfahrung hier zu präsentieren!

Ikonische Geschichten mit einem Hauch Gesellschaftskritik

Nach der Hochzeit von Belle und dem Biest vereinigen sie gemeinsam das ganze Land und erschaffen somit das neue Königreich Auradon. Hier sind aber nur die Helden der Märchen willkommen, während alle Bösewichte auf der Insel der Verlorenen eingeschlossen werden und dort indessen ein eintöniges Leben führen müssen. Ben, der Sohn von Belle und dem Biest, will jedoch aber der nächsten Generation an Schurken die Chance geben, die Insel der Verlorenen zu verlassen und ein Leben in Auradon zu führen. Um diese Idee wahr werden zu lassen, lädt der Prinz Mal (die Tochter von Maleficent), Evie (die Tochter der Bösen Königin), Carlos (der Sohn von Cruella) und Jay (der Sohn von Dschafar) in die Schule des Königreichs ein. Auch wenn diese zuerst nur Böses im Schilde führen, so lernen sie schnell, dass sie selbst ihren Weg bestimmen können. Eine Geschichte voller trauriger, aber auch fröhlicher Ereignisse nimmt seinen Lauf…

Vorweg: Ja, der Cast ist unglaublich gut gewählt und die Schauspieler präsentieren die ikonischen Schurken und Helden, wie wir sie uns in einer solchen Welt vorstellen würden. Leider ist oftmals die Geschichte ein wenig zu stark auf „modern“ getrimmt und wir bekommen eine Schule in den Mittelpunkt gestellt, die an jeden Highschool Film ab dem Jahre 2000 erinnert. Im Großen und Ganzen stört das zwar etwas, den eigentlich Film macht dies aber nicht direkt schlecht. Denn im Gegensatz zur Schule strahlen alle anderen Settings eine herausragende Atmosphäre aus. Diese sind sehr schön gestaltet und es kristallisiert sich immer wieder ein märchenhaftes Gefühl heraus. Über die Kostüme kann dasselbe erzählt werden, was die fantastische Stimmung noch dichter werden lässt.

Zudem präsentiert uns der Film zusätzlich ein Hauch Gesellschaftskritik. Diese entsteht über die etablierte Zwei-Klassen-Gesellschaft, welche die Figuren im Film aufzubrechen versuchen. Dies wird weiter verstärkt über einen Generationskonflikt, da die Erwachsenen mit der Situation zufrieden sind, Teile der jüngeren Generationen dieses Konstrukt aufbrechen wollen. Hier und da wird diese Kritik zwar etwas undeutlich, jedoch funktioniert dies im Gesamtbild. Nur das Disney typische Ende lässt die zuvor aufgebauten Konflikte gar komplett verpuffen.

Musik, die verzaubert

Schon in den Artikeln zu Teen Beach Movie oder auch Lemonade Mouth sprach ich von guter Musik und noch besseren Choreographien. Descendants kann hier aber locker mit Meilensteinen wie High School Musical mithalten. Nicht nur ist die Musik stark einprägsam auch sind die Choreographien immer passend an die Stimmung der Charaktere angepasst. Wenn sich zum Beispiel Mal von ihrer Mutter entfremdet dann spürt man das in den Liedern. Weiterhin ist das Lied „Rotten to the Core“ zu einem Klassiker aufgestiegen. Nicht nur zählt das Lied 410 Millionen Aufrufe auf YouTube, auch wurde der Song in späteren Teilen wiederverwendet.

Diese Musikeinlagen in Kombination mit dem Setting fängt außerdem die Stimmung der Originalwerke – zu meiner Überraschung – sehr gut ein. Es spielt keine Rolle ob Worldbuilding oder Charaktere selbst, beim Schauen fühlen sich Zuschauer:innen in die Welt der alten Disney Filmen transportiert. Diese überwältigen Gefühlen werden aber leider durch die Tragödie rund um Cameron Boyce gebrochen. Dieser verstarb am 6. Juli 2019, was besonders für Mitglieder des Descendants Cast einen großen Schicksalsschlag darstellte. Zwar hat es die Reihe auf drei Teile geschafft, ob es aber weiter gehen wird steht noch nicht fest. Auch wenn dieser Fakt beim Schauen einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt, so glänzt Cameron Boyce mit seiner Schauspielkunst im gesamten Film.

Starke Charaktere, schwache Effekte

Von Böse zu gut in fast einer Stunde und fünfzig Minuten. Mit diesem Satz lässt sich sehr gut die Charakterentwicklung der Hauptfiguren zusammenfassen. Denn während oftmals in Disney Channel Filmen diese Entwicklung nicht ganz so stark ausfällt, so ist sie hier umso prägnanter. Dies wird vor allem dahingehend bestärkt, da die Macher hinter dem Film die klassischen Disney Klischees auf den Kopf stellt. Die Guten sind die Bösen und die Bösen sind die Guten – ein Motto, dass den gesamten Film bestimmt. Selten fiebert man so extrem mit den Bösewichten mit, anstatt die Helden in Schutz zu nehmen. Manchmal ist dieses Bild aber auch zu vehement im Film zu finden. Die Guten werden nämlich häufig so Böse präsentiert, dass sie fast schon das Erbe ihrer Eltern in den Schmutz ziehen. Wer diesem Sachverhalt aber keine Beachtung schenkt, der wird damit auch höchstwahrscheinlich kein Problem haben.

Umso stärker die Charaktere, desto schlechter das CGI. Dies mag zwar keine Verallgemeinerung sein, die auf alle Filme übertragen werden kann, in Descendants entspricht diese jedoch der Wahrheit. Wenn sich Maleficent am Ende zu einem Drachen verwandelt, bekommen wir ein GCI Monster serviert, dass auch locker aus Videospielen der PlayStation 1 Ära stammen könnte. Da ich auch schon in Teen Beach Movie das gleiche Problem erwähnt habe, können wir wohl davon ausgehen, dass sich ein Trend abzeichnet. Womöglich hängt dies aber auch einfach mit dem geringen Budget des Disney Channels zusammen. Der Film verwendet zusätzlich Green Screens. Dies ist zwar manchmal sehr ersichtlich, dafür fällt es normalerweise aber nicht auf (außer ihr achtet dank mir jetzt drauf).

Fazit

Descendants gehört zu den besten Disney Channel Originals… wenn man über die kleinen Schönheitsfehler hinweg sehen kann. Wie immer gilt, dass Fans von Musicals sowieso ihren Spaß mit dem Film haben werden, während Gegner dieser Art Filme lieber einen großen Bogen um diesen machen sollten. Auch Personen, die bereits den klassischen Disney Filmen nichts abgewinnen können, sind hier falsch. Alle nicht genannten Personengruppen dürfen den Film auf keinen Fall verpassen!

verwandte posts

Ein erster Blick auf die zweite Staffel von Percy Jackson

Nicht ganz was ich erwartet habe – Descendants: The Rise of Red

Brutale Action mit wenigen Worten – Silent Night Blu-ray Kritik

1 Kommentar/Kommentare:

Nicht ganz was ich erwartet habe… - Descendants: The Rise of Red - Gaming Magazin - Games-Mag - Gaming News and Gaming Reviews 3. August 2024 - 16:50
[…] wir direkt auf einer persönlichen Note: Ich habe eine wirklich starke Verbindung zu den Descendants-Filmen. Nicht nur haben sie mir bereits durch schwere Zeiten geholfen, auch kann ich mir die […]
Kommentar hinzufügen

Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden. Näheres findest Du in unserer Datenschutzerklärung Mehr erfahren